Einige Unklarheiten zu Dunkelflaute und grenzüberschreitendem Stromhandel

Plancius, Samstag, 14.12.2024, 11:46 (vor 16 Tagen)2986 Views

In den letzten Tagen der Dunkelflaute war erkennbar, dass sowohl Deutschland als auch Dänemark nicht mehr in der Lage waren, ihren Strombedarf in der erforderlichen Höhe zu decken. Deutschland setzt bei seiner Energieerzeugung hauptsächlich auf Wind und Sonne, während Dänemark vorwiegend auf Windstrom setzt.

Die Kapazitäten im europäische Energieverbundsystem sind so ausgelegt, dass ein Land ca. 10% seiner Leistung in die benachbarten Länder exportieren kann, um Spitzenbedarfe in einzelnen Ländern durch den grenzüberschreitenden Stromhandel kosteneffizient abdecken zu können oder den unerwarteten Ausfall eines Kraftwerks abfedern zu können.

Nun sind wegen des großen ganztägigen Strombedarfs von Deutschland und Dänemark (ca. 20 - 30% des Bedarfs mussten in beiden Ländern importiert werden) die Strompreise in den angrenzenden Nachbarländern stark, bis auf das 15fache des üblichen Preises, angestiegen. Insbesondere in Norwegen und Schweden waren die regionalen Differenzen im Strompreis immens hoch. In Südschweden wurde 500 EUR für die MWh gezahlt, in Mittelschweden lag der Preis bei 7 EUR pro MWh.

Nun heißt es, dass wir verantwortlich sind, wenn in Norwegen und Schweden die Strompreise für die dortigen Verbraucher steigen. In Südschweden kostete eine 10minütige Dusche abends nach Feierabend 5 Euro.

Mir ist das ganze System der Preisgestaltung nicht verständlich. Eigentlich wären wir doch ein willkommener Windfall-Profit für die nordischen Energiekonzerne. Die können doch den Strom an ihre Inlandskunden zum normalen günstigen Preis verkaufen und laden ihre Überschüsse zu guten Preisen in Dänemark und Deutschland ab.

Genauso können sie doch sehr billig oder sogar für ein Handgeld obendrauf im Sommer den Strom in DE und DK kaufen und ihre Ressourcen schonen. Österreich und die Schweiz machen es doch genauso.

Eigentlich ist die die irrsinnige EEG-Politik in DE und DK ein profitables Geschäftsmodell für unsere Nachbarländer. Insbesondere AT und CH als auch Norwegen und Schweden haben mit ihren Wasserkraftwerken genügend disponible Kapazitäten, um gute Gewinne im Stromhandel mit DE und DK zu realisieren, ohne den einheimischen Verbrauchern die Kapazitäten zu stehlen.

Wenn das staatlich geregelt ist, dass nur Überkapazitäten für den internationalen Stromhandel zur Verfügung stehen, dann wirkt sich doch der stark volatile Strombedarf in DE und DK eher preisdämpfend auf den Strompreis der Nachbarländer aus.

Preistreibend auf den inländischen Markt wirkt es sich doch eher dann aus, wenn die Inländer variable Stromtarife a la Tibber haben bzw. nicht nur die Überkapazitäten für den Stromhandel zur Verfügung stehen, sondern die inländischen Verbraucher in Konkurrenz zum zahlungskräftigen Deutschland stehen.

Aber egal wie man es dreht, volkswirtschaftlich gesehen profitieren doch unsere Nachbarländer von unserer Energiepolitik. Ein negativer Einfluss auf die inländischen Verbraucher ist letzten Endes nur eine Frage der staatlichen Regulation und der Art des Stromtarifs für die Kunden.

Gruß Plancius

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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER


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