Leserzuschrift: Bitcoin und die technologische Zivilisation? Es steht und fällt mit ihr!
Bitcoin und die technologische Zivilisation? Es steht und fällt mit ihr!
„creatio ex nihilo“ (cen)
Während ich den Text hier schreibe, verfolge ich natürlich die Forumsdiskussion mit all den Argumenten. Eigentlich wollte ich den Fokus meiner Gedanken ausschließlich auf Bitcoin legen, merkte aber sehr bald dass dessen Verständnis nur über Gold führt, weswegen ich auch einige Zeilen zu Gold schreiben musste.
Bitcoin wurde 2008 künstlich aus dem Nichts geschaffen (cen) und künstlichverknappt, es kann jederzeit als neuer „Coin“ dem Original nachempfunden, kopiert und in verbesserter Version von Neuem erschaffen werden. Es hat keine physische Form und bei seiner Geburt hatte es auch keinen Gegenwert, dadurch wird seine Irrationalität noch verstärkt. Wenn aber ein Bitcoinzwilling in verbesserter Version bereits existiert dann muss die berichtigte Frage nach dem Wert dieser Kopie und dem des Originals gestellt werden.
Strom wird oft als ein Argument angeführt, aber das lasse ich nicht gelten denn unsere Zivilisation (was immer man von ihr halten mag) hat durch die Atomkraft längst einen Weg gefunden „theoretisch“ unbegrenzte Mengen an benötigtem Strom herzustellen. Dieser Weg würde ohne Probleme bis zur nächsten Energierevolution funktionieren. Aus diesem Grund ist diese Form von Energie kein begrenztes Gut mehr und kann daher genauso wenig auf ein begrenztes Produkt aus ihr übertragen werden. Dies gilt jedoch nicht für Gold, die Menge an Energie um künstlich Gold herzustellen ist derzeit jenseits von Gut und Böse. Man könnte hier natürlich Rechnungen aufstellen, nur um zu merken dass der Liter Milch und das Kilogramm Mehl nicht den Preis haben den wir im Supermarkt dafür bezahlen. Energie ≠ Wert!
Bitcoin als Reserve für den US-Dollar? Oder der Versuch sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf zu ziehen.
Können die stets vorgebrachten Argumente (technologische Aspekte) in Bezug auf den Wert des Bitcoin überhaupt noch einer Prüfung standhalten, oder ist es letztlich nur der Glaube der seinen Wert und Preis rechtfertigt. Kann die USA den Verschleiß ihres Dollars dadurch aufhalten, in dem sie ihn mit einer cen Währung deckt, deren Wert dadurch entsteht indem man ihr die zu deckende Fiat-Währung zur Wertbemessung gegenüberstellt? Deckt hier die cen Währung den Dollar oder ist es der Dollar der zuerst dem Bitcoin seinen Wert und Preis vorgibt, um sich anschließend durch Diesen decken zu lassen. Am Ende dieser Überlegung steht nichts weniger als die Idee der größten Entschuldung seit Menschengedenken ohne dabei den Kreislauf nennenswert zu stören. Der Schuldner besäße in diesem Fall sowohl seine herausgegebenen Schuldscheine als auch den zur Begleichung benötigten Gegenwert bei gleichzeitigem Vertrauen der Masse! Die 1-Billion-Dollar-Münze wird zur Realität. Der Schuldige wurde gleichzeitig Kläger, Anwalt und Richter.
Und ab jetzt kann er eine neue Runde beginnen. Ab diesem Zeitpunkt befinden wir uns in einer geschlossenen Blase weil andere Staaten vermutlich nicht mitspielen wollen. Das Vertrauen der Masse ist da, denn finanzielle Unantastbarkeit und Gerechtigkeit ist das Motto der Stunde. Ab hier kann auch die Frage gestellt werden ob der Kaiser nicht womöglich schon nackt sei und seine Goldreserven nur noch heiße Luft sind? Hier glaube ich liegt auch die Antwort auf den Erschaffer von Bitcoin. Die Meisten haben aber auch nicht verstanden dass eine digitale Währungsreserve zwingend (!!) die Eigenschaften aufweisen muss die der Bitcoin vorgibt zu besitzen. Dies umso mehr weil es ein Erzeugnis aus dem Nichts ist. Der Erschaffer dieser Währung muss dem Volk dieses Versprechen von Unabhängigkeit und Gerechtigkeit als Gegenleistung für Vertrauen geben. Gold kann man weder gut noch schlechtreden, es hat den Wert den es hat. Jeder Staat der sich zukünftig dem Bitcoin in Form einer Geldreserve ausliefert, stellt sich somit unweigerlich wieder unter die Flügel der USA, seiner Währung und dem Vertrauen seiner Bevölkerung. Es ist also ein rein amerikanisches Produkt für die amerikanische Art zu wirtschaften.
Gold vs Bitcoin
Gold ist ein von der Natur hergestelltes und begrenztes Produkt, welches bis heute nicht reproduzierbar ist, es rostet nicht und kann in keinem natürlichen Vorgang gelöst und vernichtet werden. Zudem überdauert es Ewigkeiten sowohl im Salzwasser wie im trockenen Sand der Wüste. Es kann in jedem zeitlichen Abschnitt der Menschheit eingelagert werden und von späteren Zivilisationen umstandslos wieder für seinen Zweck verwendet werden. In Form von Geld (Zahlungsmittel) bedarf es keiner Wertsignatur, da es den Wert in sich selbst, in Form der Gewichtsmenge, trägt. Ob als Klumpen oder gegossene Münze mit jeglicher politischen Prägung, wird es ohne Probleme seit mind. 6000 Jahren von der Menschheit akzeptiert. Die Kaisermünze wird umstandslos im Dschungel von Amazonas angenommen, unter der Bedingung dass sie aus Gold ist. Der Wert des Rohmaterials kann dabei immer gesteigert werden indem man es zu einem Kunstwerk oder Luxusgegenstand formt, und nach dem Einschmelzen dieser, fällt der Wert maximal auf den Preis des Rohmaterials zurück. Aufgrund seiner geringen Schmelztemperatur von 1065 Grad ist es im Gegensatz zu Platin (1768 Grad) ein Werterhaltungsprodukt seit Anbeginn der Menschheit. Dieser Umstand machte es auch einfachsten Kulturen möglich das gelbe Metall zu schmelzen. Seltenheit+ Widerstandsfähigkeit+ leichte Verarbeitbarkeit (Schmelztemp.) = Akzeptanz = Wert
Hinge dagegen der Wert der Metalle nur von ihrem Schmelzpunkt ab, so wäre die Erzeugung der Edelmetalle, zum reinen Werterhalt, vom jeweils technologischen Stand einer Zivilisation abhängig, so wie Bitcoin! Es stünde und fiele mit der Technologie. Da die waffentauglichsten Metalle aufgrund ihrer Schmelztemperatur erst seit rund 500 Jahren verarbeitet werden können, muss diese These vom Tisch und die Überschrift kann bestätigt werden. Der Wert von Technologie kann aber nicht durch Technologie selbst definiert werden, außer in einem Kreislauf der innerhalb einer Blase sich entwickeln kann und nur dort gedeihen kann. Genau darauf basiert aber die angebliche „Genialität“ von Bitcoin. Obwohl es das zwingend müsste, wirbt Bitcoin nicht für den Weitererhalt unserer auf technologie basierenden Zivilisation, sondern begreift sich als die Lösung danach. Das Schürfen von Werterhaltungsprodukten muss von jedem Volk auf der Welt möglich sein, auch ohne dabei auf technologische „Zaubermittel“ wie Strom, Mikrochips, Prozessoren etc. zurückgreifen zu müssen.
Was aber wenn es genau umgekehrt wäre und Gold und Silber erst ab 1500 bzw. 1400 Grad ihren Schmelzpunkt hätten? Könnte sich dann überhaupt ein beständiges und Kulturen übergreifendes Geldsystem entwickeln? Ein solches Szenario könnte aus m. Sicht kein vernünftiges Zahlungsmittel hervorbringen und müsste wohl zwecks fehlendem Werterhalt auf künstlich verordnete Verknappung zurückgreifen um den benötigten Wert zu erzielen, aber dies würde nur über sehr kurze Zeit funktionieren. Alternativ könnte der Staat mit technologischen Mitteln ein Produkt veredeln was aber zwingend einen ebenbürtigen Handelspartner voraussetzt. China exportierte von der Antike weg ausschließlich Technologieprodukte, bis die Seidenraupen ihren Weg nach Byzanz fanden. Später war es Porzellan, bis Friedrich Böttger das Geheimnis lüftete. Dieser geschlossene Kreislauf benötigt immer ebenbürtige Handelspartner, ein einfacher Bauer jener Zeit benötigte weder Seide noch Porzellan.
Gab es jemals in der Geschichte einen Fall wo eine Unterschicht (zb. Bauern) ein, ausschließlich von ihr, hergestelltes Produkt künstlich verknappen ließ um sich z.B. seiner Schulden zu entledigen? Hier schließe ich den Kreis zu Bitcoin. Wer hätte das Potenzial ein, aus dem Nichts erschaffenes, künstlich zu verknapptes und nur durch Technologie funktionierendes Erzeugnis zu erschaffen um es dann als Wertspeicher in den Markt zu integrieren?
Satoshi: Das Kernproblem konventioneller Währungen ist das Ausmaß an Vertrauen, das nötig ist, damit sie funktionieren.
Der Zentralbank muss vertraut werden, dass sie die Währung nicht entwertet, doch die Geschichte des Fiatgeldes ist voll von Verrat an diesem Vertrauen.
Dieser Behauptung könnte ich zustimmen wenn Bitcoin, unabhängig von Energie und Technologie, funktionieren würde. Da ich aber dem Staat und den Konzernen in dieser Hinsicht wieder vertrauen muss, lande ich erneut bei Satoshis Zitat. Kann und will der Staat überhaupt Energie- und Technologiewachstum garantieren um eine angeblich gegen ihn gerichtete Währung zu stützen? Angesichts der Tragweite eines globalen Marktzusammenbruchs und der daraus resultierenden Folgen für die Zivilisation, kann das doch nur Nonsens sein. Da eine gerechte Fiat-Währung den Staat entmachten würde muss wenigstens die Deckung der ungerechten Fiat-Währung Gerechtigkeit und Sicherheit versprühen. Wenn also die USA den gerechten Bitcoin für gut befunden hat, weshalb erschafft sie dann nicht eine ebenso gerechte digitale Fiat-Währung in der ein Verrat der Banken ausgeschlossen ist? Wer somit an das bitcoinsche Versprechen glaubt, muss zwingend auch an unser zivilisatorisches "weiter so" glauben.
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Grüße
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Ich bin und zugleich nicht.