Re: Was ist los in den USA!?

Ostfriese, Donnerstag, 05.01.2023, 23:38 (vor 474 Tagen) @ Reffke4594 Views

Hallo Reffke

Der Satz

Unfassbare Szenen in in den USA!

und weitere Kommentarschnipsel aus Deinem Faden beschreiben nachdrücklich die unvermeidlichen Dysfunktionalitäten und systemimmanenten Verwerfungen, die das Ende eines zyklisch debitistischen Durchganges prägen. Ausgangspunkt des Verstehens der heutigen weltweit zu bestaunenden Zustände sind die auf formloser Gewalt bestehenden Stammesgemeinschaften unterhalb der Dunbar’schen Zahl mit maximal/optimal 150 Menschen. Oberhalb dieser Zahl beginnt, um die Desintegration des Stammes zu verhindern, die Installation von Zentralmachtsystemen auf der Grundlage der rechtlich formellen Herrschaft, die, wie der Rechtswissenschaftler und Rechtshistoriker Uwe Wesel in Zur Entstehung von Recht in frühen Gesellschaften darlegt, mit Paul C. Martins Debitismus und Machttheorie voll im Einklang steht. Der historische Weg von der formlosen Gewalt über die formelle Herrschaft zur erneuten formlosen Gewalt ist unvermeidbar - Demokratie als Militärdiktatur im Wartestand.

Im Zeitalter der transzendentale Obdachlosigkeit (Georg Lukács), des Spektakels (Guy Debord) und der Orgien der Kommunikation (Jean Baudrillard) sind die systemischen Verwerfungen, die sich aus der Logik des Debitismus gegen Ende eines zyklischen Durchlaufs zwangsläufig ergeben, zu betrachten: Mangel an Nachschuldner, Einbruch der Wiederbeleihungswerte, fehlende alternative Besicherungen, Belastungsgrenzen, Zunahme deflationärer Tendenzen und der maßlosen Ungleichgewichte zwischen Arm und Reich, usw. usf.

Der Zwang zur Aufschuldung bedingt durch das nicht-lösbare Vorher-Nachher-Problem gegen Ende eines zyklisch-debitistischen Durchganges bedeutet, dass die Verschuldung immer weniger leistungserzwingend und produktiv ist. Die ausschließlichen Geldschöpfung mittels Hinterlegung von Staatsanleihen bei der Zentralbank auf der Grundlage ihrer geldpolitischen Operationen führt zur Steigerung der Grenzkosten des Staates - die Effizienz der Bürokratie nimmt umso schneller ab, je mehr Gesetze erscheinen. Gleichzeitig nimmt der Selbstverrentungseffekt zu.

Der Zwang zur Vorfinanzierung aller zivilisatorischen Entwicklungen definiert den debitistischen Systemcode selbst. Die jetzt angesichts der Überschuldung zu beobachtenden begrenzten Verschuldungsfähigkeiten / Haftbarkeiten debitistischer Machtsysteme finden letztendlich ihre Entsprechung im Umschlag aller wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Werte insgesamt ins Gegenteil.

Das kapitalistische System kann sehr lange unter Druck gehalten werden. Es muss aber in sich enden, sobald der Verrentungsprozess einsetzt, also arbeitslose Einkommen entstehen, die nicht über den Markt (als Kettenbrief-System mit Findungszwang von Nachschuldnern) entstehen, sondern aufgrund von Titeln, die Einkommen mit Hilfe von Macht, also Einsatz von bewaffnetem Zwang denen zufließen lassen, die diese Titel halten (das reicht vom Altersrentner über den Sozialhilfeberechtigten über den Staatsbediensteten bis hin zum direkten Staatsgläubiger: Sie alle erzielen keine Markt-, sondern Machteinkommen – egal wie hoch sie im Einzelfall sein mögen).

Dadurch schnurrt der unter Druck stehende Sektor immer stärker zusammen, kann immer weniger abliefern (relativ zu dem, was abgeliefert werden müsste), was mit immer höherer Staatsverschuldung ausgeglichen wird ebenso lange, bis sich die beiden Lager unversöhnbar gegenüber stehen, was spätestens dann der Fall ist, wenn es keinem aus dem Leistungslager mehr gelingt, in das Rentenlager zu wechseln oder falls dies noch möglich ist (die Menschen kommen automatisch ins Rentenalter usw.) die Alimentation des Rentenlagers durch das Leistungslager nicht mehr möglich ist, der Leistungssektor immer schwächer wird (“Leistung muss sich wieder lohnen!”) und der Rentensektor ebenfalls immer tiefer fällt (“Rente auf Sozialhilfe-Niveau für alle!”, “Kürzung der Beamtenbezüge!”, “Minizinssätze decken nicht mehr die [durch Steuern und Gebührenerhöhungen] decken nicht mehr die Inflationsrate!”).

Quelle: https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=240134

Gruß - Ostfriese


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