Der Teufel liegt in vielen Details, aber Gold-Deckung ist völlig unnötig
Hallo eesti,
erst einmal vorangestellt. Die ersten 40 Jahr seit Aufhebung der Gold-Deckung durch die USA 1971 haben doch bewiesen, dass man keine Gold-Deckung braucht. Es ging auch ohne. Der krasse, deflationäre Geldmangel, der dann die Krise 2008 ausgelöst hat, wäre mit einer Golddeckung viel früher und viel schärfer eingetreten. Die 14 Jahre Spielverlängerung, die wir jetzt durch eine Umwandlung des deflationären Kollapses in die inflationäre Variante erleben durften, verdanken wir dem ungedeckten Kreditgeld.
Wie ungerecht dieses Goldsystem ist, zeigt sich daran, dass Länder ohne Gold vom Wirtschaften total ausgeschlossen wären. Die können nicht einmal ein eigenes lokales Geldsystem aufbauen, wenn es nur Gold sein darf. Lokales Geld ist jedoch äußerst hilfreich, weil es vielfältige Funktionen erfüllt. Wenn ein großes Land einmal seine Goldvorräte verloren hat, kann es diese beim besten Willen nur durch fleißiges Wirtschaften ganz langsam zurückgewinnen. Es könnte aber in dieser Zeit kein lokales Geldsystem haben. Das wäre doch völliger Unsinn.
Wie entsteht Geld bei Dir eigentlich. Früher, bei den gedeckten Währungen, war Geld staatliches Münzgeld. Es entstand durch die Prägung von Münzen, die der Staat in Umlauf brachte und als Steuern kassierte. Die Deckung waren die Münzen. Wie entsteht Geld jetzt genau in Deinem System?
Die Schuldenbeträge mit dem Goldbestand aufzurechnen ist doch Unfug!
Ja, das sollte nur die Seite der "Milligramm" erklären. Damit klar wird, dass es nicht praktisch ist mit Gold direkt zu arbeiten. Dann kommen nämlich ganz schnell, auch bei Dir doch wieder Banknoten ins Spiel. Banken sind entstanden, um Münzgeld sicher aufzubewahren. Weil die Diebstahlgefahr hoch war und ständig anwuchs und wer reich war deshalb gefährlich lebte. Dann musste man Geld noch transportieren, um Geschäfte zu machen. Auch das war gefährlich und man führte Banknoten ein, die anfangs NUR das eingezahlte Geld des Eigentümers repräsentierten. Doch die Banker merkten schnell, dass sie mehr Banknoten ausstellen konnten, als sie Geld hatten, solange sie nur liquide blieben. Jeder, der mehr Geld bekam als er eingezahlt hatte, bekam einen Kredit der Bank.
So war ganz automatisch und letztlich nebenbei unser heutiges Kreditgeld entstanden. Diese Form der Geldschöpfung durch Geschäftsbanken ist ein technischer Vorgang, der sich nicht verhindern lässt, wenn man Banknoten verwendet.
Die meisten Schulden sind doch nur Luftnummern, die schnell aufgelöst werden, wenn ein neues Geldsystem, eigentlich das alte Geldsystem wieder eingeführt wird.
Wahrscheinlich, aber das ist doch keinesfalls nur positiv. Es würden vielleicht auch viele Arbeitsplätze wegfallen.
Ein unsinniges Argument ist die Annahme, daß bei einem edelmetallgedeckten System die ausgegebenen Geldscheine zu 100% durch Metall gedeckt waren/sind.
Ja, siehst du. Wie hoch soll denn der Prozentsatz sein 80%. Oder doch nur 50%. Und wenn das Gold nicht mehr reicht, wird einfach der Prozentsatz angepasst.
Das war eigentlich nie so gewesen, sondern die Notenbank garantierte nur durch eine ausreichende Metalldeckung, daß immer genug Metall vorhanden ist, um eventuelle Einlöseversprechen bedienen zu können.
Nie war das ausgegebene Papiergeld zu 100% durch Metall gedeckt!
Ja, aber die Notenbank hatte immer mal wieder nicht genug Gold. Deshalb wurde die Gold-Deckung bisher immer wieder zwingend abgeschafft. Und es kann auch gar nicht sein. Weil jedes Land mit einer starken Währung IMMER zu viel im Ausland einkaufen kann, und dadurch über kurz oder lang sein Gold verliert. Weil die Anpassung an die neue Realität immer zu spät passiert, wenn schon viel zu viel Gold weg ist. Das sind technische Prozesse, die sich nicht ändern lassen.
Nur, wenn größere Einlösebegehren in kurzer Zeit das System zu sprengen drohten, kollabierte das System (Bretton Woods).
Also Bretton Woods war für mich etwas anderes.
Daß das Goldsystem kollabierte lag nicht am System, sondern an dem Bestreben der Regierungen einen Krieg, der zu viel kostete, mit Scheingeld weiter führen zu wollen, beziehungsweise das Unvermögen einiger Staaten, die Kriegskredite an ausländische Geldgeber zu bedienen.
Starke Währung führen immer zu Überkonsum. Guck dir die USA an. Der Überkonsum war relativ gesehen in den 1960er Jahren noch extremer als heute. Deshalb auch der damalige Verfall des Dollar gegenüber der DM. Wirtschaftliche starke Regierungen waren stets versucht ihren Einfluss durch Kriege zu erweitern. Ist auch eine Form von "Überkonsum".
Daher hat der Dollar auch noch lange nach dem europäischen Kollaps weiter das Goldsystem beibehalten können. Sogar noch weit über den darauffolgenden 2. Weltkrieg hinaus.
Die USA hatte eine klare Strategie die Briten als Weltmacht abzulösen und sich deren Privilegien zu sichern. Diese Privilegien halten so etwa 70 Jahre. Die jetzt so langsam abgelaufen sind.
Das edelmetallgedeckte Geld funktioniert auch bei unserem komplexeren Wirtschaftssystemen, wenn man denn will, aber die Regierungen wollen das nicht.
Die gigantischen virtuellen Geldströme lassen sich auch mit dem goldgedeckten System durchziehen, denn auch mit Golddeckung lassen sich Kredite, somit die Geldmenge, per Papier unendlich aufbauen.
Wie oben gesagt, sobald man Banknoten einsetzt, kann man die Ausgabe von mehr Noten als gedeckt sind nicht verhindern. Der Schwindel fliegt immer erst auf, wenn die Bank nicht liquide ist. Was aber auch bei unserem heutigen System passieren kann. Banken beaufsichtigen kann nur die Regierung und wie du selber sagt, hat gerade die Regierung selbst das aller größte Interesse an mehr Geld im Umlauf als Deckung vorhanden ist. Wie gut wird sie die Banken also kontrollieren?
Nur ist die Gefahr des Ausfalls der Kredit schaffenden Seite natürlich immer gegeben, aber das regelt der Markt, wie auch damals.
Ach ja, wie regelt der Markt das genau? Schließlich ist das Geld ja jetzt noch im Umlauf.
Nur die Politik ist gezwungen ihre Wählerschaft ohne Geschenke über die Druckerpresse zu beglücken, also kann sie dauerhaft nur soviel Gelder ausgeben, wie sie auch real einnimmt, sonst fließt Gold aus dem Land ab, die Notenbank wäre gezwungen, die Ausgabe von Papier zu vermindern, wenn der Quotient von Gold zu ausgegebenen Banknoten erhalten bleiben soll.
Die Geschenke der Regierenden haben doch mit dem Geld-System erst einmal nur sekundär zu tun. Das Gold stellt allenfalls eine harte physische Begrenzung dar, aber die wirkt eben auch negativ. Auch fließt Gold doch nicht automatisch ins Ausland ab, nur weil die Regierung vorher Geld im Inland verschenkt hat. Gerade der Abfluss ins Ausland hat doch ganz andere Gründe. Das hat doch mit Ein- und Verkäufen über die Landesgrenzen zu tun oder nicht?
Entweder, man vermindert dann die Notenausgabe, also vermindert die Geldversorgung und würgt die eigene Wirtschaft so weit ab, daß die Lohnempfänger durch hohe Arbeitslosigkeit gezwungen sind auch solch niedrige Löhne zu akzeptieren, daß die Wirtschaft gegen andere Länder wieder wettbewerbsfähig ist, und wieder mehr Gold aus dem Ausland in das Land fließt.
Ja, aber an dieser Stelle hast du bereits ein riesiges Problem. Denn wenn die Golddeckung einmal auf 20% festgelegt wurde und mit diesem Geld sagen wir maximal 1 Mrd Fatasius in Umlauf gebracht wurden und werden konnten, weil sonst die Deckung nicht gereicht hätte. Wenn jetzt aber 10% dieses Goldes ins Ausland geliefert werden müssen. Was passiert jetzt mit der 1Mrd Fantasius. Die sind jetzt nur noch zu 18% gedeckt, ohne dass dies irgendjemand hätte verhindern können. Es sei denn, man hätte dem Ausland gegenüber einen Zahlungsausfall - trotz Zahlungsfähigkeit - erzeugt.
Was jetzt passieren müsste, wäre das bestehende Kredite gekündigt oder nicht verlängert werden. Es dürfte auch keine neuen Kredite mehr geben. Wäre das nicht fatal für gerade erfolgreiche Firmen, die wachsen müssen, damit diese für das Land wieder Gold verdienen kann?
Ein Geldsystem mit beliebig vermehrbaren Banknoten kann meiner festen Überzeugung nach mit einer willkürlich begrenzenden Konstante technisch einfach nicht funktionieren. Egal wie diese Konstante definiert wird. Alle Gold-Bugs träumen von besseren Zeiten, haben aber mMn von Geld und seinen inhaltlichen Anforderungen keine Ahnung.
Nun kann die Notenausgabe wieder so weit erhöht werden, wie es die Goldbestände erlauben.
Ja, aber wie funktioniert denn die Absenkung. Die Erhöhung ist der einfache und angenehme Teil.
Mit modernen Gewerkschaftssystemen ist das aber schwer durchsetzbar, die Politik favorisiert die seichten Lösungen über Inflation, um sich die Geldmengen zu beschaffen, um die Probleme zu lösen, die durch Ausgaben, die nicht durch erwirtschafte Waren und Leistungen erbracht wurden, erst geschaffen wurden.
Allgemein fallende Preise sind insbesondere auch mit Kreditsystemen sehr schwierig, die mit Besicherung arbeiten müssen. Wenn die Preise der Besicherung fallen, stellt es den Kredit oder die Sicherheit der Bank in Frage. Denn wenn Geld durch Kredite mit Sicherheiten entstanden sind, dann kann es der Bank nicht egal sein, wenn die Sicherheit plötzlich den Kredit nicht mehr ausreichend besichert. Sie muss so einen Kredit kündigen, sobald sie eine solche Entwicklung absehen kann. Das würde ständig zu starken wirtschaftliche Verwerfungen führen und eine Unternehmen hätten keine Sicherheit bei ihrer Finanzierung. Denn ihnen würden die Kredite aufgrund völlig sachfremder Entwicklungen mehr oder wenig willkürlich entzogen.
Das Problem fallender Preise ist mit Gedeckten Währungen generell nur sehr schwer zu lösen, es sei denn, die Deckungsquote wird dynamisch nach unten angepasst, wobei man dann die Deckung auch gleich weglassen kann.
Nach dem 2. WK flossen in die USA gigantische Rückzahlungen der Kriegskredite und deren Zinsen in die USA. Damit entstand in den USA ein Sonderluxusleben für alle Teile der Bevölkerung.
Nach dem 2. WK haben die USA industriell produzierte Waren aller Art in alle Welt geliefert. Zu absolut wettbewerbsfähigen Preisen. Fast alle Menschen hatten sehr gut bezahlte Arbeit und es gab einen riesigen Außenhandelsüberschuss.
Als diese Kredite langsam abgezahlt waren, auch die Zinszahlungen weniger wurden, wollte die Politik aber eine Wohlstandsabsenkung auf des erarbeitete Niveau nicht zulassen.
Nein, der Dollar war so stark geworden, dass ständig mehr Waren importiert wurden, z.B. aus Deutschland. Damit entfielen in den USA immer mehr Arbeitsplätze und der Wohlstand ging zurück.
Somit floß so viel Geld aus den USA ab, daß das der Geldmenge entsprechende Gold nicht mehr zur Deckung ausreichte, es floß in andere Staaten ab. Erst nur virtuell durch Umschreibung innerhalb der USA, aber als Frankreich die physische Auslieferung anforderte, kam es zum Tag der Wahrheit, der Goldpreis löste sich vom bestehenden garantierten Papierwert, um dann später ganz zu variieren.
Ja, es passierte, was immer passieren muss. Das wird bei Deiner jeder neuen gedeckten Währung niemals anders sein. Es geht nicht. Ist von den Geld-Gesetzen her ausgeschlossen.
Eine goldgedeckte Währung ist nicht per se eine Garantie für ein stabiles Geldsystem, aber sie ist ein erheblicher Faktor, um die verschenkungsaffine und unvernünftige Politikerkaste zu disziplinieren.
Also ich sehe das so: Man sollte ein gutes Geldsystem haben. Was kostengünstig, sicher, einfach und möglichst dauerhaft ist.
Aber das muss man völlig von dem Herrschaftssystem abkoppeln. Denn klar ist, Herrschaft führt immer zu dem Kollaps. Weil Herrschende müssen ihre Freunde bezahlen. Wenn sie das nicht schaffen, verlieren sie ihre Existenzberechtigung. Und sie brauchen ständig mehr Freunde und mehr Geld für diese Freunde. Für diese Bezahlung der Freunde, müssen sie ihr Volk aussaugen, ständig stärker. Wozu aber auch gehört, dass sie Teile des Volkes beschenken, wobei auch die Geschenke vom Volk erwirtschaftet werden müssen.
Aber im wesentlichen, wird das Volk zur Arbeit angehalten und muss leisten, ständig mehr, damit viele der Regierungs-Freunde ohne oder mit wenig Leistung ein nettes Leben haben. Stets auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung. Auch das geht nicht anders, es sei denn, man schafft jegliche Beherrschung ab.
Das geht und ist gar nicht so schwierig, ist aber ein gänzlich anderes Thema.
Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du meine eingestreuten Fragen beantworten würdest und gerne lass ich mich über mögliche Denkfehler meinerseits aufklären.
Glück auf eesti!
Viele Grüße
Morpheus
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