Deine Sterblichkeitsrechnung ignoriert die Alterszusammensetzung des Kollektivs

paranoia, Die durchschnittlichste Stadt im Norden, Sonntag, 16.01.2022, 18:08 (vor 830 Tagen) @ Martin2095 Views

Hallo Martin,

bei Deiner Rechnung führt alleine die Alterung des Kollektivs zu einer empfundenen irreführenden Übersterblichkeit.

Deine Zahlen haben damit leider genauso wenig Aussagekraft wie die berühmten "Inzidenzwerte".

Ich würde folgendermaßen rechnen:

Für jede Altersgruppe, z.B. die 80-Jährigen suchst Du Dir die Größe zu Jahresbeginn heraus und die Toten im darauf ablaufenden Jahr.
Dividierst Du die Verstorbenen durch die Anzahl der Lebenden zu Jahresbeginn hast Du eine spezifische Sterblichkeit der Altersgruppe in diesem Jahr.

Dies Rechnung könntest Du für die Jahre 2016 bis 2019 durchführen und einen Mittelwert bilden.
Damit hättest Du die mittlere Sterblichkeit der 80-Jährigen ermittelt.
Diesselbe Rechnung machst Du für jedes Alter auf.

Dann nimmst Du das Jahr 2020 und errechnest die Anzahl der erwarteten Verstorbenen in der Gruppe der 80-Jährigen, indem Du die Anzahl der 80-Jährigen zu Jahresbeginn mit Deiner errechneten mittleren Sterblichkeitsrate multiplizierst. Das sind dann die erwarteten Toten.
Die vergleichst Du mit der Anzahl der tatsächlichen Toten.
Diese Differenz summierst Du für alle Altersgruppen auf.

Korrekterweise rechnest Du Männlein und Weiblein getrennt - aber in der modernen Unisex-Welt ist natürlich der Gedanke daran verboten.
Männer sterben früher als Frauen, sind damit ganz klar benachteiligt und müssen auch deswegen gefördert werden!

Die obige Summe ist ein realistischeres Maß für Sterblichkeitsschwankungen als eine irgendwie geartete Trendextrapolation der Toten über die Jahre hinweg.

Da dieser errechnete Wert auch in der Vergangenheit stark schwankte, müsstest Du noch seine Signifikanz bewerten.
Wie häufig kommt so eine Abweichung vor?
Dazu dient die z-Score-Rechnung beim Euromomo.

Anschaulicher ist es bei Kurszeitreihen.
EDF ist ja z.B. vom Open zum Close 10% gefallen, also -10%.
Errechne alle Tageswertentwicklungen von EDF, die Du kriegen kannst (n Stück).
Dann sortiere alle Tageswertentwicklung von ganz klein (negativ) nach ganz groß (positiv).
An wievielter Stelle von n Werten stehen die 10%?

Alternativ könntest Du auch die Standardabweichung der Tageskursentwicklung berechnen. Wenn die z.B. bei 2,5% läge, entsprechen -10%, beziehungsweise abs(-10%)=10% vier Standardabweichungen. Folgt die Tageswertentwicklung einer Standardabweichung, so wären vier Standardabweichungen ein Extrem seltenes Ereignis, seltener als 99,98% schätze ich.

Bei der Methodik des Herangehens sollte man also gucken, was die Euromomo-Truppe so im Einzelnen rechnet.

Gruß
paranoia

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Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.


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