Wir sind dem Aufwachen nah, wenn wir träumen, dass wir träumen.

Weiner, Sonntag, 19.09.2021, 23:01 (vor 950 Tagen) @ Oblomow1996 Views

das stammt von Novalis, und Plessner hat es später aufgegriffen,

"wir erwachen, wenn wir träumen, daß wir träumen",

und zwar in seinem Buch Grenzen der Gemeinschaft, 2001 (1924), S.62, und mehr dazu dann hier weiter unten.

Sloterdijk hat dem Zitat von Novalis eine radikale Note gegeben:

"Erst wenn wir träumen, dass wir träumen, sind wir wirklich wach."

Den Quellenbeleg dafür muss ich schuldig bleiben, weil ich gerade unterwegs bin und keinen Zugriff auf meine Print-Bibiothek habe. Stattdessen hier das Stichwort KLARTRAUM, ein Phänomen an dem niemand vorbeigehen kann, der sich geistig weiterentwickeln will:

https://de.wikipedia.org/wiki/Klartraum

Doch zurück zum Thema dieses Threads. Das oben erwähnte Buch von Plessner (Grenzen der Gemeinschaft) ist eine Kritik am gleichfalls berühmten Buch von Tönnies mit dem Titel "Gemeinschaft und Gesellschaft"

https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinschaft_und_Gesellschaft

Als ich vor etwa fünf Jahren hier ins Forum gekommen bin, hat mich die damals durchaus gehaltvolle Diskussion über dieses Thema neugierig gemacht und 'eingeladen'. Ist leider nicht mehr viel übrig geblieben ...

Die "Gesellschaft" ist ein Pseudo-Phänomen bzw. ein gedankliches Konstrukt. Es gibt sie in Wirklichkeit nicht. Genauso wenig, wie es das 'freie Individuum' gibt. Die Menschheit ist real ein Komplex aus Gemeinschaften. Nur in einer Gemeinschaft ist das Überleben des Individuums gesichert. Wird aber nur im Ernstfall wirklich sichtbar. Die Ausbeutungs-Überfluss-Wohstandsgesellschaft ist eine Art Deliriums- und Traumzustand, der geschichtlich nur kurzzeitig Bestand hat, und auch nur in beschränkten Segmenten von Populationen.

Aber auch die "Gemeinschaften" haben natürlich ihre Pathologie, worauf Plessner aufmerksam machen wollte: er hat vorab die Rassegemeinschaft kritisiert, die dann in den 1930er Jahren ihren (vorübergehenden) Siegeszug antrat ...

Ich habe das alles jetzt nur geschrieben, weil ich darauf aufmerksam machen wollte, dass all jene, die "Geschichte machen", immer in GEMEINSCHAFTEN agieren. Das können wikingerische Räuberbanden sein oder kommunistische Parteigliederungen - oder Gewerkschaftsklüngel oder Manager-Seilschaften - oder mRNA-Investitions-Gruppen oder Wolfsrudel wie 'Perle mit Wolfowitz mit Cheney mit Rumsfeld mit ....' etc. etc.

Egal ob positiv oder negativ - wo keine Gemeinschaft ist, kommt auch nichts zustande. Anführer und Anführerinnen zeichnen sich u.a. dadurch aus, dass sie Gemeinschaften konstituieren können (eine Art Kristallisationsprozess).

Ibn Chaldun hat die emotionale Bindekraft innnerhalb von Gemeinschaften, ausgehend von seiner Erfahrung mit dem arabischen Stammesleben, besonders herausgestellt und als zentrale geschichtliche Kraft erkannt (wie auch die damit verknüpften zyklischen Prozesse):

https://de.wikipedia.org/wiki/%CA%BFAsab%C4%ABya

MfG, Weiner


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