Der Weltstaat ist eine Dystopie

Talleyrand ⌂, Freitag, 14.08.2020, 15:10 (vor 1562 Tagen) @ trosinette6778 Views

Ich weiß nicht, ob in der Tierwelt Macht großartig ausgeweitet wird. Der Löwe hat sein Revier und sein Harem und gut ist.

Der junge Löwe hat in jedem Fall den Instinkt, seine Macht auszuweiten und von seinem jetzigen Status als unbeweibter, haremsloser und revierloser Desperado zu einem respektierten Alleinherrscher über Weibchenrudel und Revier aufzusteigen.
Aber richtig, an Machterweiterung denkt er dann nicht mehr. Vielleicht liegt das auch daran, daß Löwen im Allgemeinen von der Hand in den Mund leben. Ohne Vorratshaltung und Werkzeuge ... Da reichen wenige Tage ohne Jagdglück, und der Löwe ist zu schwach für den Sprint, der ihm Beute verschaffen könnte. Bei soviel Streß ist an Ausweitung des Territoriums nicht zu denken.
Wahrscheinlich hat auch die Urhorde der Jäger und Sammler analog zum Löwen zuviel Streß und keine Zeit, um ihre Macht weiter abzusichern.
Erst wenn sich Staaten bilden (Landwirtschaft, Vorratshaltung, Teilung der Herde in Krieger/Politiker und Arbeiter), kommt es zu dem Phänomen, daß man analog der Vorratshaltung auch Macht vorhält (z.B. Waffen bevorratet, Gold bevorratet, und schließlich die Macht ausbaut, um sich abzusichern: größere Kriegerschar, mehr Land, mehr Arbeiter, mehr Gold usw. usf.) Da die Nachbarn dasselbe machen, entsteht ein Konkurrenzkampf ad infinitum, bis auf den heutigen Tag.

Was mir bei dem staatlichen Machtinstinkt missfällt ist der Umstand, dass der Staat oftmals reagiert und nicht agiert. Nehmen wir z.B. den DSGVO- Bürokratie-Irrsinn oder den Einstig in Wirtschaftsunternehmen, die in Schieflage geraten sind. Wieso ließ der Staat früher überhaut mehr Freiräume, wen er in seinem Machinstinkt doch sowieso am liebsten alles beherrschen will? Hätte der Staat nicht ein natürliches Interesse daran, dass die Steuereinnahmen fröhlich sprudeln und die Wirtschaft prosperiert ohne das er die Keule schwingen muss?

Gute Frage. Das ist im Prinzip die Frage, wieso es überhaupt Staaten gibt/gab, die nicht alles kontrollieren wollten.
Zum Einen gibt es Bürger, die einen neu gegründeten Staat so haben wollen, daß er den Einzelnen bestimmte Freiheiten läßt (z.B. Eigentum, Gewerbefreiheit, Waffen), etwa die Schweiz oder die USA von 1776.
Zum Andern: Einsicht, Verständnis? Vielleicht waren die Politiker des 19. JH, von Luis Phillipe bis Bismarck, denen des 20. JH an Verständnis einfach weit überlegen: Das "Enrichissez-vous" des Franzosen hat ja Deng in China wieder zitiert, als er die Wirtschaft umgekrempelt hat.

Richtig, und was tun? Um diese Konkurrenzsituation zu beseitigen hilft nur der Weltstaat.


Der Weltstaat wäre meines Erachtens das Böse schlechthin. Unendlich fern, unendlich korrupt, mit unendlich viel Macht ausgestattet.
Man kann die Konkurrenz der Staaten beklagen, weil sie zu Kriegen führen kann. Man kann sie auch als Vorteil sehen. Sie sollen darin wetteifern, ihren Bürgern das beste Leben und den meisten Wohlstand zu ermöglichen. Und wenn es in einem Staat unerträglich wird, kann man zur Revolution aufrufen oder abhauen. Im Weltstaat ginge beides nicht mehr.


Gruß
T

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