Traurigkeit und Zynismus gleichzeitig, das geht doch nicht?
Doch, es geht, sogar drei Stunden lang:
https://youtu.be/wWFIcsXhCPk?t=1514
Die beiden Uniformierten werden zu einem fingierten Kampfeinsatz gerufen und nehmen von ihren Bräuten abschied.
Alle vier sind tieftraurig, die Herren geben es vielleicht nur vor oder identifizieren sich mit ihrer Rolle, die ihnen innerhalb des Stücks zugewiesen wurde.
Lediglich Don Alfonso behält seinen kritischen Verstand und *stirbt beinahe vor Lachen*, weil er vermutlich aus eigener Erfahrung weiß, was Pathos und Sentimentalität wert sind.
An einer Stelle wird die deutsche Übersetzung Lorenzo da Pontes subtiler Bosheit leider nicht gerecht. Wenn die Ferrando und Guglielmo einberufen werden steht in der italienischen Vorlage
Bella vita militar!
Ogni dì si cangia loco;
Oggi molto, doman poco,
Ora in terra ed or sul mar.
Schönes Soldatenleben
Jeden Tag an einem anderen Ort
Heute viel, morgen wenig
Ob auf der Erde oder dem Meer
Heute haben die Kämpfer viel und morgen wenig. Der Abstieg in Not und Elend ist garantiert.
Damals galt das für junge Burschen, die sich aus Naivität, nackter Not oder viriler Begeisterung von einer Armee rekrutieren ließen.
In unseren Zeiten könnte man da Pontes Soldatenleben durch Angloamerika, Liberalkapitalismus und Demokratie ersetzen. *Heute viel und morgen wenig* beschreibt recht gut die Situation der OMF-BRD vor Maastricht, Euro und dem Versailles ohne Krieg.
Der lebenserfahrene Don Alfonso überbringt eine schrecklöch traurige Nachricht und appelliert an das Mitleid und etwas später an die soldatische Tugend (*In den entsetzlichsten Augenblicken offenbart sich die Tugend des Helden*)
https://youtu.be/wWFIcsXhCPk?t=1134
Tempranillo
--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).