Womit ließe sich dem negativen Deutschlandbild etwas entgegenhalten?

Tempranillo, Samstag, 25.04.2020, 10:56 (vor 1617 Tagen) @ Tempranillo1901 Views
bearbeitet von Tempranillo, Samstag, 25.04.2020, 11:16

Goethe, Lessing, Schiller, Herder, Schelling, Humboldt, Thomas Mann?

Könnte durchaus sein. Nur werden diese Namen nur selten genannt, wenn sich Ausländer positiv über Deutschland äußern. Lew Kopelew mit seinem Faible für deutsche Literatur war eine noble Ausnahme, die wie immer nur die Regel bestätigt.

Vielleicht Audi, Daimler-Benz, BMW und Porsche?

Ein wenig vielleicht, aber diese Autos kennenzulernen, bleibt Menschen mit sehr großem Geldbeutel vorbehalten. Außerdem werden die großen Leistungen deutscher Ingenieure und Naturwisschenschaftler noch lange mit Peenemünde, der V2, Panzern, Maschinengewehren, Jagdflugzeugen sowie anderen hochtechnischen und derart komplexen Erfindungen verbunden sein, die den menschlichen Verstand auf eine Weise beanspruchen, daß es bis heute noch nicht gelungen ist, zu erklären, wie sie im Detail funktioniert haben.

Was ist mit Fußball?

Die Zeit, als der deutsche Fußball durch Technik, Taktik, Spielintelligenz und Inspiration die Welt in Staunen versetzte, ist 1972 zu Ende gegangen.

Was also bliebe noch, um Deutschland anders zu präsentieren, als das seit dem IMT und den dort verkündeten, strafrechtlich geschützten geschichtlichen Offenbarungen auf der ganzen Welt üblich ist, am meisten dort, wo der angloamerikanische Einfluß dominiert?

Mir fällt nur das ein:

German can be so beautiful, such a poetic language, so many colours, so many nuances. Tenderness in german language, there is a lot.

Am schönsten ist Deutsch in den Vertonungen Schuberts, Schumanns, Mendelssohns, Brahms', Hugo Wolfs, Gustav Mahlers und Richard Strauss'.

Das Wenige, was von Deutschlands einstigem Glanz übriggeblieben ist, zu ignorieren und durch Amischrott zu ersetzen, scheint mir die größte Blödheit überhaupt zu sein. Als würden Italiener Rom, Venedig und Florenz abreißen, um aus dem Material Wohnungen für Migranten zu bauen, oder sich Franzosen mit Rotwein die Zähne putzen und Rohmilchkäse als Dünger verwenden.

Deutschland soll sich mal als Kulturnation verstanden haben. Das muß schon ziemlich lange her sein.

Für die besten der guten Sachen interessiert sich kaum jemand, und wer das wie Michael Klonosky oder ich gut findet, muß froh sein, wenn ihm die Deutschen nicht noch hintenrum einen Tritt verpassen:

https://www.youtube.com/watch?v=boT-cyT_giI&list=RDboT-cyT_giI&start_radio=1
https://www.youtube.com/watch?v=I7OmjJEOGfQ&list=RDboT-cyT_giI&index=2
https://www.youtube.com/watch?v=11SZgyPrzCY

Was soll daran deutsch sein, wird der eine oder andere fragen, der die Stücke ein wenig kennt?

Deutsch ist, daß immer noch sehr viel übrigbleibt, und man mit etwas Wohlwollen als Ausschnitte einer Klaviersonate betrachten könnte, selbst wenn es sich aufgrund der fehlenden Singstimme und des Klaviers um amputierte und skelettierte Fassungen handelt.

Vereinfacht gesagt, die schon bei Mozart, nicht erst Wagner und Strauss vorliegende Emanzipation des Orchesters ist deutsch, was der phantastisch Deutsch sprechende Antonio Pappano einmal am Beispiel des ersten Duetts aus Le Nozze di Figaro gezeigt hat. Mozart würde italienische Melodien komponieren, einen sehr differenzierten Orchestersatz druntersetzen, und fertig sei die Synthese.

Italiener betrachten das Orchester mehr als Dienerin der Sänger:

https://www.youtube.com/watch?v=BF9XRR3vq4I

Tempranillo

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung