Das sehe ich absolut genauso
Ich denke, dass du Recht hast, dass Saddam Hussein und Gaddafi menschenverachtende Diktatoren waren. Aber sie waren Diktatoren in Ländern, in denen sich die Menschen nicht zu einem Volk mit demokratischer Vergangenheit oder zu einer Religion zugehörig fühlen, so dass es jetzt ohne diese Dikatoren Bürgerkrieg gibt.
Richtig, von einem "realpolitischen" Standpunkt aus kann man sie evtl. als das sog. "kleinere Übel" apostrophieren.
Die Diktatoren haben einige tausend Menschen verfolgt, die wir problemlos alle hätten aufnehmen können. Jetzt leiden Millionen unter dem Bürgerkrieg und diese Millionen können wir nicht mehr problemlos aufnehmen.
Genau. Und haben wir teilweise auch.
Der Westen hätte locker durch Vorbild den gesamten Nahen Osten und Afghanistan 'aufrollen' können. Leider hat aber, unter kräftiger Mithilfe des Landes der Dichter und Denker, die USA z.B. Regime wie in Saudi-Arabien oder den Schah von Persien in den Sattel gehoben, wegen Öl- und sonstiger materialistischer Interessen. Kein US-Präsident und kein deutscher Kanzler hat es gewagt, sich vor sein Volk zu stellen und zu sagen: "Ja, Ihr könnt jetzt weniger Auto fahren, weil wir einen Teufel tun werden, uns bloß wegen des Erdöls in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen." - Und die Völker waren es zufrieden.
Meiner Meinung nach hat die Tötung von Saddam Hussein und Gaddafi das Leid in diesen Ländern um ein Vielfaches vergrößert. So gesehen wären Saddam Hussein und Gaddafi lebend das viel kleinere Übel gewesen, gerade für den "normalen" Iraker und Libyer.
Es gibt eine weise Regel des Staats- und Völkerrechts: die Nicht-Einmischung. Gegen keine ist in den letzten Jahrzehnten, seit mindestens dem Koreakrieg, derart verstoßen worden.
Im selben Zuge sind die Geheimdienste zu einer Macht in den westlichen Staaten geworden, die jeden Kanzler oder Präsidenten komplett ausbooten, denn:
a) kann der kommende Kandidat sich nicht vorher in die innen- und außenpolitische Materie einarbeiten, denn es ist ja alles streng geheim.
Und
b) Kann der Kandidat auch nie länger als ein paar Legislaturperioden ausharren, während die verbeamteten Geheimdienstler auf Lebenszeit "Kontinuität gewährleisten".
So gesehen ist Putin, kam aus dem Geheimdienst und führt sein Land als Geheimdienstler, der einzige, wo diese beiden Machtzentren zusammenfallen.
Oder eben die vorgenannten Diktatoren. Im Westen also leben die Menschen nur unter einer Geheimdienstdiktatur, die aufgrund scheinbar demokratischer Strukturen nicht aufgedrückt werden muß.
Und diese Strukturen setzen dann an entsprechenden Schaltstellen Handlanger-Diktatoren ein, und auch wieder ab. Auch Gaddafi hat eine lange, wechselvolle Geschichte der Zusammenarbeit mit westlichen Geheimdiensten und die Lockerbie-Affäre trägt durchaus zweifelhafte Züge, was die Beweiskette anbetrifft.
Daher nochmal, da anscheinend nicht jeder der Diskutanten des Lesens genügend mächtig war:
A) Es geht weder darum, daß ich den NATO-Einsatz gutfinde.
B) Ob die Farbrevolutionen in jedem einzelnen Fall gesteuert waren oder nicht spielt auch keine Rolle.
C) Daß man Saddam und Gaddafi besser an der Macht gelassen hätte (gilt das auch für Erdogan?) und Assad jedenfalls nicht durch Einmischung in innere Angelegenheiten absetzen sollte, ist doch für jeden politisch Interessierten und Gebildeten, von denen es hier nur immer weniger gibt, sonnenklar.
Wer Wind sät, wird Sturm ernten.
Aber daß der Gaddafi von der "NWO" wegen widerlegter Segnungen für sein Volk abgesetzt worden wäre, das ist derart hirnrissig, daß man sich fragt, was das noch werden soll, wenn die Leute nicht mal diese Fake-News als das erkennen können, was sie ist.
Um nichts anderes ging es mir.
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