einige Antworten

Eugippius, Dienstag, 04.04.2017, 13:00 (vor 2789 Tagen) @ Literaturhinweis6195 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 04.04.2017, 13:14


Gleichzeitig wurden eine Vielzahl von Landwirtschaftsprojekten
errichtet, und jeder, der wollte, konnte tatsächlich eine vollständig
eingerichtete Farm übernehmen;

Übernehmen. Das Modell Zimbabwe, stimmt\'s?

Nein, ich beziehe mich hier auf neu errichtete Farmen im Süden, die unter anderem von deutschen Firmen schlüsselfertig errichtet wurden; Farmhaus, Stall, Wasserversorgung, alle Geräte, 10 ha Bewässerungsland. Hier hat zuvor niemand gewohnt. Im fruchtbaren Küstenstreifen gab es auch Farmen, die zuvor von Italienern bewirtschaftet wurden, aber die wurden zum Ende des Krieges schon von den Engländern vertrieben.

Zum Elektrizizätsanschluss:

a) Muß das dann bereits unter Idris so gewesen sein und ist damit keine
Gaddafische Wohltat, sondern eben Schlendrian

und

b) ist das dann über kurz oder lang gar keine Stromversorgung mehr, weil
irgendwer muß ja die Brennstoffe, die Wartung der Kraftwerke und der
Leitungen bezahlen. Als Regel, die ich sogar aus Griechenland mit den
Schwarzbauten kenne: irgendwann bricht das zusammen, denn eine nicht im
Register vermerkte Leitung, an der offiziell kein zahlender Verbraucher
hängt, wird nicht gewartet.

Auch hier wieder: das ist keine staatliche Segnung gewesen, das
ergab sich halt so.

Unter König Idris war das Land bettelarm, ich habe selbst eine Studie gesehen in der die Zukunft Libyens nach dem Krieg erörtert wurde, und allenfalls Kamelzucht für möglich gehalten wurde. Der Ausbau des Elekrizitätsnetzes und auch der Telefonverbindungen und der Ausbau des Straßennetzes waren einfach eine staatliche Leistung, die aus den Öleinnahmen finanziert wurden. Zahlende Nutzer waren dafür nicht notwendig.

In Libyen gibt es kein Meldesystem und keine Postanschriften. Wer Post
erwartet, läßt sich die Post zu einem Postfach liefern und holt die Post
ab oder auch nicht. Die Postfächer sind keinen Personen zugeordnet und
eine Rückverfolgung ausgeschlossen. Wie sollte die
Elektrizitätsgesellschaft oder der Steuereinzug feststellen, wer nun wo
gerade wieviel bezahlen muß? Wie soll überhaupt der Staat von sich aus
mit den Leuten in persönlichen Kontakt treten?

Gegenfrage: wie sollte Gaddafi da auch nur eine einzige Wohltat \"an > den Mann gebracht\" haben? Du verstehst schon, daß das die vorherigen
Behaupter nicht stützt, sondern grandios unterminiert
???

Du übersiehst, dass ich geschrieben habe, dass der Staat nur schwierig mit seinen Einwohnern in Kontakt treten konnte (na ja, über die Geheimpolizei war das natürlich immer möglich), aber umgekehrt konnten die Einwohner jederzeit an die verschiedensten staatlichen Einrichtungen Anträge stellen und anfordern, was sie so für notwendig hielten. Ob die zugewiesene Wohnung ein Haus mit Strandblick war oder im 5. Stock Hinterhof war wohl von Beziehungen oder vom Glück abhängig, aber vergleiche mal die Entwicklung mit dem was vorher da war, und wie die Lebensverhältnisse 40 Jahre später waren.


Ich habe in dieser Zeit viel erlebt (z.B. die Abschaffung des Geldes - Darüber berichte ich noch ich in einem anderen Thread.

Ja, das ging ja weidlich durch die Presse, daß Gaddafi mit Ölgeld fremde
ausländische Dienstleistungen einkaufte. Nach Jahrzehnten eines angeblich
hochmodernen Bildungssystems: wo waren die einheimischen Ärzte und
Pflegekräfte???

Es gab sehr wohl libysche Ärzte und andere Fachleute, die aber wegen der besseren Bezahlung oft im Ausland gearbeitet haben (z.B. USA). Für einfachere Arbeiten war der Einsatz von Libyern schlicht nicht erforderlich, weil dafür bereits Ausländer in großer Zahl (Afrika, SO-Asien, Pakistan usw) zur Verfügung standen. Nich dass das von Regierungsseite gewünscht wurde, es war einfach so.

Dass im vorstehenden Beitrag am Man-Made-River-Project herumgemäkelt
wird finde ich besonders ungerecht.

Das ist Dir unbenommen.
es wird noch Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis das seine
Wirkungen zeitigt, so, wie in Deutschland Elb- und Oderhochwasser auch
nicht am nächsten Tag zuschlugen, als Auen versiegelt wurden.
DARUM mäkele ich daran herum. Die nächsten Jahrzehnte werden mr recht
geben.

\"Die angezapften Reservoire haben keine Zuflüsse, es handelt sich
hier also um den Verbrauch einer nicht erneuerbaren Ressource.\"

Gaddafi
verschleudert die Zukunft seines Volkes
.

Es werden wohl eher Jahrhunderte bis Jahrtausende vergehen, bis die Förderung des fossilen Grundwassers dort unwirtschaftlich wird (nicht weil es dann kein Grundwasser mehr gibt, sondern weil der Wasserspiegel dieses Grundwasserleiters dann zu tief liegt). Da die verwendete Technik sicher nicht so lange hält (und nur zur Überbrückung des Zeitraums bis zum wirtschaftlichen Einsatz von Meerwasserentsalzung gedacht war) würde ich mir über geologische Zeiträume keine Gedanken machen: Der Porenraum des als Speicher dienenden Sandsteins war zuletzt am Ende der letzten Eiszeit vor etwa fünf Jahrtausenden gefüllt und entleert sich seither mit Fließrichtung nach Norden ins Mittelmeer. Vereinfacht gesprochen: was nicht abgepumpt wird, landet einige tausend Jahre später über unterirdischen Abfluss im Meer. Die Grundwasserverhältnisse an der Oberfläche werden dadurch kaum berührt: ob man pumpt oder nicht, die Oberfläche bleibt arid.


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