Dottore: Kurz und bündig - Ohne die Macht des Staates …
Hallo gestiefelter Kater
Ich erlaube mir als jemand, der erst vor 10 Jahren mit Paul C. Martins (= @dottore) Werk in Berührung gekommen ist, aus @Ashitakas - jetzt mehr als 11 Jahre zurückliegenden – Beitrag [1] zu zitieren:
Wir haben hier, unbeachtlich der jüngsten Dispute, mit dem Debitismus eine unsere Wahrnehmung der Welt doch gewaltig verändernde Erklärung des Systems vor Augen. Der Debitismus ist wie die Offenlegung eines Codes. Es dauert nun einmal Jahre, bis man dieses Bild ausgemalt hat, bis auch der Code verstanden ist, mit dem die klassischen Theorien entschlüsselt werden. Das hat nichts mit der eigenen Auffassungsgabe zu tun, sondern schlicht und einfach mit den zunächst noch stark irritierenden Änderungen des Blickwinkels auf das Wirtschafts- und Finanzgeschehen.
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Will man etwas über Systematiken und Theorien beisteuern, dann ist ein Studium der Sammlung und Literatur unabdingbar. Sonst fehlen einfach die Bilder, die Sprache, der Code, um die hier registrierten Debitisten überhaupt zu erreichen.
Auf das von Dir zitierte - Rot markierte - @R.Deutsch Zitat möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen, weil Dir im Moment - leider - einfach die Bilder, die Sprache, der Code zum Verständnis fehlen.
Die neolithische Revolution als Übergang von Gemeinschaften der Jäger und Sammler zu sesshaftem Ackerbau und Viehzucht betreibenden Bauern-Gesellschaften jenseits der berüchtigten Dunbar Zahl als theoretische kognitive Grenze der Anzahl an Menschen, mit der eine Einzelperson soziale Beziehungen unterhalten kann, markiert die entscheidende Wende in der Menschheitsgeschichte.
Es ist der Übergang von egalitären Stammesgemeinschaften hin zu abgrenzenden, hierarchischen, auf Abgabenzwang beruhenden, überwiegend patriarchalischen Zivilisationsgesellschaften. Seit der Zerschlagung des gemeinschaftlichen Miteinanders auf der Grundlage des Gewohnheitsrechtes trägt der Mensch kein eigenbestimmtes Potenzial mehr in sich, da sein Potenzial systematisch von einer zentralinstanziellen Ordnung geraubt und neu geordnet wird. Uwe Wesel zeigt in Zur Entstehung von Recht in frühen Gesellschaften [2]
https://www.inlibra.com/de/document/view/pdf/uuid/e14ab5cf-08c1-36a8-aeaf-bd8593a10229?...
dass alle Rechte in dieser Ordnung auf Machtzessionen der Zentralmacht (z.B. Eigentumsrechte) – als Struktur einer Ordnung von Potenzialen und Möglichkeiten – beruhen. Die abgabenpflichtigen Untertanen befinden sich gegenüber der Zentralmacht letztendlich in einer Ohnmachtsposition der absoluten Unterlegenheit. U. Wesels juristische Ausführungen und C. Sigrists anthropologische Betrachtungen stimmen vollumfänglich mit dottores Erkenntnisse zur debitistischen Machttheorie überein:
Macht → Abgaben → Geld → Wirtschaften mit Geld und Preis und Zins.
Die entstehende neue Ordnung ist nicht das Ergebnis der sozialen Übereinkunft und des zwischenmenschlichen Konsenses der Untertanen, sondern wird durch Waffengewalt zentralinstanzlich durch die Worte charismatischer Führer mit ihrer Entourage erzwungen.
Gesellschaftsvertrag, volonté géneral, Verfassungen, usw. sind nur schöne Erzählungen. Es gibt kein bekanntes frühes Recht (Hammurabi, Moses, XII Tafeln, Codex Justiniani, lex salica usw.), das nicht von oben erlassen worden wäre.
PCMs Erkenntnis, dass es nur einen Staatszweck: Staatsmachterhalt – und fertig gibt und dass das System nicht mit den Elementen des Systems selbst verändern werden kann, erinnert an Kurt Gödels zweiten Unvollständigkeitssatz. Er besagt, dass hinreichend starke widerspruchsfreie Systeme ihre eigene Widerspruchsfreiheit selbst nicht beweisen können.
Das natürliche gemeinschaftliche Gewohnheitsrecht wird bewusst durch das Recht der Zentralmacht, die die terminlich fixierte sanktionsbewehrte Abgabepflicht als Basis des Staatlichen erzwingt, durch Gewalt, Raub und Angst mithilfe des zentralen Lautes ersetzt. Die abgabenpflichtigen Untertanen sind gegenüber der Zentralmacht in einer Position der Ohnmacht – nur jene Potenziale sind abrufbar, die von der Zentralmacht verliehen werden. Wesels Ausführungen stehen im Einklang mit Martins Debitismus und Machttheorie.
Überlebenszeit und -fähigkeit der Ordnung können nur aus auf Gewalt basierenden Verschuldungs- und Besicherungsfähigkeiten ableitet werden. Die den Bürgern mittels Machtzessionen eingeräumten Rechte (Rechtsstaat, Demokratie, Wohlstand für alle, usw.) sind Simulationen – sie dissimulieren nur die wahren Hintergründe des aus Gewalt hervorgegangenen und auf Gewalt beruhenden Systems. Sie haben aus debitistischen Gründen keinen dauerhaften Bestand.
Dieser den Untertanen auferlegte Zwang zur Abgabeneinheit zwecks notwendiger Besicherung der debitistisch nicht tilgbaren Erstverschuldung, die sich aus der Notwendigkeit der Vorfinanzierung der staatlichen Instanzen zwecks Staatsgründung ergibt, diskutiert die Heinsohn/Steigersche Eigentumsökonomik nicht in aller Deutlichkeit.
Sie sieht nicht, dass nicht ein bereits vorhandenes Eigentum die Grundlage des Wirtschaftens bildet, sondern die Institutsgarantie des Privateigentums nur unter einer Zwingherrschaft möglich ist, die eben immer auf gewaltsamen Unterdrückungen beruht, und eben nicht das Ergebnis sozialer Übereinkünfte ist. Sie brauchen für ihre Eigentumsökonomik keine weiteren Voraussetzungen wie Zentralmacht, Unterwerfung und Abgabenschuld, durch die erst alle Abgabepflichtigen zur Überschussproduktion gezwungen werden.
Paul C. Martin: "Der Kapitalismus ist die Konsequenz eines per Waffengewalt etablierten Abgabensystems mit nachfolgenden Machterhaltungs-Zessionen (sog. Privilegia oder fryheiten) und ist ohne Waffengewalt (= Besicherung des Kapitals, sowie der Erfüllung von Kontrakten, letztere im Sinne des bekannten Kettenbriefs) nicht definierbar."
… ist der Kapitalismus nicht definierbar!
Diese Aussage ändert nichts an der Tatsache, dass die Wirtschaft in der Wirtschaft stattfindet.
Im alten Elliott-Wellen-Forum ist in den Nullerjahren eindeutig hergeleitet worden, dass alle Formen der Herrschaft des Menschen über den Menschen auf Gewalt beruhen, die die Fähigkeit zur Verschuldung und deren Besicherung mittels Tributs (extern) und Steuern (intern) gewährleistet. Diese Herrschaft jenseits der Dunbar-Zahl beruht nicht auf konsensualem gemeinschaftlichem Einverständnis der Menschen, sondern auf eben dieser Illusion – es handelt sich um Betrug.
7. Dieser Zwang zur Zession schlägt sich in allerlei Varianten nieder. Die Zession läuft unter dem bekannten Stichwort Privilegia (siehe dazu das bekannte Mosaik in Ravenna mit der Privilegia-Rolle). Entscheidend bleibt, dass jedes dieser Privilegien beurkundet sein muss, so dass es nicht durch faktisches Handeln der Macht wieder einkassiert werden kann. Was natürlich auch vorgekommen ist, siehe die Entwicklung in Russland: Erst Katharina die Große (der deutsche background!) hat dort privates Eigentum (beurkundet und obendrein als Titel, der sich aus der Urkunde ergibt, dann wieder nutzbar) eingeführt. Die Bolschewiken haben es wieder gestrichen (Rückfall des privaten Eigentums an die Macht, die es überhaupt erst ermöglicht hatte - die Vor-Katharina-Phase eben). Ergebnis: Erneut Verelendung, wie im real existierenden Sozialismus bestens zu betrachten. [3]
Gruß - Ostfriese
PS
[1] https://archiv1.dasgelbeforum.net/index.php?id=327330 Code, Ashitaka, Donnerstag, 30.10.2014, 17:30 (vor 4058 Tagen) @ Falkenauge
[2] https://www.inlibra.com/de/document/view/pdf/uuid/e14ab5cf-08c1-36a8-aeaf-bd8593a10229?... Uwe Wesel, Zur Entstehung von Recht in frühen Gesellschaften
[3] https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=238987 Re: Klassischer Beleg FÜR die Machttheorie verfasst von dottore, 03.12.2003, 17:15