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Hallo Andudu,
man kann kritisieren, dass Ganser nicht weiter differenziert. Wenn man es allerdings über 500 Jahre betrachtet ist die Verallgemeinerung, dass es sich um westliche Mächte gehandelt hat die sich an fremden Kulturen vergangen haben durchaus gültig.
Was sind "westliche Mächte"? Spanien, Portugal, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Russland? Vollkommen unterschiedliche Kulturen, was also hat so eine Verallgemeinerung für einen Sinn, außer den weißen Europäern eins reinzuwürgen?
Russland und Deutschland gehören nicht in die Liste. Ich sehe die Wertung die Du daraus ableitest nicht. Es hat sich jeweils um westliche Länder gehandelt die ihren Machtanspruch nach Übersee getragen haben. Westliche Länder ist schlicht ein Sammelbegriff.
Kriege und Übergriffe gab es immer, in jeder Zeit, zwischen allen Kulturen, das Einzige, was die frühen Europäer unterschied, war ihre technische Fortgeschrittenheit, es konnte sie niemand außerhalb von Europa so richtig aufhalten. Der Grund liegt wiederrum in geographischen Gegebenheiten, Europa ist eng, die Reformation sorgte für Alphabetisierung, die raue Witterung (zumindest in Mittel- und Nordeuropa) erzwang Planung, Fortschritt und Zusammenarbeit, was wiederrum die Verstädterung und Arbeitsteilung vorantrieb.
Ich sehe nicht, dass sich daraus die Notwendigkeit ableitet sich andere Völker auf anderen Kontinente Untertan zu machen. Es ging auch nicht darum akute Probleme zu lösen. Es war der Drang nach Ausweitung des eigenen Machtbereichs.
Was die westlichen Errungenschaften betrifft. Wenn man die in Verbindung mit dem Kolonialismus betrachtet, hatten die für die kolonisierten Länder einen Vorteil?
Kapierst du nicht, dass die erwähnten Dinge der ganzen Welt bis heute Vorteile bringen? Sklaverei war vor ihrer Ächtung in jeder Epoche vorhanden, Sozialstaaten sind eine Erfindung von uns, Gleichberechtigung stammt aus Europa, die breite Aphabetisierung geht ebenso auf uns zurück, wie unzählige Erfindungen, Medikamente, die industrielle Revolution usw. usf.
Das ist eine einseitige und selbstüberhöhende Sichtweise. Jedes der Völker hatte eigene soziale Strukturen, gesellschaftliche Normen und ökonomische Prinzipien nach denen sie gelebt haben. Das mag aus Deiner Sicht rückständig, archaisch, ja sogar brutal gewesen sein - was jedoch im Einzelfall zu diskutieren wäre. Jemandem die Pistole auf die Brust zu setzen um ihn von einer besseren Lebensführung zu überzeugen halte ich für keinen guten Stil, um es zurückhaltend zu formulieren.
Es ging auch nicht darum denen ein besseres Leben zu verschaffen. Es ging um Bodenschätze und Ressourcen.
Kapierst du nicht, dass die Kolonisierung stattfinden musste, weil die europäischen Länder in Konkurrenz zueinander standen und derjenige, der nicht mitspielt verloren hätte (so war zumindest die damalige Sicht der Herrscher, außer in Deutschland, das sich sehr lange zurückgehalten hat).
Das ist richtig. Deshalb kann ich die Sache dennoch aus der Sicht derjenigen betrachten die von diesem Herrschaftsanspruch betroffen waren. Die jeweiligen Ureinwohnern waren die Leidtragenden.
Die Kolonisierung selbst hat auch den entsprechenden Kulturen oft (nicht immer und überall) Vorteile gebracht: Institutionen, Bildung, Medikamente, das Verbot von Menschenopfern usw.
Siehe oben. Für Dich ist unsere Lebensführung die beste die Du Dir vorstellen kannst. Das für andere Kulturen zu entscheiden, die sich in anderen natürlichen und klimatischen Umgebungen entwickelt haben ist nicht unser Bier.
Mich kotzt diese selbstgeisslerische triefende nachträgliche Moral an, mit der heutzutage alles überzogen wird, mit Null Verständnis für die damaligen Verhältnisse. Wenn das dann ausgerechnet von einem HISTORIKER gebracht wird, der es wirklich besser wissen müsste, bringt mich das auf die Palme!
Ich bin insofern bei Dir, dass es keinen Sinn macht sich deshalb in den Staub zu werfen. Das hatte ich schon geschrieben.
Sie vorhanden Kulturen wurden von westlichen Errungenschaften ausgelöscht. Das wars.
Nein, die meisten nicht, sie wurden nur verändert.
Die Kolonialisierung Amerikas führte zum Verschwinden zahlreicher Urvölker und Kulturen, insbesondere durch die Einführung europäischer Krankheiten, Gewalt und systematische Vertreibung. Die Bevölkerungszahlen der indigenen Völker gingen in den Jahrhunderten nach der Ankunft Europas um bis zu 90 Prozent zurück, wobei die Epidemien von Pocken, Grippe und anderen Krankheiten die Hauptursache waren, da die Ureinwohner keine natürlichen Immunitäten besaßen. In Hispanoamerika sank die indigene Bevölkerung innerhalb von gut 150 Jahren um etwa 90 Prozent.
https://search.brave.com/search?q=Welche+Urv%C3%B6lker+und+Kulturen+sind+im+Zuge+der+Ko...
Dazu kommt, dass viele der Völker dadurch zerstört wurden, dass sie nicht in der Lage waren sich dem Lebensstil der Eroberer anzupassen.
Das selbe geschieht zur Zeit mit den Tibetern. Da ich das Land im Laufe von 30 Jahren mehrfach bereist habe konnte ich beobachten wie die Chinesen ihnen Schritt für Schritt ihre an Viehzucht und Ackerbau ausgerichteten Lebensweise, ihre Sprache, Religion, Bräuche weggenommen haben. Man zwingt sie ein Leben in der sog. Zivilisation zu führen welches sie nicht beherrschen. Das endet in zerstörten Familien, Perspektivlosigkeit und Alkohol.
Ich schlage vor wir lassen es dabei bewenden.
Wie gesagt, die Forderungen der Linken dazu teile ich nicht.
Übrigens beinhaltet die Philosophie des Multipolarismus, der von den BRICS vertreten wird, das Modell der Selbstbestimmung der Völker. Wenn irgendwo die Menschenrechte anders ausgelegt werden als wir das tun ist das kein Anlass das Land auf Links zu drehen.
Es ist das Gegenmodell zu der vom Westen vertretenen Idee, "wir bringen Milch & Honig und dann tanzt ihr nach unserer Pfeife".
beste Grüße
mabraton