Dir darauf zu antworten, bedarf etwas mehr Umfang

helmut-1, Siebenbürgen, Montag, 21.04.2025, 22:04 (vor 238 Tagen) @ Plancius1901 Views

Aber ich wills mal probieren.

Ein jeder, der vor 1990 durch Rumänien gefahren ist, konnte mit eigenen Augen sehen, dass es das ärmste Land Europas war.

Den Eindruck hatte ich nicht. Ich bin von 1987 an regelmäßig in dieses Land gefahren, und mein Eindruck war folgender:

Die Leute hatten alles, aber man konnte nichts kaufen. Sie organisierten es sich auf die damals typische Art. Der eine arbeitete in der Fabrik x, und der andere im Laden y. Der Tausch funktionierte perfekt, weil jeder über etwas verfügte, was der andere notwendig hatte. Dafür aber hatte der andere auch was, was wiederum gebraucht wurde.

Natürlich hatte man auch eine seltsame Einstellung zu den Deutschen aus der DDR. Man wusste, dass die keine Devisen hatten und auch sonst war man nicht sicher, ob die da nichts ausplaudern würden. Man hielt die ziemlich kurz, gab sich arm, und nur sehr selten entwickelten sich Freundschaften aus den Besuchen der DDRler, die auch über den Fall des Eisernen Vorhangs hinaus hielten. Aber ich kenne da einige Fälle.

Wer so wie ich aus dem Westen kam, da waren alle stolz, aufzutischen, was sie hatten, egal ob Rumänen, Ungarn oder die Siebenbürger Sachsen. Die Bauern auf den Dörfern hatten sowieso alles, sie lebten einfach, aber zu essen und zu trinken war im Überfluss da. In den Städten, in den Wohnblocks, wenn da jemand keine Connections hatte, der hatte zu kämpfen. Die Geschäfte waren ja leer. Aber jeder war irgendwo in Arbeit, und so wurde eben "organisiert". Aber fast ausschließlich untereinander, weil man ja um den Reziprokeffekt bemüht war. Dem Fremden (auch der aus der DDR war fremd) hat man die Armut vorgespielt.

Im Jahre 1988 hatte ich in meinem Betrieb in Deutschland einen Deutschstämmigen eingestellt, der auf legale Art ausgereist war. Die Beschränkungen beim Mitnehmen aus Rumänien sind ja jedem geläufig. Aber der hatte bereits bei seinem Schwager in Deutschland auf einem Konto mehr als 10.000 DM gebunkert. Wie der das aus dem Land geschafft hat, weiß der Teufel, aber er hatte Geld. Er war auf dem Kollektiv auf der Landwirtschaft bei der Mühle angestellt, und wer bei der Mühle war, der hatte alles, was er brauchte. Er hätte seinen beiden Töchtern auch jederzeit in Rumänien ein Auto kaufen können, aber dann hätte man ihn gefragt, woher er denn das Geld dafür hatte.

Das mit den Konvois mag stimmen, je nachdem, in welche Gegend man gefahren ist.
so wurden sie einem an der erstbesten roten Ampel in Oradea oder Arad vom Auto gerissen.
War keine Regel, aber wenn man das Auto in der Stadt über Nacht stehen ließ, dann konnte man davon ausgehen.

um wieder in Ungarn in der Zivilisation anzukommen.

Na ja, alles relativ.Als ich mit dem Umzug begann, das spielte sich in den Jahren 1997 - 2003 ab, da gabs Phasen in Ungarn, wo man beim Rasten nicht einmal auf den beleuchteten Autobahnparkplätzen in Ungarn sicher war. Oft ist es uns passiert ( wir waren da auch mit mehreren Fahrzeugen unterwegs), dass wir dann schnell die Autos wieder gestartet und die Tankstelle verlassen haben. Hat sich aber einige Jahre später dann gelegt.

Klar, mit den Zigeunerkindern war das damals ein Problem. Guma, Guma, das wurde immer gerufen. Hat man beim Durchfahren durch so ein Zigeunerdorf nichts aus dem Fenster in dieser Richtung geworfen, dann konnte es schon einmal passieren, dass man in der Heckscheibe einen Stein fand.

Waren bis zur Wende 1989 nur die Nationalstraßen asphaltiert, so fährt man jetzt auf feinstem Asphalt durch die meisten Gegenden Rumäniens.

Na ja, dann schlage ich Dir vor, dass Du einmal ein paar Monate hier lebst und Dir die Straßen ansiehst. Ich erinnere mich an die Zeit, als Spanien zur EU kam. Es dauerte ca. 10 Jahre, und dann waren wirklich auch die Nebenstraßen bereits asphaltiert. Ich weiß nicht, woher Du Deine Eindrücke da in Rumänien gesammelt hast, aber die Straßen sind hier ein Chaos.

Man stelle sich einmal vor, auch mehr als 35 Jahre nach dem Umsturz mit einem A. voll Geld aus der EU hat man es noch nicht geschafft, eine Autobahn durch Rumänien in der Gesamtheit zu bauen. Es sind immer nur Teilstücke, die noch nicht zusammenhängend sind. Und manche Stellen, die gebaut wurden, musste man wieder neu bauen, weil da gemurkst wurde. Teilweise durch falsche Bodengutachten, teilweise durch die Ausführung. Klar ist hier die Korruption dran schuld, weil sich da zuviele die Hosentaschen gefüllt haben.

Nur noch einige Nebenstraßen sind wie eh und je Schotterpisten.

Erlaube mir den Einwand: Du kennst Rumänien nicht. Ich aber schon. Die Realität ist eine völlig andere. Gewisse Durchgangsstraßen und auch die bereits fertig gestellten Autobahnen sind asphaltiert, aber müssen bereits wieder geflickt werden, weil die Kerle keine Ahnung davon haben, wie man richtig arbeitet. Da wird auch asphaltiert, wenn es regnet.

Städte wie Timisoara, Sibiu, Sigishoara, Alba Iulia, Brasov und viele kleinere Städte und Dörfer Siebenbürgens sind eine reine Augenweide.

Das stimmt. Aber es bezieht sich auf die Kreisstädte, wo die Präfekturen dahinter waren, dass Geld für die Renovierung der Fassaden in den Stadtzentren bereit steht. Geh in die Höfe und Anwesen hinein, und dann siehts wieder mau aus. Aber das sieht man nicht von draußen.

Ich habe Fotoserien gemacht, von den bekannten Touristen-Badeorten am Schwarzen Meer, auch von Bukarest, - es kommt einem das große Kotzen. Der Rumäne ist ein Spezialist der Oberflächlichkeit, und wenn Du Dich damit begnügst, dann hat er sein Ziel erreicht.

In kleineren Städten wie z.B. bei uns, da geht die Stadtverwaltung restriktiv vor. Derjenige, der nicht bereit ist, seine Fassade im Stadtzentrum vorzeiggerecht zu renovieren, dem wird die Grundsteuer erhöht. Ein Programm wie in anderen Ländern, wo man zinsgünstige Kredite über die Vermittlung durch die Stadtverwaltung bekommt, um seine Fassade zu renovieren, das gibt es hier nicht. Anstelle dessen wird die Steuer erst um das Doppelte, im darauffolgenden Jahr um das Dreifache, dann um das Fünffache und am Schluss um das Zehnfache erhöht. Viele alte Rentner müssen dann ihr Haus, in dem sie von Jugend an gewohnt haben, verkaufen, weil sie sonst aus den Schulden nicht mehr herauskommen.

Wenn ich die Entwicklung Rumäniens mit der Ostdeutschlands nach der Wende vergleiche, so hat Rumänien vom äußeren Erscheinungsbild einen viel größeren Sprung nach vorn gemacht. Fahre ich so in Ostdeutschland durch die Lande, so sind zwar viele Häuser in den Stadtzentren rekonstruiert, aber man sieht dennoch, dass ein Großteil der Straßen, Plätze und Grünanlagen billig und lieblos angelegt worden sind. Insbesondere sind die Grünanlagen spärlich und sind in vielen Fällen ungepflegt.

Für mich ist Dein Argument klar: Du kennst die Gegenden aus den neuen Ländern im Osten, vermutlich deshalb, weil Du dort aufgewachsen bist. Du kannst auch hinter die Kulissen schauen. Rumänien kennst Du nur von Kurzbesuchen, daher Deine Einschätzung. Ich kann Dir versichern: Es stimmt nicht.

Ich weiß nicht, wie das technisch geht (wenn Du Lust hast, dann schick mir eine Anleitung, Schritt für Schritt), aber ich könnte Dir von den Badeorten am Meer oder auch von Bukarest Fotoserien schicken, die Dir die Augen öffnen würden. Sind aber ein Haufen MBs, deswegen habe ich da Probleme.

Und noch eine ganz wichtige Tatsache: Wo kommt all die Liebe zum Detail, der Anmut her, die Städte so lebenswert mit ihren Grünanlagen zu machen und vor allem auch alles dauerhaft zu pflegen? Sind Rumänen in Deutschland wohnhaft, so hinterlassen sie nur Müll, Unordnung und Unrat.

Erlaube mir die Feststellung: Du hast keine Ahnung.

Die Bürger, die Rumänen oder auch die Ungarn, die treten den Stadtverwaltungen auf die Hühneraugen, damit die Grünanlagen in den Städten ordentlich aussehen. Das aber gelingt meist nur in den Stadtzentren. In den anderen Stadtvierteln mit den Wohnblocks liegt es meist im Argen. Derjenige, der in Deutschland nur Müll hinterlässt, das sind die typischen Merkmale der Zigeuner, die ihr eigenes Pyramidensystem aufgebaut haben, um gezielt an die Sozialtöpfe in Deutschland zu kommen. Ich kenne das aus erster Hand, weil ich auch Zigeuner beschäftigt hatte, die mir das haarklein erklärt haben. Duisburg, Frankfurt, etc.

Wie kann es sein, dass die von allen Europäern gering geschätzte rumänische (korrupte) Mentalität die finanziellen Mittel letzten Endes doch effektiver einsetzen?

Vergiss ganz schnell, was Du gesagt hast. Du strotzt vor Oberflächlichkeiten. Du beziehst Dich auf den äußeren Schein. Ich könnte Dir da vieles berichten, aber das würde ein Buch füllen. Verlass Dich drauf, wenn ich Dir sage, dass Du falsch liegst.

aber Siebenbürgen, Maramures und Bukowina sind der reinste Augenschmaus.

Eine übertriebene Feststellung, aber im Vergleich zu den anderen Gegenden ist es tatsächlich dort besser. Was man da noch dazufügen sollte, ist das Banat. Aber das hängt mit der Mentalität der Bevölkerung zusammen. Siebenbürgen und das Banat war immer deutsch geprägt, und die Rumänen haben sehr viel von dieser Mentalität übernommen. Maramures und auch die Bukowina sind ein bergiges Gebiet, und die Leute in diesen Gegenden mussten sich immer mehr um fruchtbares Ackerland bemühen, als die anderen in den Ebenen. Deshalb sind die dortigen Bewohner viel mehr erdverbunden und halten ihre Heimat in Ehren.


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