Definition Handelsbilanz, USA muss handeln. Daten, Fakten, Quellen

Miesepeter, Donnerstag, 03.04.2025, 10:57 (vor 14 Tagen) @ Dragonfly1158 Views
bearbeitet von Miesepeter, Donnerstag, 03.04.2025, 11:41

Weleda prüft offenbar Produktionsmöglichkeiten in den USA

Interessant sind natürlich auch niedrige Steuern und niedrige Energiekosten.

Was soll eigentlich daran falsch sein, wenn die Waren bevorzugt auf dem Kontinent produziert werden, auf dem sie auch abgesetzt werden sollen? Märkte in der Größenordnung von 500 Millionen Menschen (Amerika, Europa) sind doch sicherlich groß genug, um alle Skaleneffekte erzielen zu können?

Sicherlich, ein paar komparative Vorteile (Deutsche bauen bessere Maschinen/Autos als Amerikaner, Chinesen arbeiten billiger und ermöglichen somit Lohnarbitrage, usw) gehen dabei verlustig, wenn dies radikal umgesetzt würde. Davon kann aber keine Rede sein, es wird - u.a. auch durch Trumps Zölle - nur eine gewisse Umkehr in diese Richtung ermutigt. Radikaler internationaler Freihandel birgt auch seine Problematiken, insbesondere für Länder mit eingeschränkter internationaler Wettbewerbsfähigkeit.


Wo Trump noch falsch liegt: Handelsdefizit.

Definition Handelsbilanz: Die Handelsbilanz betrifft in der Volkswirtschaftslehre und konkret in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung den Außenhandel, also den grenzüberschreitenden Export und Import von Gütern eines Staates innerhalb einer bestimmten Rechnungsperiode.

Handelsdefizit = Negative Handelsbilanz.

Handelsbilanzdefizit USA mit EU 2024: 235 Mrd USD
Zum Vergleich China: 295 Mrd USD


Dienstleistungsbilanz:Die Dienstleistungsbilanz betrifft in der Volkswirtschaftslehre und konkret in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung den Außenhandel, also den grenzüberschreitenden Export und Import von Dienstleistungen eines Staates innerhalb einer bestimmten Rechnungsperiode. Güter werden entsprechend in der Handelsbilanz erfasst.

Dienstleistungsbilanz Überschuss USA mit EU 2023: 76,5 Mrd USD (lt Statista) 108,6 Mrd lt EU:

[image]

Die USA haben natürlich einen Handelsüberschuss mit der EU, der nur durch statistische Fehler nicht in Erscheinung tritt:

Dunkle Materie in der amerikanischen Außenhandelsbilanz

Gegenbehauptung der ARD: Wo stecken die Gewinne von Microsoft, Amazon und Meta? Die europäische Statistikbehörde "Eurostat" bringt Klarheit. Die EU hatte 2023 gegenüber den USA ein Defizit bei (Computer-)Dienstleistungen von knapp 110 Milliarden Euro. Es ist in Irland gebucht, wo die Big-Tech-Konzerne ihre europäischen Hauptquartiere betreiben.

Bestätigung hierfür siehe:
Source : BaTIS (OECD), Table 2: Bilateral trade balance on services with the USA, by EU country, 2023 aus: https://www.cepii.fr/visualdata/trade_eu_usa/trade_eu_usa.html (Services = Dienstleistungen)

Ich denke, damit dürfte die Frage nach Handelsbilanzdefiziten und Dienstleistungsbilanzüberschüssen im Verhältnis US/EU geklärt sein?

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Interessant nun in diesem Zusammenhang, wie sich diese Dynamik im Jahr 2025 weiterentwickelt hat:
https://www.census.gov/foreign-trade/Press-Release/current_press_release/ft900.pdf

The January increase in the goods and services deficit reflected an increase in the goods deficit of $33.5 billion to $156.8 billion and an increase in the services surplus of $0.2 billion to $25.4 billion.
Year-over-year, the goods and services deficit increased $64.5 billion, or 96.5 percent, from January 2024. Exports increased $10.6 billion or 4.1 percent. Imports increased $75.2 billion or 23.1 percent.

Um es auf einen Nenner zu bringen, das Defizit der USA explodiert geradezu in einer Weise, die absolut nicht aufrechtzuerhalten ist. Warum wird das in keiner der Kriegserklärungen erwähnt?

Stattdessen:

Die neuen Zölle seien ein »schwerer Schlag für die Weltwirtschaft«: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen

Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer:»Wenn die Zölle langfristig bleiben, werden deutsche Autobauer ihre Produktion weiter in die USA verlagern, Trump drängt die Konzerne in die Verluste und saugt die Arbeitsplätze ab. Er ist somit für uns wirtschaftlich wahrscheinlich ein größerer Feind als Putin.«

Der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament, Bernd Lange (SPD):
»Diese ungerechtfertigten, illegalen und unverhältnismäßigen Maßnahmen können nur zu einer weiteren Eskalation und einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale für die USA und die Welt insgesamt führen. Wir werden nicht klein beigeben: Wir werden unsere Souveränität verteidigen.«

Der wirtschafts- und finanzpolitische Sprecher der Grünen, Rasmus Andresen, sagte, es sei nun Zeit, amerikanische Techkonzerne und Banken zu sanktionieren.

Hier gibt es m.E. drei Möglichkeiten der Interpretation: entweder diese Leute haben jegliche Fähigkeit zur rationalen Betrachtung von wirtschaftlichen Phänomenen verloren, oder aber die Bürger sollen durch Kriegsrhetorik emotional darauf vorbereitet werden, dass die EU-Wirtschaft insbesondere in Deutschland von einer exportorientierten Wirtschaft auf eine klimaneutrale Kriegswirtschaft umgestellt werden muss.

Die dritte, und wahrscheinlichste Möglichkeit ist aber die Kombination dieser beiden Varianten.

Gruss,
mp


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