Wie kann China all seine in kurzer Zeit gebaute Infrastruktur in 50 Jahren noch erhalten?
Wir hatten ja mal einen User namens @Morpheus im Forum, dessen Kernthese lautete, dass jegliche städtische Zivilisation immer wieder zusammenbricht, weil die Infrastruktur im Laufe der Zeit nicht mehr gestemmt werden kann.
Ich kann dieser These nicht zustimmen, weil mit dem Neubau der Infrastruktur die Produktivität steigt und die Erhaltung der Infrastruktur einige Jahrzehnte auf einem höheren Produktivitätsniveau und bei gestiegenem Volkseinkommen finanziert werden kann, die Kosten der Infrastruktur also prozentual am Volkseinkommen sogar sinken.
Chinas Infrastrukturinvestitionen finden derzeit vor allem im gebirgigen Süden statt. Die Topographie ist nicht nur sehr herausfordernd - viele Tunnel und immens viele Brücken werden gebaut - sondern das ganze Gebiet ist auch noch erdbebengefährdet. Da frage ich mich tatsächlich, wenn in Zukunft der ganze Schwerlastverkehr über die Autobahnen rollt und die Brücken dann genauso marode sind wie in Europa oder ein Erdbeben nicht nur eine, sondern viele Brücken einstürzen lässt. Wenn die Regionen dann auch noch existenziell auf die neuen Verkehrsnetze angewiesen sind, dann hat China ein großes Problem, wenn ein Teil der Brücken nicht mehr nutzbar ist. Noch dazu kommt eine eventuell sinkende Bevölkerungszahl.
Am Beispiel unseres Landes kann man jedoch deutlich sehen, dass eine reife Industriegesellschaft wohl in der Lage ist, seine Infrastruktur aufrechtzuerhalten und auch neue Projekte zu stemmen. Selbst das ganze Kanal- und Wasserleitungsnetz aus z.T. der Kaiserzeit kann mit unseren Ressourcen ersetzt werden. Bei einem Steueraufkommen von über einer Billion Euro und den hohen Bahnticketpreisen ist das spielend machbar. Das Geld darf nur nicht verschwendet werden, wie derzeit bei uns.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER