Hast Du den Artikel überhaupt verstanden?

nereus, Sonntag, 16.10.2022, 16:01 (vor 556 Tagen) @ FredMeyer2704 Views

Hallo Fred!

Es ging nicht darum, ob man überhaupt in der Lage ist Gas aus Speichern abzunehmen, sondern ob das auch für den speziellen Fall gilt, wenn oben überhaupt nichts mehr fließt und ob es Zusammenhänge zwischen Füllmenge und Entnahmekapazitäten gibt.

Nehmen wir das Thema mal ein wenig auseinander.
Wozu sind die Speicher überhaupt da?

Die klassische Aufgabe von Untertage-Gasspeichern ist der Ausgleich tages- und jahreszeitlicher Verbrauchsspitzen.
..
Die entscheidende und nicht prognostizierbare Größe stellen jahreszeitliche (temperaturabhängige) sowie tageszeitliche Verbrauchsschwankungen dar. Die klassische Pufferfunktion zwischen Erdgasversorger und Erdgasverbraucher wird zunehmend auch durch eine strategische Bedeutung für Krisenzeiten bei der Energieversorgung ergänzt.
Auch der Einsatz zur Bezugsoptimierung unter Ausnutzung schwankender Gaspreise ist von Bedeutung, d. h. auch in Winterperioden oder im Sommer kann eine temporäre Einspeisung bzw. Entnahme stattfinden.

Quelle: Underground Gas Storage in Germany von R. SEDLACEK

Der Regelfall ist also Schwankungen auszugleichen, ähnlich wie bei einem Pumpspeicherwerk, wo in der Nacht das Wasser nach oben gepumpt wird und in den Spitzenzeiten des Tages wieder nach unten strömt, um zusätzlich Energie einzuspeisen.

Und nun kommen wir zur Entnahme von Gas aus den Speichern.
Dazu kann man beim DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.) Folgendes lesen:

Im Zusammenhang mit der Befüllung von Gasspeichern sind folgende technische Zusammenhänge zu beachten, wobei eine aussagekräftige Kennzahl für die Lieferstärke oder -schwäche einer Anlage die sogenannte Ausspeicherkennlinie ist.

Die Speicherkennlinien und damit die Ausspeicherleistungen sind von Speicher zu Speicher unterschiedlich. Ab wann ein Kipppunkt bei der Ausspeicherung erreicht ist, lässt sich deshalb nur jeweils für den einzelnen Speicher benennen.
Die Speicherkennlinien bilden die Ein- und Ausspeicherleistung des Speichers abhängig vom Speicherfüllstand ab.
Kennlinien sind daher abhängig vom Speichertyp und werden maßgeblich vom Druck und der Temperatur des Speichergases beeinflusst.
Allerdings sind diese nicht konstant, sondern ändern sich in Abhängigkeit vom Speicherfüllstand und der Speicherfahrweise.

Klar ist: Je weniger Arbeitsgas in einem Speicher verbleibt, desto schneller sinkt die Ausspeicherleistung.
Je mehr Arbeitsgas ausgespeichert wird, desto niedriger ist der Speicherdruck, was zu einer geringeren Ausspeicherrate führt.

Bei Volllastbetrieb der Gasheizungen der Industrie und der Gaskraftwerke im Winter wäre die Gasversorgung beim Wegfall entweder der Speicher oder der Mengen aus dem laufenden Import nicht mehr gewährleistet.

Im Kernwinter bei tiefen Temperaturen sind Ausspeicherleistungen aus Speichern zur Bedarfsdeckung von Industrie und Gebäuden erforderlich. Sofern dies nicht gegeben ist, müssen entsprechende Mengen aus den Importen verfügbar sein.

Quelle: https://www.dvgw.de/der-dvgw/aktuelles/presse/pressematerial/gasversorgung-in-deutschland

Also, hier steht es schwarz auf weiß.
Die Problematik ist daher kein technischer Schwachsinn, sondern real vorhanden.
Und einen totalen Lieferausfall hatten wir noch nie, so daß alles ziemlich theoretisch bleibt und erst der Ernstfall Auskunft geben wird, ob man richtig gerechnet hat.

Die volle Ausspeicherleistung ist nur bis zu einem Füllstand von 50 % gegeben.
Demnach dürfte niemals dieser Füllstand unterschritten werden, wenn man die volle Leistung ziehen will.
Unter diesen 50 % fällt die Kennlinie linear ab, d.h. bei einem Speicherstand von 40 % können nur 85 % abgerufen werden, bei einem Stand von 30% sind es noch 65% Ausspeicherleistung und bei 20% Speicherstand verbleiben noch ca. 55%.

Mehr dazu kann man auch hier nachlesen: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Studien/moeglichkeiten-zur-verbesserung-...

mfG
nereus


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