Ist jetzt keine deutsche Sichtweise, sondern die aus Rumänien. Aber trotzdem aus einem Land der EU

helmut-1, Siebenbürgen, Mittwoch, 10.08.2022, 00:01 (vor 619 Tagen) @ ebbes4458 Views

Was hier bei Otto Normalo zu Buche schlägt, das sind die Energiekosten. Die Preise für Strom und Gas erhöhen sich ständig, und die meisten sind davon abhängig, und fürchten sich vor der Zukunft.

Aber Energie ist auch Treibstoff. Die Tankstellenpreise sind explodiert, und daraufhin hat es Proteste gegeben, es wurden die Tankstellen der staatlichen Spritkonzerne blockiert, - jeder tankte nur für einen Leu (20 Ct), machte langsam und putzte sich jedes Mal seine Scheiben, und stellt sich dann wieder hinten an, um dasselbe zu wiederholen. Man rief die Polizei, die nichts Illegales feststellen konnte (jeder Polizist hat ja auch ein Privatauto und leidet genauso unter den Preisen), und die hatten einen kräftigen Umsatzausfall, weil jeder Fernfahrer, der seinen Lastzug mit 800 oder 1000 lt. volltanken wollte, keine Lust hatte sich da anzustellen.

Umsonst sagt man das den Leuten in Deutschland, die würden sowas niemals machen, - also sollen sie ruhig 5 Euro für den Liter Sprit bezahlen. Macht offensichtlich Spaß.

Der Erfolg: Es gab dann das "Johannis- Trinkgeld" (= Johannis ist der rum. Präsident) und das stellte sich so dar:
Man tankte für 100 Lei (=20 Euro), bezahlte und bekam 5 Lei zurück (= 1 Euro).

Klar bewertete das jeder als Augenauswischerei, und nun ist seit einiger Zeit der Spritpreis am Fallen (mittlerweile 50 Bani, das sind 10 Ct.)

Die Preise in den Supermärkten steigen ständig, und immer nur dort um ein paar Ct., dann wieder bei etwas anderem, usw. Heute habe ich die Kassiererin am Supermarkt gefragt, warum das Mineralwasser um 2 Ct. gestiegen ist. Sie wusste es nicht, sie meinte nur, weil ja alles teurer wird, müsste auch das Mineralwasser teurer werden.

Die Bevölkerung richtet sich danach. Sie kauft vornehmlich von den Bauern am Gemüsemarkt, die diese Preisspirale nicht so sehr mitmachen. Viele richten sich schon jetzt auf den Winter ein, und reaktivieren ihre Holzöfen. Nicht deshalb, weil man Angst hat, kein Gas zu haben, sondern wg. den Preisen. Elektrische Heizlüfter (wie in Deutschland) werden nicht gekauft, weil man weiß, dass auch der Strompreis ständig am Steigen ist. Derjenige, der in Rumänien kein Holz hat, ist ein totaler Versager. In Siebenbürgen sind die Wälder voll mit Holz. Legal oder illegal erworben.

Ansonsten war die Ernte gut, insbesondere bei uns in Siebenbürgen, - in den östlichen und südlichen Landesteilen hat die Trockenheit Defizite verursacht. Also, bei uns hat keiner Angst davor, dass er nichts zu essen hat.

Die Leute, die bauen, die haben natürlich Probleme. Man stellt fest, dass man die Baustoffe, hätte man vor einem Jahr gebaut, zur Hälfte des Preises bekommen hätte, den man jetzt dafür bezahlen muss. Die Baustoffhändler geben ihre Preisangebote in schriftlicher Form auch nur mehr mit einer Preisbindung von maximal einer Woche heraus.

Die Industrie? Gute Frage. Man produziert, weil man Umsatz braucht. Aber es wird an allen Ecken und Enden gespart. Erneuerungen: Njet. Allenfalls Reparaturen, und auch nur dort, wo man das für die Produktion braucht.

Ansonsten geht alles seinen gewohnten Gang. Keiner macht sich verrückt. Die Urlaubsorte am Schwarzen Meer sind gut gebucht. Und jeder fährt mit dem Auto herum. Keiner lasst es zuhause stehen, um Spritkosten zu sparen. Aber wenn ich z.B. in die Hauptstadt (Distanz ca. 350 km) wg. meines Passes fahre, dann fahre ich mit der Bahn. Hin und zurück, auch mit 1. Klasse und Liegewagen, ist es billiger als mit dem Auto.


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