Persönliche Eindrücke über die aktuelle Stimmungslage in Duisburg - sicher nicht repräsentativ

papi, Mittwoch, 25.05.2022, 21:27 (vor 701 Tagen)6126 Views

Hallo in die Runde,

nachdem ich hier schon jahrelang nicht-schreibend mitlese, habe ich aufgrund der augenblicklichen (inter-) nationalen Situation und für mich bis vor Kurzem noch unglaublich klingenden Vorkommnisse doch das Bedürfnis, einmal über die lokale Stimmungslage hier an meinem Wohnort zu berichten.

Kurz zu meiner Person: Ich bin nach jahrelanger Tätigkeit als externer Mitarbeiter ("Consulter") für meinen Arbeitgeber in Duisburg im Jahr 2019 fest angestellt worden. Im selben Jahr sind wir daher mit der ganzen Familie von Bielefeld nach Duisburg umgezogen und zwar in eine über hundert Jahre alte historische Arbeitersiedlung, seinerzeit für die Mitarbeiter von Mannesmann errichtet. Meine Nachbarn haben überwiegend Migrationshintergrund, aber eingentlich kommt man ganz gut miteinander zurecht. Zumindest, wenn man sich an das übliche rücksichtslose Gehabe Mancher gewöhnt hat (laute Musik, laute Autos, lautes Gebrüll, lautes Freisprechen mit dem Smartphone, der kreative Umgang mit der Entsorgung von Abfällen usw.). Aber die deutschen Nachbarn hier benehmen sich zu grossen Teilen ebenso übel. Ich habe übrigens gelernt, dass der Ruhrpottler darauf sogar stolz ist und das "authentisch" nennt. Oder "echt". Egal, nach jahrelangem Pendeln und berufsbedingten Strecken in ganz NRW mit durchschnittlich 60.000km/p.a. Fahrleistung bin ich nun froh, meinen täglichen Weg zur Arbeit von einfach 10km mit dem Fahrrad zurücklegen zu können.

Direkt auf meinem Arbeitsweg liegt praktischerweise eine McFit-Filiale (Wanheimerort), so dass ich quasi kaum Ausreden finden kann, nicht zum Training zu gehen. Das Klientel dort ist bunt gemischt, Bio-Deutsche allerdings deutlich in der Unterzahl. Egal, die meisten Leute dort sind sehr nett und man kommt natürlich mit den - überwiegend bei HKM (Hüttenwerke Krupp-Mannesmann) arbeitenden Leuten in Gespräch. Damit meine Prosa hier nicht ausufert, das, wass ich in der letzten Woche gehört habe - und mich maßlos annervt - in Stichpunkten:

- Teilweise ist der Laden überfüllt. Grund: McFit lässt ukraninische Flüchtlinge wohl min. 3 Monate lang kostenlos trainieren. Ob das für syrische, afghanische, lybische Flüchtlinge etc. ebenso seinerzeit galt, weiss ich nicht. Ich finde es nur skurril, wenn die "Bedürftigen" ihr oligarchenartiges BMW-SUV mit UA-Kennzeichen vor der Tür parken und dann mit der mit Schlauchboot-Lippen, Silikonbrüsten und Permanent-Makeup ausgestatteten Gattin ihr Training absolvieren. Und nein, nicht alle sind derart modifiziert :).

- Ein türkischstämmiger Nachbar, der dort auch trainiert, war monatelang arbeitssuchend und hat dann endlich bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg eine Anstellung gefunden - allerdings wie dort üblich befristet, quasi zur "Bewährung". Das nach gelte seiner Aussage nach zur Zeit ausdrücklich NICHT für ukrainische Flüchtlinge. Die werden bei Eignung z.Zt. sofort unbefristet eingestellt.

- Der selbe Bekannte berichtete von seinem Neffen. Der ist 22 Jahre alt und hat bei Thyssen Elektriker gelernt. Er hat sich bei HKM beworben bzw. einen Meister dort inoffiziell nach freien Stellen gefragt (dazu sei erwähnt, dass HKM massiv auf Zeitarbeitskräfte setzt). Antwort: Ja, es würden zur Zeit freie Stellen für Festangestellte geschaffen. Allerdings nur für Ukrainer und nur durch Abbau von Zeitarbeitsverhältnissen.

- Wir haben noch kurz über das Wahlergebnis in NRW gesprochen, speziell über die Wahlbeteiligung. Seine Schwester - ebenso wohnhaft im gleichen Ghetto wie ich :) - sei Wahlhelferin gewesen und habe berichtet, dass aus der ihr bekannten türkischstämmigen Gemeinschaft so gut wie niemand zur Wahl erschienen sei. Warum das so ist oder warum man nicht wenigstens eine Partei wie die Basis o.ä. wählt, konnte er mir nicht sagen. Ob man das nun faul, fatalistisch, ignorant oder schlicht dumm nennt: Ich finde das schlimm.

- Ich bin übrigens Allergiker und habe Asthma. Nach erfolgreicher Hyposensibilisierung war ich zu 95% beschwerdefrei und bin auch bisher mit den Abgasen der beiden Hochöfen von HKM gut zurecht gekommen - abgesehen davon, dass diese keinen olfaktorischen Genuss darstellen. Seit ca. 3 Wochen jedoch habe ich an der "frischen" Luft - speziell beim Radfahren - massive Probleme mit Hustenreiz und teilweise Atemnot. Ich habe dann einen - anderen als den o.g. - Mittrainierenden, der bei HKM beschäftigt ist, gefragt, ob irgendwie neuerdings anders bei dem Betrieb der Hochöfen verfahren würde. Antwort: Ja, seit ca. 3 Wochen seinen die Vorräte an qualitativ hochwertiger Kohle aus Russland und der Ukraine aufgebraucht und man würde nun auf Billigkohle aus z.B. Polen zurückgreifen. Ich bin begeistert!

Ich wollte das einfach mal kundtun, weil mir das tierisch auf die Nerven geht. Ich danke für Eure Aufmerksamkeit.

Viele Grüße aus dem Shithole Duisburg.


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