Musst Du ja nicht, - aber Du denkst zu "deutsch".

helmut-1, Siebenbürgen, Sonntag, 09.01.2022, 08:39 (vor 810 Tagen) @ solstitium1914 Views

Ich sehe ja, was da in Rumänien abläuft. Wenn da Kabel velegt werden, dann gehst Du wahrscheinlich davon aus, dass das Ganze vorschriftsmäßig verlegt wird. Wir machen das zwar so, aber in Rumänien sind es sicher nicht viele, die das so machen:

https://ibb.co/jfdXqzN

Dazu die Arbeitsschritte, die man hier nicht auf dem Schema sieht:

- Nach Grabenherstellung (und vor dem Verlegen des Kabels) Glätten und Verdichten der Grabensohle
- Nach Verlegung des Kabels konform der Norm und Einlegen des Warnbandes lageweises Auffüllen in Schichtstärken von max. 25 cm und Verdichten jeder einzelnen Erdschicht mit Vibrationsstampfer

Auch in Deutschland sehe ich da Dinge, die mir einen oder mehrere Lacher kosten. Als ich im November im schönen Frankenland war, da bemerkte ich in einem Dorf, wo mein Jüngster wohnt, dass man dort Glasfaserkabel verlegt. Als ich bei einzelnen Bautrupps vorbeiging, vernahm ich rumänische Worte, obwohl die Fahrzeuge alle Berliner Autonummer hatten. Das machte mich neugierig und ich unterhielt mich mit den Arbeitern.

Das Ergebnis: Telekom (oder wer da die Kabelverlegung veranlasst hat) schreibt das aus, der Billigste kriegts. Das war in diesem Falle eine griechische Firma. Der holt sich die Fahrzeuge von einem Mietpark aus Berlin, damit alles schön "deutsch" aussieht, beschäftigt über Werkverträge die Rumänen, die natürlich genau nach Gesetz den Arbeitsvertrag unterschreiben (die Realität kenne ich, auch, wie das umgangen wird) und die arbeiten dort günstig, ohne soziale Einrichtungen (kein Baustellen-WC, keinen beheizten Bauwagen für die Mittagspause, etc.).

Wie die Kerle die Kabel dort verlegen, und auch die Tatsache, dass das niemand vom Auftraggeber her kontrolliert, das kostet mich wieder mehrere Lacher, - ich habs ja mit eigenen Augen gesehen.

Auch mein Sohn hat noch im Dezember auf einer Baustelle ein Internet-Kabel mit dem Bagger erwischt. Auf keinem Plan eingezeichnet, kein Warnband, etc. Und das war in der Nähe von Nürnberg.

Wie es in Rumänien zugeht, mit dem Verlegen, na, das kann man sich wohl denken. Es gibt die Garantie nur auf dem Papier, keinen Sicherheitseinbehalt bei öffentlichen oder halböffentlichen Aufträgen (in Deutschland 5% auf die Dauer der Gewährleistung), - die meisten Firmen werden eröffnet, als GmbH mit einem Startkapital von 50 €, dann arbeiten die und nach spätestens 2 Jahren sind diese Firmen wieder abgemeldet und der Eigentümer arbeitet mit neuem Firmennamen weiter. Irgendjemanden am A. zu kriegen, wenn wo Murks gemacht wurde, und man merkt das nicht sofort, - keine Chance.

Was meinst Du, warum wir mit unsere Consultingfirma in RO gutes Geld verdienen? Da ist das Hauptwerk in Deutschland, und in Rumänien wird z.B. eine Produktionshalle gebaut. Wir garantieren durch unsere Bauaufsicht und unsere Unterschrift, dass sämtliche Leistungen so ausgeführt werden, dass es den deutschen Normen entspricht, auch mit rumänischen Firmen. Dazu gehört, dass man auch die Fehler der Architekten korrigiert, von Bauphysik haben die wenig Ahnung. Wir waren vom Ausheben der Fundamente bis zur Montage des Blitzschutzes vor Ort. Erinnere mich noch an die Schwierigkeiten, wie man bei den Fenstersimsen das Kondenswasser verhindert, - da haben die von uns eigene Ausführungsskizzen bekommen.

Damit meine ich, dass man bei der Ausführung überall die Augen haben muss. Das, was im deutschen Gesetz steht, nämlich Geltendmachen von Ansprüchen bei versteckten Mängeln, die erst später auftreten, - vergiss es.

Je mehr man nach Osten geht, umso liderlicher wird das alles. Wahrscheinlich wirst Du jetzt verstehen können, was bei der Oma in Georgien abgelaufen ist. Dass man da Kupfer, Alu, Edelstahl usw. mit Vorliebe sammelt und zu Geld macht, weil die Rente ohnehin hinten und vorne nicht reicht, das ist ja nichts Neues. Die Frau hat wahrscheinlich bemerkt, dass da irgendwo ein Bagger einen Graben ausgehoben hat und dass da Kabel verlegt wurden. Dass ein Glasfaserkabel mit Kupfer nichts am Hut hat, wusste die Oma sicher nicht.

Also, die hatte sicher nicht den Plan, zwei Länder ohne Internet zu lassen, - die hat da einfach aufs falsche Pferd gesetzt. Aber für mich völlig nachvollziehbar, was die Beweggründe waren. Dazu in mehreren Zeitungen die Meldungen darüber, oftmals verschieden formuliert, also, man hat nicht voneinander abgeschrieben.


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