Energie ist immer noch zu billig, viel zu billig.

Mephistopheles, Donnerstag, 30.12.2021, 15:48 (vor 841 Tagen) @ Plancius2159 Views

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, um mir die monatlichen Kosten für Strom und Gas in 2022 für meinen Haushalt auszurechnen.

Mit den jetzt zur Verfügung stehenden Informationen sieht es folgendermaßen aus:

Kosten pro Monat

- frei stehendes Einfamilienhaus
- Haushalt 2 Personen
- jeden Tag wird auf E-Herd gekocht
- 1 Person Home Office mit PC, Server und mehreren Bildschirmen

Strom: derzeitige Kosten: 85 EUR ==> erwartete Kosten in 2022: ca. 130 EUR
Erdgas: derzeitige Kosten: 75 EUR ==> erwartete Kosten in 2022: ca. 130 EUR

Das bedeutet für uns eine zusätzliche monatliche Belastung in Höhe von 120 EUR oder 1440 EUR jährlich bzw. einem prozentualen Anstieg von 63%.

Offenbar ist das immer noch billiger, als wenn du dir deinen Strom selber machst, wozu du bei einem frei stehenden Einfamilienhaus allerbeste Chancen hättest.
Das Auto konnte sich auch erst durchsetzen, als Benzin und Fahrzeug billiger wurden als Heu und ein Pferdefuhrwerk.

Steigen die Energiepreise in 2022 weiter, dann kommen noch höhere Kosten auf uns zu.

Wie sich die Preise beim Erdöl entwickeln, ist noch nicht absehbar. Jedenfalls werden Benzin und Diesel zum 01.01.2022 schon mal ca. 10 ct/Liter teurer.

Mit einem frei stehenden Einfamilienhaus könntest du, wenn du an deinen Gartenzaun denkst, auch noch dein Fahrzeug betreiben. Aber, anscheinend ist Benzin und Diesel noch zu billig.

Wenn man davon ausgeht, dass Energie in vielen Unternehmen ein beträchtlicher Kostenfaktor ist, wird hier eine kräftige Inflationswelle auf uns in 2022 zurollen. Das ist ja für uns hier nichts neues.

Großunternehmen machen sich mit Solarnergie und Erdwärme ihren Strom und Energiebedarf längst selber.
So lange noch jede Menge Gewerbetbetriebe auf dem flachen Land rumstehen ohne Solaranlagen, so lange ist Strom zu billig.

Aber welche Wirtschaftszweige werden besonders darunter leiden?

Die Preise werden auf jeden Fall durchgängig steigen, was die verfügbaren Einkommen der Haushalte merklich schmälert. Wo gibt es hier besonders hohe Nachfrageelastizitäten?

Ich glaube, die Gastronomie wird auch in 2022 zu den großen Verlierern zählen. Wenn die Leute weniger Geld haben, wird weniger in Restaurants gegangen werden. Dementsprechend werden die Imbisse wahrscheinlich umsatzmäßig zulegen, weil dort die Preise zwar auch steigen, aber unterproportional im Vergleich zu den Restaurants. Und das Bedürfnis, mal nicht zu kochen, besteht weiterhin.

Wie wird sich die E-Mobilität entwickeln, wenn Strom praktisch zu einem Luxusgut wird?

DIY

Die freien Bäcker werden weiter an Marktanteilen verlieren und die Discounter mit ihren Backwaren weitere Marktanteile gewinnen.

Anscheinend ist das immer noch billiger als Muskelkraft, die Bäcker früher vor allem zum Teigumrühren einsetzten.

Ich bin mal gespannt, ob der Druck im Kessel aufgrund der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage in 2022 steigt. In meinem privaten Umfeld ist die Unterstützung der Regierung mehrheitlich nach wie vor ungebrochen. Ich kann jedoch konstatieren, dass in den vergangenen 20 Jahren immer mehr Leute aus freien, wertschöpfenden Tätigkeiten in den Staatsdienst oder in staatsabhängige Branchen bzw. in staatlich finanzierte Bullshit-Jobs gegangen sind und damit ihr Einkommen verbessert und ihren Arbeitsstress vermindert haben.

PS: Wer im Nordosten der Republik lebt, sollte Mittwochs um 18 Uhr mal unbedingt zur Demo mit Spaziergang nach Wolgast fahren. Gestern waren dort wieder ca. 4.000 Menschen. Auch Heiko Schrang war dort und tief beeindruckt.

Gruß Plancius

Gruß Mephistopheles


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