Die Valutamark waren ja auch tatsächlich durch Produktion gedeckt....

Miesepeter, Montag, 06.09.2021, 11:16 (vor 962 Tagen) @ CalBaer994 Views
bearbeitet von Miesepeter, Montag, 06.09.2021, 11:21

....denn ohne Produktion hätte die DDR die Valutamark gar nicht erhalten.

In anderen Worten: die Exportproduktion deckte den Import. Der Export machte zeitweise 50% des Nationalseinkommens aus.

Der DDR-Mark hingegen stand dann entgegen: maximal 50% der heimischen Produktion (eher weniger, da Nationaleinkommen auch Dienstleistungen und Minderleistungen beinhaltet) sowie der Anteil der Importe, der für den Binnenmarkt freigegeben wurde.

Dem stand offensichtlich eine kurzfristige Geld- bzw Anspruchmenge entgegen, welche das erwerbliche Angebot bei weitem übertraf. Die begehrtesten Artikel - zb die Plasteautos - hatten dementsprechend Wartezeiten von knapp einem Jahrzehnt.

Im Fall China stellt sich das Problem aber anders herum: dort werden genügend begehrte Artikel produziert, um den ganzen Westen damit zu versorgen. Umgekehrt hat der Westen deutlich weniger Güter im Angebot, welche auch in China benötigt werden, und dieser Mismatch wird jährlich größer, das Resultat ist in der Handelsbilanz abzulesen. Es ist der Westen - insbesondere die USA - der seine Importe nicht mit Exporten ausgleichen kann. Die passende Analogie dazu wäre, dass die DDR versucht hätte, ihre Importe aus dem Westen mit ihren Ostmark zu bezahlen.

Die Chinesen haben das im Rahmen ihres Entwicklungsmodells hingenommen, denn die überbordende Nachfrage aus dem Ausland erlaubte ihnen, in nie gesehener Geschwindigkeit ihre Volkswirtschaft zu entwickeln und dabei mächtige Devisenreserven anzuhäufen. Diese Phase ist aber abgeschlossen, jetzt stellt sich die Frage, wie lange die Chinesen noch bereit sind, ihre Waren gegen "Zahlungsmittel" auszuliefern, mit welchen sie perspektivisch wenig anfangen können. Solange sie diese noch wie eine Weltleitwährung in andere internationale Werte - Gold, Häfen in Griechenland, Rohstoffvorkommen in Afrika - umtauschen können, mag das Spiel noch eine Weile weitergehen. Sollte dies jedoch aus welchem Grund auch immer substantiell eingeschränkt werden, gäbe es seitens China keinen Anlass mehr zur Annahme des Dollar, zumindest nicht über den Importbedarf hinaus. China ist im Gegensatz zu Deutschland souverän und muss sich nicht den Canard verkaufen lassen, dass uneinbringliche Auslandsforderungen den heimischen Reichtum vergrössern.

Eine chinesische Annahmeverweigerung von Dollars und Umstellung des Aussenhandels auf Yuan wäre für den Westen so katastrophal, dass es in den Folgen einem Krieg gleichkäme, das wissen auch die Chinesen. Leichtfertig werden sie diesen Krieg nicht erklären.

Gruss,
mp


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung