Robert Badinter, wie eine Verkörperung der Werke Oswald Spenglers
Eine Delikatesse für die Freunde des Theaters; zugegeben ein wenig
pathetisch und von Gestern, aber trotzdem großartig. Peter Voß hätte das
sicher anders gespielt, moderner, etwas unterkühlter und fragiler.Aber Badinters antirevisionistisches Arioso ist dennoch eine Klasse für
sich, wie er Robert Robert Faurisson als zur Unmenschlichkeit neigenden
*Fälscher der Geschichte* darstellt.
In meiner Wahrnehmung entspricht der Auftritt Robert Badinters den Werken Oswald Spenglers: Mit meisterlicher Effekthascherei wird Eindruck geschunden, der das Publikum beeindrucken, sprachlos machen soll und dennoch von Grund auf hohl und verlogen ist.
Um das zu erkennen, braucht man Alternativen. Man muß noch andere Dinge kennen als solche, die von Deutschen geschrieben wurden, und es schadet auch nicht, sich ein aus Europäischem bestehendes kulturelles Fundament zuzulegen, um nicht auf die billigsten theatralischen Effekte im Kielwasser der vor allem angloamerikanischen Geschichtsschreibung hereinzufallen, wie sie uns von Hollywood und, wenn auch auf einem bei weitem höheren Niveau, Robert Badinter präsentiert werden.
Pathos ist fast immer problematisch, da es meist dazu dient, im Interesse der Herrschenden Staatslügen unter die Leute zu bringen und die Völker zur Schlachtbank zu treiben. Trotzdem, meine ich, kann man hohles und von Inhalten gestütztes Pathos voneinander unterscheiden.
Letzteres wäre den Werken Beethovens zu entnehmen, seinen Sinfonien, den Ouvertüren zu Egmont und Coriolan, vielleicht auch dem 5. Klavierkonzert. Chopins Polonaisen, die immer auch polnischen Befreiungs-Nationalismus evozieren, könnte man ebenfalls erwähnen.
Bei Verdi fände man beides. Das ehrliche in den populistischen Chören seiner frühen Werke und den meist tenoralen Cabaletten, über die Michael Klonovsky so intelligent wie boshaft schreibt, man wisse nicht, erklärt jemand seine Liebe, oder ruft er gerade die Republik aus, das aufgesetzte Talmi-Pathos in der Triumpszene aus Aida.
Richard Wagners Meistersinger oszillieren zwischen beidem.
Neulich habe ich geschrieben, Falstaff sei Verdis Antwort auf Mozarts Le Nozze di Figaro gewesen.
Vielleicht hat er auch an seinen Konkurrenten Vagner gedacht? Die Meistersinger enthalten ebenfalls eine Fuge, Fugato, als Aktschluß. Allerdings nach Akt zwei, in Falstaff ist es der dritte Akt.
Tempranillo
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*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).