Kenne ich auch

Phoenix5, Freitag, 12.10.2018, 14:07 (vor 2233 Tagen) @ Manuel H.4074 Views

Seit über dreißig Jahren befreundet.
Thema an deren Abendtisch die unsäglichen fremdenfeindlichen
Nazi-Äußerungen unseres Präsidenten des Verfassungsschutzes.
Ich hab daraufhin über mein Handy das originale Zitat vorgelesen, dann
eskalierte alles ganz schnell. „Das Video, das alle seriösen Medien
ausstrahlten, beweist die Progrome der fremdenfeindlichen Sachsen“
Ich: „Das Video ist von der Antifa Zeckenbiss.“
Das wars: „Raus, Du rechte Sau.“
Ich musste tatsächlich die Gabel fallen lassen und sofort gehen.
Am nächsten Tag eine Person angerufen:
Tenor, man wisse nicht, welche Haltung ich hätte und ich hätte mich mit
den Sachsen, die bekanntermaßen Probleme mit dem Fremden hätten,
solidarisiert und damit eine bedenkliche Nähe zu den AfD-Nazis bewiesen
und ich möge ja eigentlich ein freundlicher Typ sein, aber solange ich
keine eindeutige Haltung zeige, wäre maximale Distanz jetzt wichtig.
Irgendeine Idee zum Umgang damit?

Bei mir war es nicht so extrem - nur Kontaktabbruch im realen Leben und entlikt auf Fb. Als dann einige Monate vergingen, habe ich erfahren, dass sich die beiden betreffenden Personen zunehmend im eigenen Freundeskreis isolieren und langsam "seltsam" wirken, d.h. je mehr sich von ihnen abwandten, desto ideologisch bornierter wurden sie. Für mich sind diese hysterischen Formen der Ächtung ein letzter Hilfeschrei, weil man vor den Trümmern seines Weltbildes steht. Diese Leute werden irgendwann ihre Meinung überdenken müssen, wenn sie wieder Anschluss finden wollen. Die wirst du dann nicht wiedererkennen, denn sie werden erzählen, dass sie nie so radikal politisch korrekt unterwegs waren und eher eine Vermittlerposition zwischen den Extremen einnehmen wollten und blablabla, d.h. sie werden relativieren, was das Zeug hält. Wenn du jetzt auf Entschuldigungstour gehst, wirkst du nur schwach. Gewinnen kannst du damit nichts. Außerdem: Hast du solche Idioten im Freundeskreis wirklich notwendig? Ich jedenfalls kann mir kaum eine Meinung vorstellen (die muss schon sehr extrem sein), die dazu führt, dass ich Freunde verstoße. Auch nicht, wenn sie linksliberale, politisch korrekte, gesinnungsethische Vollpfosten wären, würden ich sie als Freunde akzeptieren. Wenn das umgekehrt nicht gilt, dann weg mit ihnen.


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