Platt gesprochen: Mächtige sind reich, Reiche sind mächtig...warum?

Silke, Freitag, 01.06.2018, 16:51 (vor 2366 Tagen) @ tar3613 Views
bearbeitet von Silke, Freitag, 01.06.2018, 17:51

Lieber tar,

versuchen wir es einmal mit gesundem Menschenverstand...

ich gehe jetzt nicht im Detail auf jede Einzelantwort von dir ein, sondern
möchte mich auf die grundlegenden Dinge konzentrieren.

Dann konzentriere dich bitte auch.

Macht als Androhung und Ausübung von Gewalt gibt es allerorten und zu
allen Zeiten.

Mir wird immer vorgeworfen über Zentralmacht zu schreiben.

Sie allein erklärt nichts.

Sie allein erklärt mir alles, wenn ich möchte.
Man kann sie aber schlecht mit kurzen knackigen Sätzen so beschreiben, dass hier Akzeptanz entsteht. Deshalb hat der @dottore auch wiederholt etwas unsauber arbeiten müssen.
Liebe kann man auch nicht jemandem erklären, der nicht liebt.

"Zentralmachtsysteme" sind eine von dir und Ashitaka genutzte Umschreibung
aller politischen Systeme, deren wesentliches Merkmal deren Machtausübung
zur Abgabeforderung darstellt.

Also alles außer Wildbeuter und segmentäre Gemeinschaften.
In segmentären Gemeinschaften gibt es Androhung und Ausübung von Gewalt nur im Rahmen der Eigenhilfe (Fehde, Rache, Blutrache), wenn segmentäre Schlichtungsmechanismen scheitern und versagen.
Zentralisation und Institutionalisierung von Macht in Gesellschaften fordern und fördern strukturelle Gewaltandrohung und -anwendung gegen alle und jeden.
In segmentären Gesellschaften (egal ob in Sumer, Israel, Afrika oder sonst wo auf der Welt sehr gut nachweisbar) wurden und werden diese bekämpft bis es nicht mehr ging (segmentärer Widerstand).
Hans Dieter Seibel hat das ganz gut am Beispiel der Kran beschrieben, wenn man sich erst einmal die Bücher von Christian Sigrist nicht kaufen möchte oder kann.

Darunter fallen die Azteken, aber auch
Cortes und andere Adelsherren, Cäsaren, die Cosa Nostra - genau so wie der
römische Senat, die Sowjets, der Bundestag und die UN. Ihre strukturelle
Gemeinsamkeit fußt in der Tribut-Sold-Zeit-Problematik (Vorfinanzierung
zur Machtausübung).

Territoriale (Staaten) und nichtterritoriale (Mafia und Co.) Strukturen.
Weltliche (Demokratie, Diktatur) und religiöse Strukturen (Kirche und andere kriminellen Sekten).
Eigentumsökonomien und Befehlswirtschaften.

Eine machtausübende Zentralposition steht mit ihrer Entfaltung einer ohnmächtigen Masse gegenüber.
Die Zentralmacht muss sich, und damit das ganze System in dem gewirtschaftet werden muss, finanzieren (Verschuldung).
Die Finanzierung muss besichert werden (Abgabeerhebung).
Die Besicherung muss abgesichert werden (Redistribution).

Es gibt allerdings grundlegende Strukturunterschiede
in ihrer realpolitischen und damit auch rechtlichen Entfaltung, die insb.
hinsichtlich der Bildung individuellen Privatvermögens zu berücksichtigen
sind.

BRD <-> DDR
Eigentumsökonomie <-> Diktatur des Proletariates mit Volkseigentum, das die roten Socken mit ihrer Planwirtschaft verwalteten und sich mit der Wende mit dem Know-how ihrer westlichen Buddys einfach selbst angeeignet haben wie auch in der später zerfallenen UdSSR.

Ich denke da oft an die Verhältnisse in der guten, alten DDR,

Die war nicht gut...aber historisch ein völlig veraltetes Herrschaftsmodell.
Das modernste Herrschaftsmodell ist die parlamentarische Demokratie als optimale Simulation eines ZMS mit optimaler Machtzession mittels Eigentumsökonomie, weil da alle Ohnmächtigen zwei wichtige falsche Gefühle haben:
1.) Macht zu haben, die sie nicht haben sondern nur zediert bekommen (Schwarmtheoretiker, Regierungskritiker und andere Träumer) und
2.) wirtschaftlich echt erfolgreich sein zu können, was niemand kann (nur das Erstreiten und Verteidigen von Privilegien in Zeit und Raum ist möglich - das ist aber eine Machtfrage).
Mein heutiger wirtschaftlicher Erfolg wird das Elend meiner Enkel und von zig Mrd. Menschen auf der Welt sein, weil ich ihre Zukunft mit meiner Wirtschafterei im ZMS mit zerstöre.
Meine Kinder und Enkel sind aber Teil meiner Person - also schädige ich mich durch meine Vorteilsnahme heute mit den schrecklichen Folgen von morgen.
Prof. Sinn hat doch 2015 im Zuge seiner guten Asylpolitikkritik die kommende demographische Katastrophe gut beschrieben "Wir bräuchten nach Berentung der Babyboomer etwa 30 Mio. neue fähige Steuerzahler um den heutigen Versorgungsstandard zu halten".

in der
von oben willkürlich festgelegten Warenpreise und das dafür genutzte
"Geld" rein gar nichts mit einer am offenen Markt gebildeten Bewertung zu
tun hatten.

Alles war in der DDR willkürlich festgelegt, Preise und Löhne und Werte.

Nun könnt ihr zwar sagen, 1 Mark entspreche 1 sozialistischen
"Machteinheit", d.h. 1 Potenzial innerhalb des Systems, mit dieser Mark
eben irgendwas in Bezug zur Machtentfaltung anstellen zu können.

Nein.
Das wäre ja falsch formuliert.
Wenn keine Machtzession erfolgt kann mit Bezugsmarken auch kein Machtanspruch erfolgen sondern nur ein Antrag auf Zuteilung gestellt werden so wie in den DDR-Versandkatalogen.

Wenn man
sich allerdings dahingehend noch vor Augen führt, dass man selbst mit
ausreichend Mark Jahre auf sein Machtpotential in Form eines Trabants hat
warten müssen, so wird klar, dass dieser Gedankengang einfach
unvollständig bleiben muss.

Du hast das ZMS-Konzept mit seiner Machtzession noch nicht verstanden.
Wahrscheinlich ist hier der @Ashitaka ein zu rotes Tuch geworden, der @Ostfriese zu zeitaufwendig [[top]] und der @pigbonds, der @dottore, der @Elli und die anderen Debitisten und Machttheoretiker zu abwesend.
Was war die eigentliche Währung in der DDR? Womit erfolgte Machtzession?
Mit rotem Klüngel und Vit.B!
Damit hast du auch deinen Trabant bekommen, nicht mit den Aluchips.

Er erklärt nichts - und gerade nichts
zusätzliches in Bezug zum "Geld" und die dem System jeweils innewohnende
Ordnung und auch überhaupt nichts im Hinblick auf Innovation (hier lege
ich dir
dieses
Werk von 1981
ans Herz).

Dem Interessierten erklärt es sehr viel und dein Paper ist überarbeitungsbedürftig so wie auch Stelters neuer Wurf "Das debitistische Modell der Wirtschaftserklärung" wieder einmal debitistisch betrachtet danebenging (wie der @Ostfriese=Johann Schwarting und ein gewisser @Alexander=? sehr richtig kritisieren).

Es ist eben ein Riesenunterschied, ob ich
als Ureinwohner bei Kolumbus Gold als Tribut abliefere, um eine
Verstümmelung zu verhindern (das Kolumbus-"Geld"), oder ob man sich als
freier Lohnarbeiter innerhalb eines sozialen Rechtsstaatsgebildes am freien
Markt verschulden und verdingen kann

Nicht wirklich.
Die strukturelle und institutionelle Gewalt verletzt hier die körperliche und dort die psychische Unversehrtheit, was in beiden Fällen zu schwerer Krankheit und Behinderung führt.
Der Ureinwohner war etwa genau so frei wie es der Lohnarbeiter im heutigen Rechtsstaat ist. Er hätte sich in den Urwald schlagen müssen. Verweigerung (Gesetze nicht akzeptieren und keine Abgaben leisten) bedeutet in ZMS Sanktionen.
Dort wurden die Hände abgehackt hier werden Potentiale abgehackt.
Schon Kinder in der BRD werden so terrorisiert, dass eine kindgerechte Entfaltung nicht mehr möglich ist - die totale Systemausrichtung, welche nur wenig eigenes und wahrhaft menschliches Denken, Fühlen und Wünschen mehr zulässt - eben Mentalfaschismus.
Erwachsene in BRD sind nur groß gewordene beschädigte Kinder.
Gut daran ist, dass die Menschen dieses tägliche Abhacken als nicht so schmerzhaft empfinden wie wahrscheinlich? die Indigenen damals.
"politische Systeme, deren wesentliches Merkmal deren Machtausübung zur Abgabeforderung darstellt"[[top]]

- inkl. aller zugehörigen sogenannten
"Machtentfaltungsmöglichkeiten", die sich im Recht und der innewohnenden
Ordnung des Systems widerspiegeln.

Du kannst wohl Macht entfalten?
Von wem oder was wurde dir diese Potentialität gegeben?
Du musst dich an staatliche Gesetze halten und für alles, alles Steuern zahlen sonst könntest du deine Urschuld nicht bedienen.
Du musst mit ansehen, wie deine Kinder systemisch ausgerichtet werden, so wie deine Eltern systemisch ausgerichtet wurden und du selbst systemisch ausgerichtet wurdest - das nennt sich z.B. "Identifikation mit dem Agressor".

Dieser Blick erklärt hingegen so
einiges und zeigt deutliche Unterschiede auf. Vor allem eben auch die
Unterschiede, falls es Änderungen an der konstituierten Ordnung gibt - und
wie wir wissen, ändert sich diese ständig (bis zum Zusammenbruch).

Von der sumerischen Palast- und Tempelwirtschaft oder ägyptischen Pharaonenherrschaft bis zur heutigen Demokratie, Monarchie oder Diktatur gibt es machttheoretisch überhaupt keinen Unterschied.

Noch einige Sachen, die du misszuverstehen scheinst:

1) Ich habe Eigentum nicht mit Vermögen gleichgesetzt, sondern meinte,
dass ein Bezug zum Vermögen (das u.a. Forderungen einschliesst) bei H/S
(und damit auch meinen Erklärungen, die sich auf diese beziehen) besser
gewesen wäre, als der alleinige Bezug zum Eigentum.

Dann habe ich es missverstanden…

2) Ein Staat kann per Recht neue Formen von Eigentum und Vermögen
schaffen: bspw. durch das Recht auf geistiges Eigentum. Damit meinte ich
nicht, Eigentum wegzunehmen, sondern per Rechtsakt neue Formen davon zu
ermöglichen und damit auch das allgemeine Verschuldungspotential zu
vergrößern.

Das ist richtig, aber nur vergleichsweise begrenzt und lange nicht genug zur Systemstabilisierung möglich, weil das eben der veraltete diktatorische Weg ist.
Das ist vieeeel zu machtverbrauchend – das kann sich kein Machthaber auf Dauer leisten, wie ja z.B. die Währungsreform in der BRD bewiesen hat – die Ausgleichsforderung besteht noch.
Nur die größtmögliche Machtzession kann ein immer komplexer werdendes System beherrschbar halten.
Das widerspricht aber der Notwendigkeit eines Vierfachmonopols des Machthabers (Gewalt, Abgabe, Geld, Informationen).
Praktisch müssen die Leute der Institution der ZM haufenweise Potentiale und Ressourcen mit der Bitte "Zieh mal mit deiner Macht Eigentum darauf und verleihe mir Privilegien daraus!" anbieten.
Wegen der systemischen Vorfinanzierungsproblematik reicht aber alles Potential und alle Ressourcen dieser Welt nicht aus, um daraus eine Systemstabilität entwickeln zu können.
Der Kapitalismus ist zwar ein System das funktioniert, das aber gleichzeitig eine Dauerkrise mit "in Summa zu wenig für alle" ist.
Das ist das historische Vermächtnis der Staatsentstehung, das @Ashitaka mit der Ausrichtung aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft meint - kein Millimeter Abweichen von den systemischen Gleisen möglich, nur persönliche Spielräume über begrenzte Zeit- und Raumeinheiten auf Kosten von irgendwelchen anderen (wenn sich ein Eskimo einnässt, weil er friert, hat er es kurz warm im Schritt, stirbt dann aber daran, weil er mit diesem Verhalten krank wird und erfriert).

3)

Habe ich ein Guthaben bei Bank A, kann ich mit diesem Guthaben
etwaige offene Forderung von Bank A ggü. mir tilgen. Für diese

Buchung

ist kein irgendwie gearteter Zwischenschritt nötig.


Was soll denn Bank A für Forderungen ggü. dir haben, wenn du Geld bei
ihr gut hast (Guthaben)?


Hast du noch nie einen Kredit bei deiner Hausbank gehabt, bei der du
gleichzeitig dein Lohnkonto unterhältst?

Da habe ich Geschäftsbeziehungen zu völlig unterschiedlichen wirtschaftlichen Personen - einem Kreditgeber und einem geldgeschäftsbesorgenden Institut.
Das Erste gibt mir nach festgeschriebenen Regeln Kredit und sorgt per Sicherheitenbelastung dafür, dass ich tilge und zinse.
Das zweite besorgt meine Geldgeschäfte – Ein- und Auszahlungen.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, außer dass sie sich meist unter einem Dach befinden.

Offene Forderungen kann nur ein X gegen dich haben, weil du ihm Geld
schuldest, vielleicht weil du etwas bei ihm gekauft hast und nun mit

Geld

bezahlen musst, indem du deine Bank A anweist, das mit der Bank B des X

per

Geschäftsbesorgung zu regeln, was nur per interner Saldierung oder

extern

mit dem jeweiligen ZB-Anteil des Giral geht.


Jep.

Du verstehst eben mehr, als du dich traust.
Das ist aber ok.

Du hast aber nur Guthaben auf Geld bei Bank A und kein Geld, das der X
fordert.
Mit Guthaben auf Geld kann ich nicht ohne weiteres eine Forderung auf

Geld

erfüllen.


Wenn "Geld" bei dir Cash ist,

Nein.
Und das ist eben das Verständnisproblem zwischen Eigentumsökonomen und Machttheoretikern.
"Cash" ist kein Geld sondern nur Geldträger mit aufgetragenen Geldsummen=Machtanteilen.
Geld ist das, dessen Summen aufgetragen werden - zedierte Zentralmacht.
Die muss von der Masse per Potential- und Ressourceneintrag errödelt und von der Institution der ZM an sich gerissen und gehalten werden .
So wie sich Eigentum (letztlich auch nur Machtausfluss) grundlegend von Besitz (dinglich) unterscheidet passen Geld (Machtderivat) und Geldträger (Dinge wie EM, Scheine, Münzen, Bytes) nicht zusammen.

dann kann man das und tut es täglich. Ob
die Hausbank des Empfängers die von dir eingegangene Zahlung
(wahrscheinlich per Anweisung durch deine Bank geschehen) an ihren
Kontoinhaber in Cash auszuzahlen gedenkt, tangiert dein Schuldverhältnis
gegenüber dem Empfänger nicht mehr. Mit der erfolgten Überweisung ist
das Schuldverhältnis für dich erfüllt (ob bankintern oder von Bank A and
Bank B).

Prima simuliert. [[top]]
Du bist ein sehr guter Eigentumsökonom der Bremer Schule.
In deiner Bachelorthesis hast du trotzdem die richtigen Formulierungen drin die ich bereits zitiert habe.
Der Rest würde kommen wenn du das mit @Ashitaka sachlich fertig diskutieren würdest.
Ich schreibe einfach noch zu viele formale Fehler.
Grundsätzlich habe ich aber das ZMS-Konzept verstanden und weiß, dass es von vorn bis hinten (und nur hier im DGF!) richtig dargelegt wird.
Wer möchte, kann sich also wirklich an der echten "kopernikanischen Wende" beteiligen.

Nur mit Geld kann ich eine Forderung auf Geld erfüllen.


Forderungen gegen die Bank des Empfängers (=Bankguthaben) sind bei mir
eben auch "Geld". Nur bei dir nicht. Identisch bei Paypalguthaben
(paypalinterne Buchungen).

Das ist ja kein Grund zum zanken.
Aber Buchungen sind eben nur Buchungen.
Die direkte Abhängigkeit von der Macht im ZMS wird dadurch wegsimuliert wie mit Handelsmünzen, Kerbhölzern oder Knotenschnüren.
Entscheidend ist der dahinter stehende Dolch das Kurzschwert und das Geschoss.

Intern wird saldiert wenn der A ein Guthaben hat, das ausreichend ist.
Am Ende hat der B ein Paypalguthaben – aber kein Geld.


Verzichte doch einfach auch - wie vorgeschlagen - auf den verwirrenden
"Geld"-Begriff.

Das wäre zu einfach.[[zwinker]]

Weder mit Paypalguthaben, noch mit Cash kannst du alle
Potentiale des Systems wahrnehmen.

Richtig,[[top]]
Nur mit Befähigung zur Teilhabe an der Macht kann ich alle Potentiale im System wahrnehmen.
Platt gesprochen:
In der Regel sind Mächtige reich und Reiche sind mächtig...
Zugriff auf Macht bedeutet Verfügung über Geld und umgekehrt.
Die Macht kommt aus dem Wort...

Ich las gar einmal davon, dass man
heutzutage seine Steuerschuld wegen des Aufwands nicht mehr mit Münzen
begleichen dürfe.

Deshalb ist ja auch die Phrase Geld=StZM falsch sondern nur die Phrase Geld=Macht richtig.
Nichts für ungut.
Das wird schon noch.

Liebe Grüße
Silke


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