Machteinheiten erklären nichts

tar ⌂, Gehinnom, Dienstag, 29.05.2018, 02:52 (vor 2373 Tagen) @ Silke3540 Views

Hallo,

ich gehe jetzt nicht im Detail auf jede Einzelantwort von dir ein, sondern möchte mich auf die grundlegenden Dinge konzentrieren.

Macht als Androhung und Ausübung von Gewalt gibt es allerorten und zu allen Zeiten. Sie allein erklärt nichts.

"Zentralmachtsysteme" sind eine von dir und Ashitaka genutzte Umschreibung aller politischen Systeme, deren wesentliches Merkmal deren Machtausübung zur Abgabeforderung darstellt. Darunter fallen die Azteken, aber auch Cortes und andere Adelsherren, Cäsaren, die Cosa Nostra - genau so wie der römische Senat, die Sowjets, der Bundestag und die UN. Ihre strukturelle Gemeinsamkeit fußt in der Tribut-Sold-Zeit-Problematik (Vorfinanzierung zur Machtausübung). Es gibt allerdings grundlegende Strukturunterschiede in ihrer realpolitischen und damit auch rechtlichen Entfaltung, die insb. hinsichtlich der Bildung individuellen Privatvermögens zu berücksichtigen sind. Ich denke da oft an die Verhältnisse in der guten, alten DDR, in der von oben willkürlich festgelegten Warenpreise und das dafür genutzte "Geld" rein gar nichts mit einer am offenen Markt gebildeten Bewertung zu tun hatten. Nun könnt ihr zwar sagen, 1 Mark entspreche 1 sozialistischen "Machteinheit", d.h. 1 Potenzial innerhalb des Systems, mit dieser Mark eben irgendwas in Bezug zur Machtentfaltung anstellen zu können. Wenn man sich allerdings dahingehend noch vor Augen führt, dass man selbst mit ausreichend Mark Jahre auf sein Machtpotential in Form eines Trabants hat warten müssen, so wird klar, dass dieser Gedankengang einfach unvollständig bleiben muss. Er erklärt nichts - und gerade nichts zusätzliches in Bezug zum "Geld" und die dem System jeweils innewohnende Ordnung und auch überhaupt nichts im Hinblick auf Innovation (hier lege ich dir dieses Werk von 1981 ans Herz). Es ist eben ein Riesenunterschied, ob ich als Ureinwohner bei Kolumbus Gold als Tribut abliefere, um eine Verstümmelung zu verhindern (das Kolumbus-"Geld"), oder ob man sich als freier Lohnarbeiter innerhalb eines sozialen Rechtsstaatsgebildes am freien Markt verschulden und verdingen kann - inkl. aller zugehörigen sogenannten "Machtentfaltungsmöglichkeiten", die sich im Recht und der innewohnenden Ordnung des Systems widerspiegeln. Dieser Blick erklärt hingegen so einiges und zeigt deutliche Unterschiede auf. Vor allem eben auch die Unterschiede, falls es Änderungen an der konstituierten Ordnung gibt - und wie wir wissen, ändert sich diese ständig (bis zum Zusammenbruch).

Noch einige Sachen, die du misszuverstehen scheinst:

1) Ich habe Eigentum nicht mit Vermögen gleichgesetzt, sondern meinte, dass ein Bezug zum Vermögen (das u.a. Forderungen einschliesst) bei H/S (und damit auch meinen Erklärungen, die sich auf diese beziehen) besser gewesen wäre, als der alleinige Bezug zum Eigentum.

2) Ein Staat kann per Recht neue Formen von Eigentum und Vermögen schaffen: bspw. durch das Recht auf geistiges Eigentum. Damit meinte ich nicht, Eigentum wegzunehmen, sondern per Rechtsakt neue Formen davon zu ermöglichen und damit auch das allgemeine Verschuldungspotential zu vergrößern.

3)

Habe ich ein Guthaben bei Bank A, kann ich mit diesem Guthaben
etwaige offene Forderung von Bank A ggü. mir tilgen. Für diese

Buchung

ist kein irgendwie gearteter Zwischenschritt nötig.


Was soll denn Bank A für Forderungen ggü. dir haben, wenn du Geld bei
ihr gut hast (Guthaben)?

Hast du noch nie einen Kredit bei deiner Hausbank gehabt, bei der du gleichzeitig dein Lohnkonto unterhälst?

Offene Forderungen kann nur ein X gegen dich haben, weil du ihm Geld
schuldest, vielleicht weil du etwas bei ihm gekauft hast und nun mit Geld
bezahlen musst, indem du deine Bank A anweist, das mit der Bank B des X per
Geschäftsbesorgung zu regeln, was nur per interner Saldierung oder extern
mit dem jeweiligen ZB-Anteil des Giral geht.

Jep.

Du hast aber nur Guthaben auf Geld bei Bank A und kein Geld, das der X
fordert.
Mit Guthaben auf Geld kann ich nicht ohne weiteres eine Forderung auf Geld
erfüllen.

Wenn "Geld" bei dir Cash ist, dann kann man das und tut es täglich. Ob die Hausbank des Empfängers die von dir eingegangene Zahlung (wahrscheinlich per Anweisung durch deine Bank geschehen) an ihren Kontoinhaber in Cash auszuzahlen gedenkt, tangiert dein Schuldverhältnis gegenüber dem Empfänger nicht mehr. Mit der erfolgten Überweisung ist das Schuldverhältnis für dich erfüllt (ob bankintern oder von Bank A and Bank B).

Nur mit Geld kann ich eine Forderung auf Geld erfüllen.

Forderungen gegen die Bank des Empfängers (=Bankguthaben) sind bei mir eben auch "Geld". Nur bei dir nicht. Identisch bei Paypalguthaben (paypalinterne Buchungen).

Intern wird saldiert wenn der A ein Guthaben hat, das ausreichend ist.
Am Ende hat der B ein Paypalguthaben – aber kein Geld.

Verzichte doch einfach auch - wie vorgeschlagen - auf den verwirrenden "Geld"-Begriff. Weder mit Paypalguthaben, noch mit Cash kannst du alle Potentiale des Systems wahrnehmen. Ich las gar einmal davon, dass man heutzutage seine Steuerschuld wegen des Aufwands nicht mehr mit Münzen begleichen dürfe.

--
Gruß!™

Time is the school in which we learn,
Time is the fire in which we burn.


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