Die Impertinenz einer Stadtverwaltung
Es hat ja im entfernten Sinne etwas mit dem bereits weiter unten veröffentlichten Artikel zu tun (Relationen – Unterschiede der Menschen), aber trotzdem geht es hier um etwas anderes, weshalb ich das als extra Faden eingestellt habe.
Worum gehts:
Bei der Sitzung des Gemeinderats am 30. Juli 2025 in unserer Stadt in Siebenbürgen war ich als Zuhörer im Saal anwesend. Natürlich habe ich das Wort ergriffen, als die Bürger im Rahmen des Punktes „Verschiedenes” Fragen stellen konnten. Meine Frage bezog sich auf die Existenz eines Sicherheitskonzepts für die Stadt, das das Eindringen von Wasser in die Keller von Wohngebäuden bei starken Niederschlägen/Überschwemmungen verhindert.
Ein solches Konzept kann auf der Grundlage einer Studie entwickelt werden, in der alle Straßen vermessen und überprüft werden müssen. Einerseits muss die Regenwassermenge gemessen werden, die bei Starkregen in der ersten gefährlichen und extremen Phase anfällt, wobei nicht nur die Straßenfläche, sondern auch die links und rechts davon gelegenen Grundstücke mit gepflasterten Flächen, Hausdächern usw. berücksichtigt werden müssen.
Darüber hinaus müssen die Neigung der Straße, die Wassermenge, die auf die Straßen- und Gehwegfläche gelangt, die Anzahl und Kapazität der Straßenabläufe sowie die Größe des Regenwasserkanals, sofern vorhanden, berücksichtigt werden. Wenn die Kapazität des Regenwasserkanals nicht ausreicht, muss geprüft werden, mit welcher Wassermenge auf den abfälligen Straßen zu rechnen ist und wohin diese schließlich abgeleitet/abgeführt werden kann.
Bei Straßen mit ebener Oberfläche, ohne Gefälle oder mit sehr geringem Gefälle muss überprüft werden, ob der unterirdische Regenwasserkanal die richtigen Dimensionen hat und vor allem, welches Gefälle er aufweist. Darüber hinaus muss geprüft werden, inwieweit der Abfluss des Regenwassers über das Kanalisationssystem in kleinere Bäche möglich ist und ob diese Bäche angesichts der berechneten Wassermenge ausreichend durch Dämme oder Deiche geschützt sind und ob sie mit dieser Menge in den Hauptfluss der Stadt (die Große Kokel) eingeleitet werden können.
Dies gilt letztendlich bis zum Hauptfluss, der durch die Stadt fließt, aber auch hier müssen diese Berechnungen durchgeführt werden. Nach meinen Berechnungen werden derzeit bei starken Niederschlägen in der Anfangsphase etwa 50 l/min/m² gemessen, aber für die nächsten 10 Jahre muss man von 60 l/min/m² ausgehen.
Meine Frage zum Sicherheitskonzept wurde mit einem süffisanten Lächeln aufgenommen, aber ich habe keine konkrete Antwort erhalten. Vor einiger Zeit erhielt ich eine Antwort von den zuständigen Stellen, dass man den normalen Regen im Griff hätte, aber dass die extreme Anfangsphase nicht berücksichtigt werden könne. Ich bin der Meinung, dass dieses Problem auf der Grundlage einer Studie und von Messungen sowie der erforderlichen Maßnahmen auch in der extremen Phase entschärft werden kann, aber dafür braucht es den Willen und auch die Fachleute.
Die Stadtverwaltung reagierte kurz darauf wie folgt:
Ich habe keine Antwort oder einen Hinweis auf meine Frage zum Sicherheitskonzept erhalten, aber stattdessen hat die Verwaltung am dritten Werktag nach der Sitzung auf ihrer offiziellen Website über eine Sprecherin ein Video veröffentlicht, in dem darauf hingewiesen wird, dass:
- gemäß Gesetz Nr. 260/2008 (letzte Änderung von 2025) die Bürger der Stadt gesetzlich verpflichtet sind, eine Gebäudeversicherung abzuschließen, die auch Naturrisiken abdeckt.
- Im Falle von Überschwemmungen oder Schäden am Eigentum der Bürger die lokale Verwaltung keine Haftung übernimmt und keine Entschädigungen zahlt.
- Bürger, die diese Versicherung nicht abschließen, können gemäß diesem Gesetz bestraft werden.
https://www.facebook.com/watch/?ref=saved&v=1060105122905090
Zur Information: Die Entschädigungen im Schadensfall sind, wie ich gelesen habe, auf maximal 20.000 Euro begrenzt.
Mein Kommentar:
Auf diese Weise kann man ein Problem beseitigen, in diesem Fall die Forderung eines unbequemen Österreichers, dem die Sicherheit der Stadt am Herzen liegt. Aber es wurde auch etwas anderes Heikles umgangen, nämlich die Tatsache, dass eine solche Studie aufzeigt, dass das kürzlich in vielen Teilen der Stadt renovierte Kanalisationssystem, von der EU subventioniert, oftmals unterdimensioniert ist.
Es ist zu billig, den Klimawandel und extreme Naturereignisse dafür verantwortlich zu machen. Extreme Überschwemmungen gab es bereits in den Jahren 1970 und 1975 on unserer Stadt. Allerdings überschritten diese das Aufnahmevermögen der Großen Kokel, weil das Wasser aus höher gelegenen Gebieten, in denen es extrem viel geregnet hatte, in den Fluss der Stadt gelangte.
Der Unterschied zu heute: Ceaușescu reagierte auf diese Situation, und der Flusslauf der Großen Kokel in der Stadt wurde mit geeigneten Deichen gesichert. Ceaușescu hat sich nicht unter dem Vorwand der Gebäudeversicherung aus der Verantwortung gestohlen.
Aber mir gefällt der Slogan unseres Bürgermeisters, wie er mir einmal gesagt hat:
„Wir sind halt in Rumänien!”.
Nun komme ich auf das, was mir wichtig ist:
Wie sieht das in anderen Ländern aus, z.B. in Österreich oder Deutschland?
Frage 1):
Gibt es überhaupt interessierte Mitbürger, die an die Verwaltung ihrer Stadt diese Frage stellen?
Frage2):
Bekommen diese Fragesteller dann eine Antwort, und wie sieht diese Antwort dann aus?
Frage 3):
Darf der interessierte Bürger diese Antwort, resp. dieses Sicherheitskonzept einsehen und von Fachleuten überprüfen lassen?
In einem anderen Forum hat ein Kommentator bereits in dieser Richtung abgewunken. Er meinte, "Der Mensch ist mental aber so träge konzipiert, dass er erst zehnmal absaufen muss, bevor er nach trockneren Alternativen zu suchen beginnt."
Gibt es Meinungen dazu?