Das Schlimme ist, dass keiner sich traut zu rechnen: Wieviel ist ein Jahr Lebenszeit wert, das COVID-19 abgerungen wird?

heller, Dienstag, 24.08.2021, 11:54 (vor 977 Tagen) @ FOX-NEWS2832 Views

Das Totschlag-Argument: "Ein Menschenleben ist unbezahlbar!"
M.E. ist darin eine Fehlinterprätation enthalten, die folgenschwer ist:
1) Es ist richtig: Man kann ein Menschleben nicht kaufen. Wenn jemand auf dem Sterbepfad ist, helfen noch so viele Millionen nichts. Sonst würden die Milliardäre ja ewig leben.
Es ist auch nicht möglich, eine super-schöne Minute des Erlebens mit Geld zu wiederholen.
Sowas nennt man Vergänglichkeit.

2) Es mag richtig sein: Das Menschenleben ist das höchste Gut. Das gilt vor allem aber für denjenigen, für den es gerade auf dem Spiel steht. Vielleicht auch noch für ein oder mehrere Nahestehende. Danach ist aber relativ schnell Schluss. Für viele Menschen, die nicht mehr so am Leben kleben, gilt diese Aussage aber nicht mal für sich selbst. Sonst gäbe es nicht so viele Patientenverfügungen.

3) Es ist falsch, dass für jedes Menschenleben unbegrenzte Ressourcen für dessen Rettung eingesetzt werden müssen. Das ist ein moralisches Phantom und schlichtweg nicht leistbar.
Natürlicherweise ist es in unserer Gesellschaft (ich weiß nicht, ob es andere gibt, wo man damit entspannter umgeht) ein NoGo, die Grenze zu benennen oder auch nur laut darüber nachzudenken, ab wann man aufhören darf, für den weiteren Erhalt von Leben zu zahlen.

Hier liegt m.E. die ganze Crux mit COVID-19, mit Flüchtlingsdramen, mit Krankheitsbehandlungssystemen (um das FEHLEN eines GESUNDHEITSsystems auszudrücken) etc.

Es ist völlig klar, dass ein zusätzliches Lebensjahr sehr unterschiedlich bewertet werden kann. Das ist auch nicht schlimm.
Daraus folgt aber keinesfalls, dass man (jeder!) es nicht machen darf - oder im Falle von Verantwortlichen - sogar machen muss.
Ein Angehöriger sollte nicht vor die Hunde gehen, um einen Verwandten zu retten.
Ein Krankenhaus sollte nicht pleite gehen, um einen Patienten zu retten.
Eine Gemeinde sollte nicht zerbrechen an moralischen Lasten.
Ein Staat sollte trotz Sterbenden lebensfähig bleiben und so weiter.

Ein anderer Moralin-Satz sagt ja, das alle Leben gleichviel wert wären (auch wenn sich in der Praxis täglich anderes zeigt).
Wie wäre es denn dann folgendermaßen zu rechnen:
Als Obergrenze würde dann z.B: gelten:
Für die Rettung von Lebensjahren sollte im Schnitt von anderen nicht mehr als diese Zeit von anderen insgesamt aufgebracht werden. Sonst wäre die Lebenszeit des Leistenden weniger wert als die des Geretteten.
Beispiel: Wenn der einzige Sohn ein Einkommen von 60.000 € netto (nach Steuern) hat, so könnte man eine Obergrenze setzen von 300.000 €, wenn er seinem Vater 5 zusätzliche Jahre "erkaufen" könnte. Wenn man nur das frei verfügbare Einkommen von vielleicht 20.000 €/Jahr ansetzt, wären es entsprechend 100.000 € als Obergrenze und so weiter. Das soll jetzt nur als Beispiel dienen.
Natürlich gibt es Leute, die jeden Tag viele Menschlebensjahre retten (Notärzte zum Beispiel). Aber diese samt dem dahinterstehenden Apparat müssen ja dann von der Gemeinschaft über Versicherungsbeiträge und Steuern finanziert werden. Also bringen diese Versicherten jeder ein kleines bisschen ihrer Lebenszeit ein. In Summe vermutlich eine ganze Menge.

Letztes Jahr hatte ich mal grob überschlagen, dass jedes einzelne vor dem COVID-Tot gerettete Lebensjahr die Gemeinschaft etwa 500.000 € gekostet hat. Das kann man sich natürlich für die paar ersten Erkrankten leisten - aber nach den ersten 1.000 Fällen (also vielleicht bei 10.000 Lebensjahren bei dem Altersschnitt bzw. 5 Mrd €) sollte man dann mal schleunigst anfangen zu rechnen!

Mehr brauche ich hier nicht zu schreiben.
Aber über Alternativ-Berechnungen und Ansätze würde ich mich sehr freuen.
Schließlich geht es um die Wurst !


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