Protest der Mittelschicht wird absorbiert

Miesepeter, Samstag, 21.11.2020, 22:11 (vor 1245 Tagen) @ Mephistopheles1978 Views
bearbeitet von Miesepeter, Samstag, 21.11.2020, 22:22

Ich habe es bereits vor Jahren einmal ausgeführt, ohne dass es im Forum groß interessiert hätte.

Vielleicht gab es auch nur keinen Widerspruch.

Eine Gesellschaft ist dann stabil, wenn 20% der Bevölkerung über 80% des Einkommens und 80% des Vermögens verfügen. Die übrigen 80% teilen sich dann die restlichen 20% des Vermögens und Einkommens. Ein Zustand, der auf die alte BRD ziemlich genau zutraf.
Die Stabilität beruht darauf, das jeder, der sich engagiert, Chancen sieht, in die Mittelschicht aufzusteigen. Ein Bündnis also der Mittelschicht mit der Oberschicht. Ganz praktisch verteidigte sah das so aus, dass jeder Manager von BMW (Mittelschicht) sich für die Interessen der Susanne Klatten einsetzte.

Die Susanne Klatten und ihre Peers haben in den vergangenen 40 Jahren versucht, die Welt zu erobern, Global Players zu werden, globale Oligarchen, globale Eliten. Einigen ist das gelungen, manche sind natürlich auch gefallen.
Bei der Entnationalisierung der Eliten wurde zwangsläufig auch der Pakt der Verantwortung für die nationalen Bevölkerungen aufgeweicht.

Dies betrifft jedoch in erster Linie die Unterschichten. Ein guter Teil der Mittelschicht ist durch die Globalisierung der Aktivitäten weiterhin gut beschäftigt. Und auch von den Nachhaltigkeitsbillionen wird genug für die Mittelschicht übrigbleiben.

Nun führt aber die Entwicklung dazu, dass die Mittelschicht immer mehr ins Hintertreffen gerät (Verschwinden der Mittelschicht) und somit die materielle Basis für das Bündnis von Mittelschicht und der Oberschicht entfällt, sobald die gut ausgebildeten Nachkommen bemerken, das mit dem sicheren Job mit betrieblicher Altersvorsorge und Villa im Grünen und betrieblicher Altersversorung und Pensionsberechtigung und 3* im Jahr Urlaub in Übersee und Bonzomobil in der Doppelgarage, das wird nichts. Dadurch entsteht dann in der verhinderten Mittelschicht, die sich um ihre Lebensverhältnisse, auf die sie glaubte, aufgrund ihrer Ausbildung verbrieften Anspruch zu haben, revolutionäres Potential. Und weil sie dazu in der Lage sind, aktivieren sie die Unterschicht gegen die Oberschicht. So geschehen in Frankreich vor 1789 und in Russland vor 1917.

Aber nicht in Deutschland im Jahre 2020. Da muss die Mittelschicht nicht auf ihren SUV verzichten. Und für den Nachwuchs werden doch gerade jetzt die ganzen Sinekuren geschaffen, in denen sie dann ihren Lebensunterhalt durch die Nachhaltigkeitsbesteuerung des produktiven Teils wie auch des transkontinentalen Bereichs sicherstellen können.


Es ist also nicht so, dass neue Eliten entstehen (das ist eine optische Täuschung), sondern dass ein Teil der alten Eliten bemerkt, mit dem elitären Dasein wird es nichts und versucht, es sich doch noch zu erringen durch den Sturz der alten Oberschicht.

In 2020 macht die alte Oberschicht jedoch Plätze auf für den potentiell revolutionären Teil der Mittelschichten, sie nehmen der Gefahr den Wind aus den Segeln, sie absorbieren den gefährlicheren Teil der Unzufriedenen während sie gleichzeitig das System in die nächste Runde hieven. So kommt es, dass urplötzlich die Tochter von Ernst Albrecht die Nachhaltigkeitsprinzessin schlechthin geworden ist.

Gruss,
mp


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