Die 42. Corona-Wochenshow: Neues zur Positivrate

Zooschauer, Donnerstag, 22.10.2020, 10:53 (vor 1503 Tagen)7611 Views

Die Positivrate ist in Kalenderwoche 42 (bis vergangenen Sonntag) deutlich gestiegen, von 2,48 auf jetzt 3,62. So der neueste Bericht des RKI (S. 9). Die Positivrate beziffert den Anteil der positiven Ergebnisse an den gesamten Testungen. Die Zahl der Testungen ist inzwischen einigermaßen konstant angegeben, daher lassen sich auch die absoluten Zahlen seit KW 34 untereinander gut vergleichen. Allerdings ist die Angabe der Testzahlen freiwillig.

---März---
KW 10: | 0.124.716 Tests | _3.892 positiv | Rate: 3,12
KW 11: | 0.127.457 Tests | _7.582 positiv | Rate: 5,95
KW 12: | 0.348.619 Tests | 23.820 positiv | Rate: 6,83
KW 13: | 0.361.515 Tests | 31.414 positiv | Rate: 8,69
---April---
KW 14: | 0.408.348 Tests | 36.885 positiv | Rate: 9,03
KW 15: | 0.380.197 Tests | 30.791 positiv | Rate: 8,10
KW 16: | 0.331.902 Tests | 22.082 positiv | Rate: 6,65
KW 17: | 0.363.890 Tests | 18.083 positiv | Rate: 4,97
---Mai---
KW 18: | 0.326,788 Tests | 12.608 positiv | Rate: 3,86
KW 19: | 0.403.875 Tests | 10.755 positiv | Rate: 2,66
KW 20: | 0.432.666 Tests | _7.233 positiv | Rate: 1,67
KW 21: | 0.353.467 Tests | _5.218 positiv | Rate: 1,48
KW 22: | 0.405.269 Tests | _4.310 positiv | Rate: 1,06
---Juni---
KW 23: | 0.340.986 Tests | _3.208 positiv | Rate: 0,94
KW 24: | 0.327.196 Tests | _2.816 positiv | Rate: 0,86
KW 25: | 0.388.187 Tests | _5.316 positiv | Rate: 1,37
KW 26: | 0.467.413 Tests | _3.689 positiv | Rate: 0,79
---Juli---
KW 27: | 0.506.490 Tests | _3.103 positiv | Rate: 0,61
KW 28: | 0.510.551 Tests | _2.992 positiv | Rate: 0,59
KW 29: | 0.538.701 Tests | _3.497 positiv | Rate: 0,65
KW 30: | 0.572.311 Tests | _4.506 positiv | Rate: 0,79
KW 31: | 0.580.064 Tests | _5.661 positiv | Rate: 0,98
---August---
KW 32: | 0.733.608 Tests | _7.318 positiv | Rate: 1,0
KW 33: | 0.891.988 Tests | _8.661 positiv | Rate: 0,97
KW 34: | 1.053.521 Tests | _8.903 positiv | Rate: 0,85
KW 35: | 1.101.299 Tests | _8.178 positiv | Rate: 0,74
---September---
KW 36: | 1.051.125 Tests | _7.754 positiv | Rate: 0,74
KW 37: | 1.120.835 Tests | _9.675 positiv | Rate: 0,86
KW 38: | 1.148.282 Tests | 13.268 positiv | Rate: 1,16
KW 39: | 1.153.075 Tests | 14.044 positiv | Rate: 1,22
---Oktober---
KW 40: | 1.095.858 Tests | 17.964 positiv | Rate: 1,64
KW 41: | 1.167.428 Tests | 29.003 positiv | Rate: 2,48
KW 42: | 1.195.661 Tests | 43.308 positiv | Rate: 3,62

Wir haben jetzt eine Positivrate wie zu Beginn des Lockdowns Anfang März. Und es riecht ja auch schon wieder gewaltig danach, dass man das Gatter schließen will. Ich glaube, vieles hängt jetzt davon ab, wieviele "Corona-Tote" es in den kommenden Tagen geben wird. Anfang März, als die Positivrate ähnlich lag, begann die Zahl der Todesfälle peu à peu vom zweistelligen in den dreistelligen Bereich zu gehen.

20.3. 31 Tote
21.3. 47 Tote
23.3. 86 Tote
24.3. 114 Tote

Im Moment haben wir täglich um die 30 Verstorbene im Schnitt, die als "Corona-Tote" gelistet werden. Ein deutlicher Trend nach oben ist in den vergangenen Tagen nicht so richtig zu erkennen. Ich vermute jetzt auch einen statistischen Effekt, der nicht unwesentlich ist: Wenn soviel getestet wird wie jetzt (1,1 Mio. pro Woche) und wenn der Test häufiger anschlägt (was immer er überhaupt aussagt...), dann müssen rein statistisch auch unter den Toten immer mehr positiv Getestete sein. Wir erfahren ja in dem RKI-Bericht nicht die Altersverteilung und auch nicht die Vorbelastung.

Es lohnt aber ein Blick auf die Intensivpatienten: Vor zwei Wochen hab es ca. 450 Intensivpatienten, vor einer Woche ca. 600, heute sind es 940. Die Zahl steigt durchaus weiter, und bisher sind etwa 23/24 Prozent der Intensivpatienten gestorben. Wenn die Zahl der Intensivpatienten weiter steigt, werden wohl auch die Todeszahlen steigen.

Gestern (21.10) zum Beispiel hatten wir 39 Tote und darunter 18 gestorbene Intensivpatienten. Auch über die gesamte Zeit lag der Anteil der gestorbenen Intensivpatienten an der Gesamtzahl der "Corona-Toten" bei 44/45 Prozent. Wenn die anderen 55 Prozent keine Intensivpatienten waren, also keine Covid-Intensivfälle, dann liegt nahe, dass sehr viele lediglich positiv getestet waren und im wesentlichen aufgrund anderer Krankheiten gestorben sind, oder einfach „nur so“.

Interessant aber, dass es bis jetzt seit Beginn der „Pandemie“ überhaupt erst rund 19.000 Intensivpatienten waren, also Infizierte mit schwerem Verlauf. Im Vergleich dazu haben wir jedes Jahr mehrere hunderttausend Fälle von Lungenentzündungen. Der Epidemiologe Ulrich Mansmann hat in einem Zwiegespräch mit Sucharit Bhakdi davon gesprochen, dass es jährlich etwa 600.000 Pneumoniefälle sind und dass bis zu 40.000 Menschen daran sterben („ambulante Pneumonie“, also eine, die man sich im Alltag zuzieht, nicht etwa im Krankenhaus; die Fälle sind noch mal extra). Mansmann gewichtet diese Fälle sogar schwerer als das, was wir bisher mit Corona erleben.

Nochmal: 600.000 Fälle von Lungenentzündung. Das sind keine Fälle, wo viele einfach nur positiv getestet wurden und zum größten Teil einen milden Verlauf haben. Lungenentzündung ist Lungenentzündung. Das sind 600.000 richtig Erkrankte, und viele oder die meisten (intensiv-)stationär.

Ein Kollege, den ich nur ab und an sehe, erzählte mir diese Woche, dass er vor zwei Jahren eine heftige Lungenentzündung hatte, mit ähnlichen Symptomen wie jetzt im Fall von Covid19, vor allem eine heftige Atemnot; nur von Geschmacksverlust hat er nichts erzählt. Und: er leidet noch heute unter den Spätfolgen und wird behandelt. Der ist noch längst nicht wieder so fit, wie davor. Interessant auch: Das kam bei ihm wie aus heiterem Himmel und zum Exitus hat nicht viel gefehlt.

Was bitte ist jetzt gefährlicher? Auch von den Zahlen her... Das, was wir seit diesem Jahr als „Covid19“ (also als schweren Verlauf) kennen, haben wir in der ein oder anderen Weise offenbar immer schon gehabt, mal als Pneumonie, mal als schwere Influenza. Und es scheint sich in ähnlichem Maße auszubreiten. Weniger im Sommer, dafür mehr der üblichen Saison, so wie jetzt. Warum war das in all den Jahren kein echtes Problem? Waren wir zynischer? Hätten wir dann nicht schon damals einen Lockdown machen und Masken verteilen müssen?

Stattdessen haben wir – glücklicherweise – noch immer keine Übersterblichkeit. Nicht mal in einem Land wie Spanien deutet sich das an, wenn man die Zahlen von August sieht (Zahlen des spanischen Gesundheitsministeriums). Auch leitende Intensiv- und Notfallmediziner sagen: Bitte keine Panik und keine Angstmache! Wir sind weit davon entfernt, die Lage nicht bewältigen zu können. Die Infektionsphase wird uns fordern, aber nicht überfordern.

Hygiene und Sorgsamkeit sind angebracht, dagegen ist nichts zu sagen. Bei den Masken bin ich dagegen anderer Auffassung, auch wenn ich durchaus bereit bin, sie im Supermarkt etc. zu tragen. Aber im Freien hört es für mich absolut auf. Da wird es absurd und da empfinde ich es wirklich nur noch als Gehorsamstest. Und ich weiß nicht, wie es anderen geht: Ich MERKE einen Unterschied, ob ich MIT Maske atmen muss oder ob ich frei atmen darf. Und ich lass mir von niemandem einreden, das sei „Training für die Lunge“. Das halte ich für perfide, menschenverachtend und zynisch, vor allem gegen unsere Kinder, deren Lunge noch längst nicht so ausgebildet ist wie die von Erwachsenen. Und trotzdem müsen sie die Maske jetzt oft den ganzen Schultag lang tragen. Wenn ein Begriff wie „solidarisch sein“ immer mehr im Sinne von „blind gehorchen“ verwendet wird, dann läuft was in eine gefährlich falsche Richtung.


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