Bist oder wirst Du jetzt grün? / Die Freiheitsmaschine

Weiner, Dienstag, 06.10.2020, 20:19 (vor 1905 Tagen) @ Mephistopheles1400 Views

Hi, Mephisto, Du schreibst:

"Der Staat ist eine juristische Person zum Zweck der widernatürlichen Überproduktion von natürlichen Personen"

Das ist zunächst sehr treffend ausgedrückt, aber es suggeriert, dass der Staat etwas Unnatürliches sei bzw. sich unnatürlich verhalte.

Da der Staat nicht nur unter Menschen anzutreffen ist sondern etwa auch unter Tieren (Bienen, Termiten ...), muss dieser Auffassung widersprochen werden. Und ganz extrem dargelegt: jeder höhere Organismus, der aus einer Vielzahl von miteinander agierenden Zellen besteht, ist in gewisser Weise ein "Staat". Bereits eine Zelle ist ein Staat, insofern sie aus Zellorganellen zusammengesetzt ist.

Dass Staaten (oder gar Kulturen als Komplexe von Staaten) gelegentlich oder 'gesetzmäßig' zusammenbrechen, ist ebenfalls eine ganz natürlich: Lebewesen sind nur beschränkte Zeit lebensfähig (Entropieproblem), haben aber einen eleganten Ausweg gefunden: zyklische Erneuerung durch Produktion von Nachkommen. So viel wie möglich ....

Und wenn Du (vielleicht?) klagst, wir Menschen würden uns widernatürlich vermehren und dabei Ressourcen zerstören, so muss ich Dir sagen: wir dürfen das! Jede Tierart darf das, mithin auch der Mensch. Wenn ein Tier oder eine Pflanze keine Feinde hat, dann werden sie sich so lange vermehren - ungebremst - bis die entsprechenden Umweltressourcen erschöpft sind. Ist alles erlaubt ...

Das Kennzeichen des Menschen ist es - und darüber haben wir neulich schon gesprochen -, dass er mit Hilfe seiner neuartigen Sozialorganisation namens "Staat" (in Kombination mit technischer Innovation) seine Umweltgrenzen fortlaufend überschreitet. Und das ist etwas ganz, ganz Besonderes, das es zu schützen und zu bewahren gilt (siehe etwa, unter vielen anderen, Wernadskis Noosphäre).

Bei Dir höre ich dagegen im Hintergrund Geräusche wie "ja keine Ressourcenverschwendung mehr" (grüne Agenda!?) oder "zurück ins Zeitalter der Wikinger" oder "zurück ins Zeitalter der neolitischen Bauern" oder "zurück zu Familie und Stamm" (reichsbürgerlich ...?).

Die Zeit lässt sich leider nicht zurückdrehen. Entweder der Mensch bzw. die Menschheit bzw. 'wir' schaffen es relativ zügig, die aktuellen (Selbst-) Eingrenzungen zu durchbrechen - oder es gibt eben einen kleinen Rückschlag und eine zyklische Erneuerung. In jedem Fall machen 'wir' weiter!

Eine grenzüberschreitende Option findest Du etwa hier (nicht so ganz mein Ding, aber funktioniert): https://nuklearia.de/ Stichwort "Freiheitsmaschine" bzw. "Fast Integral Reactor".

Nicht nur Organismen und Arten unterliegen der Evolution sondern auch soziale Gebilde. Der 'Staat' ist noch jung. Wenige tausend Jahre. Es macht wirklich nichts, wenn er sich jetzt ein wenig verheddert hat. Der Mensch ist mit momentan 7 Mia. Individuen so breit aufgestellt, dass er etwaige Konvulsionen überstehen kann. Der nächste Zwischenschritt in der Evolution des Staates ist in jedem Fall totalitär. Die Leberzelle hat keine freie Wahl. Entweder sie macht ihren Job - oder sie wird vernichtet. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass das Nervengewebe, das alles durchdringt und regelt, viele Freiheiten hätte. Ganz im Gegenteil: nichts ist so konservativ wie ein Neuron. Deshalb: lang lebe die Elite ...

Mit freundlichen Grüßen aus Wolkenkuckucksheim! *)

Weiner

*) von wo aus man nach hinten (Geschichte) und nach vorne (Zukunft) viel weiter sieht ...


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