Ausweitung der Kreditvergaben, staatlicher Nachschuldnerzwang

Ashitaka, Dienstag, 04.08.2020, 10:32 (vor 1333 Tagen) @ Wiener Ninja3462 Views
bearbeitet von Ashitaka, Dienstag, 04.08.2020, 10:40

Hallo Wiener Ninja,

deinen letzten Absatz stelle ich mal vorne an.

Was meint Ihr, naiver Aderlass oder gut überlegte Gesundschrumpfung? Oder doch alles völlig ungeplant? Trotz event 201?

Ich will ehrlich sein. Begreife meine Antwort nicht als einen Angriff, sondern als an jeden gedanklich vor mir sitzenden Leser gerichtet.

Ich halte nichts von all dem Untergangsgerede hier im Forum. Es zeugt von wenig Verständnis der debitistischen Fundamente des Wirtschaftens. Es wird doch die meiste Zeit nur aufgrund der gegenwärtigen Bereinigung von einer sich so fortsetzenden Zukunft fantasiert, ohne das debitistische System der staatlich begründeten Wirtschaftsräume und deren zum Auf und Ab des BIP zwingenden, kreditären Kräfte zu beherzigen. So wird Covid 19 auch nicht als die wirklich perfekte, globale Strategieumsetzung wahrgenommen, welche die global-zwanghafte Verschuldungdimension (denken wir an den debitistischen Nachschuldnerzwang), ohne Aufstände der Privaten, ermöglicht hat.

Na ja, ewiges Wachstum gibts ja nicht bei begrenzten Resourcen, irgendwann muss es ja wieder runtergehen.

Das gibt es schon aus debitistischen Gründen nicht. Stellt sich nur die Frage, über welche Zeiträume hinweg es nach oben oder unten geht. Resourcen stehen heute noch genügend zu Verfügung. Die Delle 2020 als eine zum folgenden Wachstum zwingende Strategie zu erkennen, die schon aufgrund der sehr schwachen Simulationskräfte dieser globalen Pandemie, offensichtlich wird, das fällt aufgrund der zerstörerischen Erwatungshaltung vieler Foristen sehr schwer.

So haben die Eliten jedenfalls eine perfekte Ausrede, um aus dem überhitzten System etwas Luft abzulassen, ohne Gesichts- und Machtverlust.

Das debitistische System wurde noch nie zuvor so sehr aufgeheizt. Der letzte Bank Lending Survey, die aktuellen FED-Berichte, egal wo man hinblickt, 50 bis 60% Quartals-Wachstum in den Kreditnachfragen der Unternehmen. Wer dies mit dem Rückgang der Nachfrage der privaten Haushalte vergleicht, hat die Größenunterschiede der unternehmerischen und privaten Kreditnachfragesummen nicht ansatzweise berücksichtigt und fantasiert nur mit prozentualen Werten. Obendrein die nicht berücksichtigten direkten Staatshilfen für die Privaten. Das sind Größenordnungen, die trotz Einkommensverlusten der ohnehin wenig am BIP beteiligten Niedrigverdienerklassen, zeitversetzt massiven Einfluss nehmen werden.

Diese kreditäre / zuschüssige Aufschwungeinleitung hält laut Ausblicken noch mindestens 3-6 Monate auf hälftigem Niveau an. Es ist völlig egal, wie tief das BIP kurzfristig einsackt und sich die Wirtschaft rasch aufblickend bereinigt, es kann aufgrund der debitistischen Dynamikgrenzen nur kurzfristig einsacken. Dieses Geld wird (debitistisch) kaufen, die Vermögenswerte werden über die nächsten Jahre x-fach wiederbeliehen, werden eine x-fach übersteigende globale Nachfrage der weltweiten Hilfsprogramme entfachen.

Wirtschaftswachstum ist keine Frage des Wirtschaftens. Wenn ich eines verstanden habe, dann ist es die Lehre von Paul C. Martin, dass wir die wirtschaftlichen Prozesse nicht kausal aus den Wirtschaftsdaten weiterdenken dürfen. Wir müssen die debitistisch begründeten Grenzen dieser Räume berücksichtigen, um zutreffende Aussagen zu machen.

Soviel muss auf der anderen Seite in 30 Jahren nicht ohne Refinanzierungsmöglichkeiten getilgt werden. Und eine solch lange Laufzeit der Kreditvergaben dieses Jahres (meist 10 Jahre) hat es aufgrund der globalen, staatlichen Haftungsfreistellungen im Schnitt auch noch nie gegeben. Im Gegensatz dazu sind die globalen Kapitaldienste der privaten Unternehmen und Haushalte der kommenden Jahre ein Witz. Will heissen: Die Temperatur im immer voller werdenden Kochtopf steigt rasch wieder an. Nix mit Eiszeit.

https://www.imanet.org/insights-and-trends/global-economic-conditions-survey?ssopc=1

Erinnert aber irgendwie an einen Aderlass. Er schwächt nur den Körper und heilt nicht die Grunderkrankung, genauso wie das Finanz- und Geldsystem nicht geändert wird.

Weil es nicht krank ist, sondern in seinen debitistischen Beziehungen und mit den vorhandenen Elementen aufgrund der uns zur Verfügung stehenden Zukunft, in die unsere Fälligkeiten geschoben werden (siehe mein letzter Beitrag), einfach funktioniert, bis es nicht mehr funktioniert.

Wenn es krank wäre, müsste es eine Heilung geben, müssten wir in der Lage sein die in die Zukunft aufgeschobenen globalen Fälligkeiten (Private wie Staaten) ohne systemzerstörerische Folgen zu streichen. Den sehr frühen Zeitpunkt aber haben wir längst verpasst, da die Schuldtitel heute global x-fach neu verpackt wurden (Oma Hildegard spekuliert unwissentlich mit US-Immobilienkreditforderungen) und zwecks weiterer Nachfrage als Beleihungsmittel für weitere globale Kreditnachfragen genutzt wurden.

Herzlichst,

Ashitaka

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