Ich glaube, der Corona-Drops ist gelutscht
Heute am Ostersamstag lag in MeckPomm ein Gefühl von Auferstehung in der Luft. Nachdem die mecklenburgische Landesregierung die ursprüngliche Kontaktsperre aufgehoben hat, wo wir zu Ostern alle zu Hause bleiben sollten, sind nun auch Ausflüge innerhalb der Landesgrenzen erlaubt, natürlich unter Wahrung des Mindestabstands und der Vermeidung der Bildung von Menschenansammlungen. Dementsprechend hoch war heute das Verkehrsaufkommen. Viele Biker fuhren im Korso durch unseren Ort, vor vielen Häusern standen Autos mit fremden Kennzeichen, viele Leute waren unterwegs an die Ostsee.
In unserer Kleingartenanlage wurde heute das Wasser nach der Winterpause wieder angestellt. Die Distanz der letzten Wochen zwischen den Leuten war wie weggeblasen. Man gab sich wieder die Hand und hielt in Gruppen einen Plausch. Das erste warme Frühlingswochenende hier in Deutschlands Norden empfinden die Menschen wie einen Befreiungsschlag. Irgendwie ist die Angst der letzten Woche vor der "tödlichen Seuche" verflogen. Wie sollte es denn auch anders sein.
Nur wenige kennen jemanden mit einem positiven Corona-Test. Genauso wenige kennen jemanden, der an Corona erkrankte, der in der Regel an Symptomen eines grippalen Infekts litt. Noch viel weniger kennen jemanden, der wegen Corona ins Krankenhaus eingeliefert wurde und dort vielleicht auch noch beatmet wurde. Und es ist schon ziemlich unwahrscheinlich, dass jemand mit dem Tod eines Corona-Erkrankten in Berührung kam.
Diese Erfahrungen in Verbindung mit dem schönen Wetter hat die Angst vor dem Virus verfliegen lassen. Morgen sollen auch hier endlich mal die 20 Grad geknackt werden. In den Gärten werden heute erstmalig wieder Partys gefeiert. Es riecht nach Grill und verbranntem Holz in Feuerschalen.
Alle Welt glaubt , dass der ganze Spuk am 19.April ein Ende findet und dann wieder Normalität einkehrt. Dann wird man vielleicht im Rückblick lachen über die vielen Corona-Frisuren insbesondere der Männer. Die Friseure werden jedenfalls ab dem 19.April viel zu tun haben, denn mittlerweile sind auch Haarschneidemaschinen ausverkauft.
Ich glaube, die Regierung kann nur noch die Kontaktsperre usw. aufheben. Man kann die Geduld der Menschen nicht übermäßig lange strapazieren. Dann wird uns die Corona-Zeit im Rückblick nur noch wie ein Alptraum vorkommen. Zwischen den Aussagen in den Medien und dem persönlichen Erfahrungshorizont klafft eine sehr große Lücke. Viele Menschen fühlen sich einfach veräppelt.
Hier klatscht auch niemand für besondere Leistungen in der Corona-Krise. Für wen denn auch? Die Kassierinnen in den Supermärkten arbeiten wie sonst auch. Kassiererinnen anderer Branchen sind zu Hause, weil ihre Geschäfte geschlossen sind. Auch die Altenpfleger fahren in ihren VW Ups zu ihren Kunden wie eh und je. Paradoxerweise sind viele Krankenschwestern und -pfleger in Kurzarbeit, weil die nächsten Krankenhäuser in den umliegenden Städten keine Patienten mehr haben. Die meisten Patienten wurden nach Hause entlassen, neue planmäßige Operationen finden nicht statt. Ein beträchtlicher Teil des Krankenhauspersonals ist auf Abruf zu Hause, wenn denn der Corona-Ernstfall eintreten sollte.
Ich werde jedenfalls morgen mit meiner Frau die erste Fahrradtour des Jahres an der Ostseeküste machen. Die Fahrräder sind geputzt und der Picknickkorb gepackt.
Frohe Ostern allen Gelben.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER