Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort, werter Diogenes

Scupoli, Montag, 10.02.2020, 00:28 (vor 1749 Tagen) @ Diogenes Lampe3407 Views
bearbeitet von Scupoli, Montag, 10.02.2020, 01:02

Ja, ich denke auch, dass wir in Vielem höchstwahrscheinlich einer Meinung sind, insbesondere in der Unterscheidung, was eine Religion lehrt und wie sich, die Anhänger, die diese Lehre ernst nehmen, verhalten, andererseits aber die Leute in den Machtpositionen agieren, die ihre Religion nicht unbedingt ernst nehmen.

Spannend ist es wenn beides zusammenfällt, sprich: ein zutiefst gläubiger Mensch zu Macht und Einfluss gelangt, ohne seine Prinzipien nennenswert verraten zu haben.
Das Gegenteil, ein machtgieriger Opportunist, der sich im Grunde einen Dreck um seinen Glauben schert, aber trotzdem zu Amt und Würden kommt, gibt es leider oft genug.
Wenn Sie sich für die inneren Angelegenheiten der katholischen Kirche interessieren, schauen Sie sich doch einmal die Kontroverse um Exkardinal McCarrick an. Hier kann man sehr viel über den Zustand der katholischen Kirche heute (und die derzeitigen Intrigen im Vatikan) lernen. Falls Sie Quellenmaterial wünschen, gebe ich es Ihnen gerne.

Was die katholische Kirche angeht, so würde ich zudem eine Unterscheidung treffen. Ich spreche vom Vatikan, wenn ich mich auf die Intrigen, Morde und diplomatischen Winkelzüge des Kirchenstaates, bzw. des Vatikans beziehe. Dies ist aber etwas anderes als jenes, was Lieschen Müller erfährt, wenn sie jeden Sonntag in die Kirche geht. Beide Dimensionen sind wichtig, beide können sich ggf. auch überschneiden. Eine Unterscheidung scheint mir aber trotzdem angebracht,denn manchmal grätscht die Lehre der Politik doch sehr dazwischen.
Denken Sie nur an Canossa: Als klar wurde, dass Heinrich IV. das mit seiner Büßerrolle wirklich ernst meinte, hatte der Papst keine Wahl mehr: Dem reuigen Sünder ist zu vergeben. Punktum. Was Gregor VII. dann ja auch zähneknirschend tat. Ein bayrischer Herzog dachte übrigens einmal, er könne sich über dieses Narrativ hinwegsetzen und hat sich prompt den Spitznamen "der Zänker" eingehandelt...

So. Jetzt muss ich mich entscheiden, ob ich es mit meinen Beitrag dabei belasse, eine lange Abhandlung diogenschen Ausmaßes schreibe, oder einfach ein paar Stichworte nenne, verbunden mit der Frage, ob Sie diese schon kennen und es Sie evtl. sogar, vielleicht, möglicherweise interessiert. Sie ahnen es: Ich entscheide mich für letzteres :).

Sollten Sie sich für die Geschichte der katholischen Kirche der letzten 150 Jahre interessieren und einen Vortrag aus der (sehr konservativen) katholischen Binnenperspektive hören wollen, so verweise ich Sie gerne an Monsignore Gregorius Hesse, z.B. hier:
https://www.youtube.com/watch?v=uCEyYsJjwvU

Ich finde diesen Mann immer sehr unterhaltsam.

Als passendes aktuelles Buch wäre hier "Infiltration" von Dr. Taylor Marshall zu empfehlen.

Ansonsten weiß ich nicht, inwieweit Sie mit der Arbeit von Webster Tarpley vertraut sind, insbesondere sein Werk "The Venitian Conspiracy". Tarpley beschäftigt sich darin u.a. mit der "Liga von Cambrai" (die 1508 so ziemlich alle Mächte Europas umfasste) und ihrem Kampf gegen Venedig, dem damaligen Finanzzentrum - noch vor Genua, bzw. Florenz. Eine These Tarpleys ist, dass Venedig, als Reaktion auf die Liga, alles daran setzte, die Verbündeten zu entzweien und in interne Konflikte zu verwickeln. So habe z.B. der venezianische Kardinal Contarini sowohl über seinen Schützling Spalatin, einen gewissen Martin Luther gefördert, als auch persönlich dafür gesorgt, dass ein verwundeter spanischer Offizier, einen Neustart als Ordensgründer der Jesuiten hinlegen konnte. Auch war es mit der Uni Padua eine venezianische Hochschule, die Heinrich VIII. von England nahe legte, es spräche doch nichts dagegen, wenn er sich eine neue Frau suchen wolle...

Schließlich wäre noch E. Michael Jones zu nennen, mit seinem Werk "The Jewish Revolutionary Spirit". Das Werk ist mit seinen gut 1000 Seiten recht lang. Von Jones gibt es aber auch zahlreiche Videos auf Youtube, falls Sie dies bevorzugen. Sehr sehr lesens- und sehenswert der Mann - wenn auch nicht immer politisch korrekt. Aber was er sagt, kann er belegen.

So. Jetzt mache ich aber Schluss, sonst wird dies hier doch noch eine (viel zu) lange Abhandlung.

Beste Grüße,
Ihr Scupoli


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