Antwort an Leserzuschrift
Guten Morgen, BBouvier,
vielen Dank für Deine freundlichen Zeilen; ich wollte diese via E-Mail beantworten,
aber mein E-Mail-Programm funktioniert auf meiner vorsintflutlichen Rechenmaschine nicht richtig.
Mir ist natürlich Deine Meinung zum Lindenlied bekannt (...deswegen ja extra die Triggerwarnung für Dich), aber ich habe ja auch nirgends behauptet, dass die Worte meines GEDICHTES "verstandesmäßig wahr" sind.
Immerhin finde ich Deine Antwort "klassisch", weil sie sehr schön aufzeigt, wie der Verstand als Zensor funktioniert und gerade darum habe ich ja versucht, "zu Herzen zu sprechen".
Und ein offenes Herz ist m.E. mit einem Gedicht leichter zu erreichen als mit nackten Tatsachen, deswegen finde ich Werke wie das Lindenlied sehr wichtig und im Gegensatz dazu finde ich es kontraproduktiv, solche Texte mit dem Verstand zu zerpflücken.
Eine grundsätzliche Frage zu dieser Thematik:
Wenn Worte in einem Lied, in einem Gedicht oder in einer Geschichte geeignet sind, die "Wogen aufgewühlter und verzweifelter Herzen zu glätten",
wie wichtig ist es dann eigentlich, ob man diese Worte verstandesmäßig als "wahr" definieren kann?
Auf meiner langen Suche nach den richtigen Überzeugungen haben mich die Texte aus dem Lindenlied, der Edda und von Mühlhiasl, Irlmaier und Co. lange Zeit begleitet. Oft genug gaben mir diese Geschichten Mut und Hoffnung für die Zukunft und oft genug waren diese Texte dazu geeignet, meinen herumsuchenden Verstand zu beruhigen, weil es ja nichts bringt, diese Werke mit dem Verstand begreifen zu wollen.
Inzwischen würde ich mich nicht mehr darauf versteifen, dass alle diese Texte "wahr" sind, aber es ist m.E. durchaus der Fall, dass viele dieser Texte geeignet sind, "Augen und Ohren des Herzens zu öffnen" und damit zu verhindern, dass Mensch sich nur alleine auf seinen kümmerlichen Verstand verlassen muss.
Das Prinzip des Kampfes "Verstand gegen Herz" hatte ich in obigem Beitrag versucht zu beschreiben.
Nochmal Dank für Deine Zeilen und beste Wünsche,