1,2 g Insekten je Quadratmeter ist wenig.
Allein auf meiner Terrasse - und überall, wo es Restnatur gibt, wird dieser Wert locker überschritten. Er dürfte von einer einzelnen Hummel übertroffen werden. Gut, Hummeln sind leider selten geworden, aber die lästigen Wespen wiegen mehr.
Darüber hinaus gibt es Blattläuse, Ameisen, übersehene bodenbewohnende Insekten (die von Amseln z. B. durchaus gefressen werden) und nachts kommt auch mal eine Eulenraupe aus der Erde, die ebenfalls viel schwerer ist. Tagaktive Raupen haben aufgrund der Blaumeisennachstellung bei mir keine Chance; ich habe es ausprobiert.
Ansonsten stimme ich zu. Allerdings halte ich die Vernichtung der Lebensräume: Säume, Brachen, Randstreifen von Straßen und Wegen, selbst im Wald, einst zum Mähen zu steile Böschungen und extensiv bewirtschaftete Wiesen, für schwerwiegender als den begrenzten Einsatz von Pestiziden.
Im Wirtschaftswald und auf Feldern mit Monokulturen gibt es keinen Artenreichtum und auch kaum Insekten außer spezialisierten Schädlingen.
Bei mir konstatierte ich einen Einbruch um geschätzt 80% an Arten- und Individuenvielfalt, seitdem die nahegelegenen Industriebrachen mit viel Wildwuchs, z. B. Birken und Kätzchenweiden auch aus Gemäuern, Zypressenwolfsmilch und Glockenblumen aus dem gebrochenen Pflaster, Efeu an den Wänden und Seifenkraut und andere Nelken aus den einst angelegten Grünflächen der Neunutzung für Hotels und Gewerbe sowie dem Autobahnbau zu Opfer gefallen sind. An der Autobahn hat man sogar den ökologisch wertvollen Stockausschlag von Pappelgruppen beseitigt, um an gleicher Stelle irgendwelche nutzlosen Ziersträucher und -bäume zu pflanzen.
Etwas Abhilfe bieten Projekte wie die Naturschutzflächen an der FU Berlin, viele private Naturgärten oder naturnahe und, man unterschätze das nicht, Naturschutzbalkone und Dachterrassen, worüber z. B. die Bücher von Reinhard WITT beredtes Zeugnis ablegen. Auch ringen sich mittlerweile einige Gemeinden dazu durch, den Autofahrer nicht durch Englischen Rasen fahren zu lassen.
Daher gibt es nachlesbarerweise seit Jahrzehnten in der Stadt mehr Artenreichtum als auf dem rechteckig unterteilten Land, Wegen ohne Seitenstreifen oder gar Hecken und Knicks, Forsten, die unmittelbar an Äcker grenzen und Hochleistungsgrünland, und das liegt bestimmt nicht am Fehlen von Windkraftanlagen - um zum Thema zurückzukommen.
Im Gebirgs- und steileren Hügelland sieht es natürlich noch anders aus. Dort sind die Verluste auch wesentlich geringer. Es sind ja nicht alle Bereiche den (Tot-)Pflegern zugänglich.
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Ab jetzt wird durchregiert. Wir kennen keine rote Linie mehr. Verbote bedeuten auch mehr Freiheit. Krieg bedeutet Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke. Hass bedeutet Liebe. Gebt ihnen keinen Millimeter preis.