Der genetische Antrieb des Menschen

Otto Lidenbrock, Nordseeküste, Montag, 24.03.2025, 11:23 (vor 3 Tagen) @ nereus2089 Views

"Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären versucht, stets ihr Opfer."

Gustave Le Bon (Psychologie der Massen, 1895)

Seit Le Bon diese Zeilen vor 130 Jahren zu Papier brachte, hat sich leider absolut gar nichts im Verhalten des Menschen geändert. Selbst viele große Kriege mit hunderten Millionen Opfern haben in der Zwischenzeit keinen sichtbaren Einfluss gehabt. Und vermutlich war es in der gesamten Menschheitsgeschichte keinen Augenblick anders.

Vermutlich hat dieses Verhalten weniger mit Intelligenz oder der Fähigkeit zum Denken zu tun, als vielmehr mit einem angeboren Atavismus, der in unserem Erbgut fest verankert ist. Vor hunderttausend Jahren war es sicherlich ein Vorteil im Kampf ums Überleben, wenn die Gruppe eine Führungsfigur hatte, die allen anderen sagte, wo es langgeht. Es war nicht ratsam, angesichts des Angriffs einer fremden Horde oder eines Säbelzahntigers erstmal zu diskutieren, welche Strategie aktuell wohl die beste wäre. Wer in Lebensgefahr ausscherte, wurde schnell zum Opfer und konnte seine Gene nicht mehr weitergeben. Auf diese Weise sorgte die Natur dafür, dass sich kollektives Verhalten und blinder Gehorsam durchsetzten, während kritisches Denken eher zum Tod führte.

Können wir unseren Mitmenschen Vorwürfe machen, wenn sie ihren natürlichen Antrieben folgen?

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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton


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