Impressionen einer Fahrt zum Bundestag. Ergebnis: Berlin is lost.
Wir sind kürzlich mit dem Bus auf Einladung unseres Bundestagsabgeordneten von der AfD zu einer zweitägigen Fahrt nach Berlin gefahren. Neben dem Besuch des Bundestags incl. Plenarsitzung standen eine Stadtrundfahrt zu politisch wichtigen Plätzen, der Besuch eine Ministeriums mit Vortrag und eines Museums auf dem Programm.
Von der Autobahn Rostock – Berlin kommend sind haben wir in Tegel die Autobahn verlassen und sind in Richtung Wedding in die Innenstadt gefahren. Am ehemaligen Flughafen Tegel, da wo ich bei McParking früher mein Auto geparkt habe, gibt es jetzt zwei riesige Parkplätze, wo nur ukrainische Autos stehen. Auch an der Straße vom Flughafen in Richtung Wedding stehen sehr viele ukrainische Autos.
Ich finde das bemerkenswert, weil alle Ukrainer in unserem Ort mittlerweile neue Autos gekauft haben und mit deutschen Nummernschildern fahren. Überhaupt sieht man in MeckPomm nur noch selten ukrainische Autos. Mir ist es schon letzten Sommer aufgefallen, dass ich viele ukrainische Autos auf dem Brenner und in Italien gesehen habe. Auch in Berlin fahren noch viele Wagen mit ukrainischem Kennzeichen rum. Uns hat man gesagt, dass die Ukrainer nach 9 Monaten ihre Autos ummelden müssen und dann ein deutsches Kennzeichen bekommen. Das scheint in anderen Bundesländern aber wohl anders gehandhabt zu werden.
Auffällig ist der ganze Dreck und Müll, der entlang der Berliner Straßen liegt. Mal mehr, mal weniger auffällig. Berlin hat ja vergleichsweise eine Menge an altem Bestand an Straßenbäumen. Da wird das Laub nicht weggeräumt, an den Bäumen liegen Müllsäcke, die dann aufreißen und den Müll drumherum verteilen, Roller und schrottige Fahrräder liegen auf den Gehwegen. Wegen des nassen, verrottenden Laubs geht man in vielen Fällen auf dem Gehweg durch eine Mischung aus stinkendem Matsch und Müll.
Auf den Prachtstraßen, die vom Großen Stern (Siegessäule) abgehen liegt Müll auf den Gehwegen und im angrenzenden Tiergarten. Selbst direkt vorm Schloss Bellevue, dem Sitz des Bundespräsidenten, liegen hier und da Papierreste oder es fliegt Folie durch die Luft.
Im Tiergarten in Richtung Reichstag wurde das Laub auch nur notdürftig in Teilen weggeräumt, aber auch hier liegt der Müll, zwar weniger als im Wedding, auf dem Gehweg bis direkt zum Reichstag.
Vor dem Reichstag befindet sich immer noch das Provisorium aus hässlichen Containern, wo die Anmeldung und Personenkontrolle der Besucher durchgeführt wird. Flankiert werden die Container durch wilde Absperrungen, hinter der sich eine Baustelle befindet.
Seit mittlerweile 20 Jahren kenne ich den Platz vorm Reichstag nur als Provisorium mit hässlichen Containern, Bauzäunen und Baustellen. Was war das vor 100 Jahren noch für ein prachtvoller Platz. Die Demokraten von heute scheinen dafür keine Sinnesorgane mehr zu haben.
Im Innern des Reichstags waren die Pissoirs und Wasserhähne der Besuchertoiletten zum Teil mit Plastikfolie behangen, so wie man es von Bahnhöfen und Flughäfen kennt. Man muss sich mal vorstellen: Der Reichstag ist das Aushängeschild unserer Republik. Der Bundestag ist deshalb mit einem milliardenschweren Budget ausgestattet. Jährlich besuchen Hunderttausende Gäste aus dem In- und Ausland dieses Gebäude. Und sie sind noch nicht mal in der Lage, einen ansprechenden Park vor dem Reichstag anzulegen oder die Toiletten schnell zu reparieren, wenn da mal was kaputt geht.
Ich habe mich als Deutscher geschämt, als ich die vielen ausländischen Besucher am Reichstag sah und welcher Anblick ihnen im Herzen unserer Hauptstadt geboten wird.
Auf die fehlende Urbanität der meisten Neubauten brauche ich hier nicht hinzuweisen. Potsdamer Platz und das Holocaust-Mahnmal sind architektonische Sünden. Am Potsdamer Platz ist bis zum heutigen Tage kein Park wischen den hohen Gebäuden angelegt worden, nur eine große, billige Rasenfläche. Zwischen den Gebäuden geht man auf nach wie vor provisorischen verdreckten Schotterwegen.
Unser Hotel befand sich im Wedding. Abends wollten wir dann in einer Gruppe von 15 Männern und Frauen in einer typischen Berliner Kneipe noch ein paar Mollen zischen. Kurzer Check auf Google Maps. Nicht weit weg befanden sich Prinzenallee und Badstraße mit einer Menge an Gastronomie. Da wird sich doch was finden lassen, dachten wir.
Wir sind auf der Prinzenallee und Badstraße sage und schreibe keinem einzigen Deutschen begegnet. Zwei Weiße, die uns begegneten, stellten sich dann als Ukrainer heraus. Beide Straßen sind voll mit Dönerimbissen, einigen türkischen Restaurants, Barber-Shops, Shisha-Bars, Gemüseläden, orientalischen Supermärkten, Telefonshops und Wettbüros, aber keine Kneipe für uns.
Gegenüber vom Gesundbrunnen-Center haben wir dann tatsächlich noch eine Ur-Berliner Kneipe entdeckt. Wir machten die Tür auf und waren plötzlich in einer vollkommen anderen Welt. Billardtisch, Dartscheibe und Musikbox, deutsche Gäste, eine deutsche Wirtin – das hätten wir hier dann doch nicht erwartet. Mir kam die Kneipe vor wie der letzte Außenposten oder das letzte Refugium deutschen Lebens in einer sonst feindlichen Welt. Denn wenn man die Tür aufmachte, fühlte man sich nicht in Berlin, sondern in Islamabad.
So krass wie hier habe ich es noch nie gefühlt, wie uns unser Vaterland unter den Händen zerrinnt. Wir waren alle geschockt und sagten einhellig: Berlin ist sowas von lost. Nie und nimmer möchten wir in dieser Stadt wohnen. Sicher ist der Wedding besonders krass, aber in Moabit, Neukölln oder Kreuzberg sieht es auch nicht anders aus. Und auch die anderen Stadtteile werden nach dem Weddinger oder Neuköllner Beispiel gentrifiziert. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es auch dort kippt.
Einige meiner Studienkollegen sind ja nach Berlin gegangen und arbeiten jetzt dort in Ministerien, bei Verbänden oder in Kliniken. Und sie schwärmen immer von der Hauptstadt, wie toll es dort ist, was die Stadt für ein reichhaltiges Angebot an Kultur, Gastronomie und Freizeitaktivitäten bieten, welche Kreativität durch das Aufeinandertreffen vieler Kulturen freigesetzt wird.
Ich glaube, meine Studienkollegen haben eben einen ganz anderen Wahrnehmungsfilter als ich. Für mich ist diese Stadt, die ich zu DDR-Zeiten wirklich geliebt habe, ein absolutes No-Go.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER