Das Rätsel lässt sich lösen: Denkfaulheit ist ein Naturgesetz
Ja, was sagen die Psychologen wohl dazu? Selbst wenn Psychologen eine Antwort hätten: Dürfen die überhaupt etwas sagen?
Zunächst jedoch: Es gibt nicht DIE Psychologen, denn insbesondere für Psychologen gilt, was Prof. Ernst Pöppel nach 40 Jahren Hochschulausbildung von Psychologinnen und Psychologen (siehe https://angstambulanz.info/#denken) feststellte: Dass auch unter Psychologen "nur rund zehn Prozent der Menschen selber denken und ihr Leben in die eigene Hand nehmen. ... Neu ist jedoch der Einfluss der digitalen Medien. Diese übernehmen zunehmend eine Vordenkerfunktion - gerade auch bei Akademikern, von denen man eigentlich noch am ehesten annehmen sollte, dass sie selber denken wollen".
Hierzu gehört immer auch die Feststellung des Nobelpreisträgers Bertrand Russell, der 100 Jahre früher bereits dasselbe beklagte (https://angstambulanz.info/#lernen): "Wir alle haben eine Tendenz zu denken, dass die Welt unseren Vorurteilen entsprechen muss. Die gegenteilige Herangehensweise beinhaltet eine gewisse Anstrengung des Denkens, und die meisten Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es."
Geht man 2000 Jahre zurück, dann findet sich dieselbe Erkenntnis bei Platon. "Sogar Platon warnte in seinem Höhlengleichnis vor der akuten Lebensgefahr für den, der sich anmaßt, diejenigen 90 Prozent, die 'eher sterben als denken', in ihrer Denkfaulheit zu stören. Es ist also töricht, darauf zu hoffen, dass die Denkfaulen zum Denken gebracht werden können", schrieb ich am 20.09.2024 hier (https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=660259).
Wer den Erfahrungswert von Prof. Pöppel bezüglich der 90-prozentigen Denkfaulheit für übertrieben hält, folge einfach diesem Link (KeineHeimatKyffhaeuser) auf eine Seite, wo ein Typ unter einem Seitentitel "KeineHeimatKyffhaeuser" und dem Logo "Der germanische Geist ist der Geist der Freiheit" die Zitate der hier zitierten Angstambulanz am 25.09.2024 frech plagiiert.
Also lieber @Ankawor, da ist bei 90 Prozent kein "germanischer Geist" oder "Geist der Freiheit" zu finden, sondern nur noch "kognitive Sterbebegleitung" zu beobachten. Erwarte folglich von 90 Prozent der Menschen kein eigenes Denken. Und erwarte von 90 Prozent der Psychologen, "die nicht selber denken, die passende kognitive Sterbebegleitung", aber nichts, was Dir hilft, die Welt, Deine Psyche oder die Psyche Deiner Mitmenschen zu verstehen.
Die Frage ist vielmehr:
Wie geht man mit dieser Tatsache um, dass 90 Prozent der Mitmenschen "eher sterben als denken" wollen?
Meine bescheidene Antwort: Wenn man ein glückliches Leben führen will, sollte man diese Tatsache ebenso selbstverständlich annehmen, wie man mit allen anderen Naturgesetzen umgeht: Man akzeptiert die Denkfaulheit von 90 Prozent der Menschen als naturgegeben. Wer sich gegen die Naturgesetze auflehnt, hat ein Leben mit Stress oder verliert sein Leben. Das ist im Bereich der Physik einfacher zu erkennen als im sozialen Bereich, die Konsequenzen sind jedoch identisch.
Leider gehört es zu den häufigsten Denkfehlern, von sich auf andere zu schliessen. Wer sich am eigenen Denken erfreuen kann, ohne es von anderen zu erwarten, gewinnt mehr Seelenruhe, sagten Platon und seine Zeitgefährten. Deshalb rege ich an, eher die Antworten der antiken Philosophen zu lesen anstatt heutige Psychologen zu fragen.
Antike Grüsse
Avicenna
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"Niemand ist mehr Sklave als der, der sich für frei hält, ohne es zu sein" (Johann Wolfgang von Goethe, 1809)