Hallo Dieter, das ist eine hoch interessante Frage, die ich erst seit kurzem aufgegriffen habe. (mT)
Ich habe kürzlich einmal die alten Steigbriefe für einen Teil unserer Felder durchgesehen, die meine Vorfahren in den 18xxer und frühen 19xxer Jahren gekauft bzw. ersteigert hatten.
Das Interessante dabei ist, daß der Preis in Reichsmark angegeben ist und dabei auch stand, wievielen Gramm Gold das entsprach.
20 Goldmark waren 7.16g Feingold.
Ich habe mir dann kurz die Mühe gemacht und die Preise für die ersteigerten Flächen umgerechnet mit dem Preis, den man heute für ein 20 Markstück bezahlt (560 EUR).
Die Preise waren im Vergleich zu heute astronomisch. Für einen relativ bescheidenen Acker was Lage und Bodenzahl angeht zahlte ein Vorfahr von mir in der Zeit um 1905 das Äquivalent von 80000 EUR, heute bekommt man denselben Acker selbst nach der Preissteigerung um Faktor 3-6 in den letzten 25-30 Jahren immer noch für etwa 20000 EUR.
Entweder war zu dieser Zeit eine Art Ackerpreisinflation und mein Vorfahr hat den Acker völlig überteuert gekauft, so a la Telekomaktien bei 100, oder die Äcker waren damals wesentlich teurer weil es pro Dorf so viele Bauern gab und die Preise von Nahrungsmitteln relativ zum Hauseinkommen viel teurer.
Bei Häusern kann ich es auch sagen: ich habe eine Kaufurkunde von 1912 gesehen für ein Bauernhaus mit Scheune und Stallungen für 12000 Goldmark. Das entspricht 600 20-Goldmarkstücken, also 600 x 560 EUR = 336 000 EUR = 4.3 kg Gold. Das ist ziemlich genau das, was man jetzt nach dem neuen Verkehrswert (neueste Grundsteuer-Bewertung) auch für das Grundstück mit Haus und Stallungen bezahlen müßte.
Man könnte also sagen, bei Immobilien hat das Gold seinen Wert behalten.
Interessant wäre ein Vergleich aus dem Jahr 2000, als 1 kg Gold für 10000 EUR zu haben war. Ein freistehendes EFH in einigermaßen Lage auf dem Land war damals wahrscheinlich für 160000 EUR zu haben, was 16 kg Gold entspricht.
Heute, Oktober 2024, wären 16 kg Gold = 1.28 Mio EUR. Dafür bekommt man momentan selbst im Speckgürtel von den Großstädten Süddeutschlands schon ein einigermaßen großes Haus.
Gold hat also klar im Wert gewonnen.
Man kann auch den Wert in Bezug auf das Arbeitseinkommen ausdrücken. Nehmen wir einen typischen Gymnasiallehrer, davon gibts die Tabellen im Internet, monatliche A13 Besoldung, nehmen wir mal Stufe 5 an (10 Jahre im Dienst, also ca 36 Jahre alt), und die Umrechnung in Unzen Gold für das Monatsgehalt, leicht gerundete Schlusskurse des Jahres mit 2:1 Umrechnung DM:EUR :
https://oeffentlicher-dienst.info/beamte/bund/a/
https://www.kettner-edelmetalle.de/wissen/goldpreis-historische-entwicklung
1960: 1183 DM = 16.9 oz (70 DM/oz)
1970: 1522 DM = 20.3 oz (75 DM/oz)
1980: 2698 DM = 2.3 oz (1179 DM/oz)
1990: 4167 DM = 5.3 oz (783 DM/oz)
2000: 5695 DM = 10.5 oz (544 DM/oz)
2010: 4090 EUR= 2.9 oz (1417 €/oz)
2020: 5274 EUR= 2.8 oz (1898 €/oz)
2024: 5932 EUR= 2.4 oz (2500 €/oz)
So, jetzt darf sich jeder ausrechnen, wie ein Gymnasiallehrer in realen Werten besoldet ist, wenn ein Haus etwa 4 kg Gold kostet und er 2.4 oz im Monat verdient (brutto), im Kilo 32 Unzen sind. Dann brauchts 16 Monate für ein Kilo und 64 Monate = etwas mehr als 5 Bruttojahresgehälter für 4 kg. Dann ist das Haus abbezahlt.
Wenn er in der Zwischenzeit bei seiner Frau lebt, die die Miete zahlt und ihn füttert und er alles spart und keine Steuern zahlt. Bei Steuern eben entsprechend länger.
Gruß DT