Gebe ich Dir in vollem Umfang recht
Kövesi ist ein Ausnahmetalent. Auch ihr Vater war schon Staatsanwalt, und sie ist in unserer Stadt aufgewachsen. Man kennt den Werdegang und die kompromißlose Haltung für den Rechtsstaat und gegen Korruption. Viele Klippen hatte sie zu bewältigen, - es liegt ja in der Natur der Sache, dass man so eine Person nicht im Rücken haben will, wenn man gewisse Geschäfte als Politiker macht.
Sie als Rumänin zu bezeichnen, ist nicht ganz richtig. Sie stammt aus Rumänien, aus Siebenbürgen, aber gehört der ungarischen Minderheit an. Deshalb der ungarische Name, der eben nicht rumänisch klingt. Natürlich ist es für die Angehörigen der ungarischen Minderheit noch schwerer, sich nach oben zu boxen, aber sie hats geschafft. Dass sie sich bei ihren Recherchen des SRI (= Nachfolgeorganisation der Securitate) bedient, ist nur recht und billig. Wie soll sie sonst an das Material kommen, um die Halunken in der Riege der Politiker zu überführen?
Nach dem Zirkus in Rumänien, den Machenschaften der großen Koalition, mit Billigung eines schwachen Präsidenten namens Johannis, der zwar deutschstämmig ist, aber niemanden auf die Hühneraugen treten will, werden die Stimmen lauter, die Kövesi lieber im eigenen Land sehen wollten. Und zwar nicht als Juristin, sondern als Präsidentin. Nachdem wir in Rumänien zwar eine parlamentarische Demokratie haben, aber im Gegensatz zu Deutschland und Österreich ein semipräsidentielles Regierungssystem existiert, wodurch der Präsident mehr Einfluss auf die Politik nehmen kann, versprechen sich viele eine spürbare Verbesserung im Land, wenn eine Frau mit dem Kaliber von Kövesi an der Spitze steht.
Die Befürwortung für eine starke Juristin an den Schaltstellen der EU hält sich hier in Grenzen, zumal man zur EU langsam auf Distanz geht. Die Stimmen werden lauter, dass die EU eine Fehlentscheidung war. Die Anti-EU-Stimmungen werden zwar nimmer noch durch die Gelder gedämpft, die aus Brüssel kommen. Das sieht man dann an den Informationsplakaten bei irgendwelchen großen Bauvorhaben (Autobahn, Brücken, etc.), wo dann die Finanzierung durch die EU hervorgehoben wird. Aber wenn das noch weiter eingeschränkt wird, dann zieht das auch nicht mehr.
Das Veto von den Niederlanden gegen die Einbindung von Rumänien in das Schengener Abkommen hat für große Verstimmung bei den rumänischen EU-Anbetern gesorgt. Ich persönlich finde es gut, weil dadurch gewährleistet wird, dass nicht jeder unkontrolliert ins Land rein- und rauskommen kann. Aber die Mehrheit wartet darauf, dass die Blase platzt und sich die EU in Wohlgefallen auflöst. Was nichts mit einer grundsätzlichen Stimmung zur europäischen Zugehörigkeit zu tun hat. Die Bevölkerung in Rumänien betrachtet sich zum absolut überwiegenden Teil als europäisch.