Auf der gestrigen Demo in Wolgast versammelten sich 3.500 Menschen, eine Verdoppelung gegenüber der Vorwoche. Damit hat sich Wolgast als zweitstärkster Demo-Standort hinter Rostock in M-V etabliert.
Hierher kommen auch die Leute aus Greifswald, Anklam und von der Insel Usedom.

Die Stimmung war fantastisch. Eine Band spielte das Wolgast-Lied, Dr. Wildberg, Chefarzt auf Usedom hat gesprochen, in einem Meer aus Wunderkerzen wurde FREIHEIT gesungen. Anschließend gingen wird durch die Stadt. Es gab noch eine kurze Abschlusskundgebung.

Ca. 300 Polizisten, dieses mal aus M-V, wurden aufgeboten, die sich aber im Hintergrund hielten, den Verkehr regelten und den Demo-Zug begleiteten.

Im Gegensatz zu 1989 merkt man jedoch, dass es keinen unumschränkten Rückhalt in der übrigen Bevölkerung gibt. Passanten schütteln mit dem Kopf, es gibt Schmährufe oder "Lasst Euch endlich impfen!". Trotz der überall aufflammenden Proteste vertreten wir wohl nach wie vor eine Minderheitenposition. Gäbe es eine Volksabstimmung, dann würde man wohl die Linie der Regierung unterstützen oder sogar deren Verschärfung fordern.

Wo ist die deutsche Jugend? Wo sind die Studenten?

Auch in Wolgast wurde der Protest im wesentlichen von der Generation Ü45 getragen. Es waren zwar auch Familien mit Kindern und auch junge Menschen/Jugendliche da, aber längst nicht in dem Ausmaß deren Anteils an der Bevölkerung. Im benachbarten Greifswald, einer Studentenstadt ähnlich Münster, Tübingen oder Göttingen hat man zur Montags-Demo gerade mal 300 Mann mobilisieren können.

Früher wurde der Protest und das damit verbundene Ringen um die Zukunft primär von der jungen Generation und insbesondere den Studenten als Avantgarde getragen. Auch 1989 waren die Studenten in der DDR auf der Straße. Aber jetzt verkriechen sich die jungen Leute zu Hause, sie sitzen auf der Couch und spielen irgendwelche Computerspiele und die Studenten gehen willfährig zum Impfzentrum, lassen sich die Spritze geben, tragen brav die 2G-Konzepte mit und hetzen sogar noch gegen deren Kritiker. Und das in einem gesellschaftlichen Umfeld, was tot ist, was der Jugend nichts mehr an Attraktionen zu bieten hat, wo die jungen Männer ihr Adrenalin ausstoßen können.

Die Stimmung auf so einer Demo ist besser als im Stadion bei Hansa Rostock, hier kann man pfeifen, trällern, singen, man spürt die Energie, das Gemeinschaftsgefühl. Einfach unglaublich, wie sehr sich die jungen Männer ihr Adrenalin auf der Couch in sich hineinfressen. Es gibt doch nichts mehr, wo sie ihr überschießendes Temperament oder Testosteron gesteuerte Aggressionen abreagieren können. Clubs, Diskotheken, Fußballstadien sind geschlossen. Oder haben die jungen Männer gar kein Temperament mehr? Ich weiß nicht. Da bin ich einfach ratlos. Ich war doch auch mal jung und weiß, was im Körper eines jungen Mannes vor sich geht. Ich verstehe das einfach nicht.

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Auf der Abschlusskundgebung hat man sich gegenseitig versichert, nächsten Mittwoch wieder dabei zu sein und noch weitere Leute mitzubringen. Bei den in M-V ab morgen geltenden Kontaktbeschränkungen wird am kommenden Mittwoch jedoch keine Demo mehr genehmigt werden.

Aus der Corona-Verordnung geht nach meinem Verständnis nicht hervor, inwieweit die Kontaktbeschränkungen auch auf offener Straße gelten. Dann sollten ja Spaziergängen nichts im Wege stehen.

Gruß Plancius

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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER