Es bezweifelt ja niemand, daß die Zahl der "Testpositiven" auf der von Dir verlinkten Anzeigetafel korrekt wiedergegeben wird. Das Problem ist, daß das eine vollkommen belanglose Information ist, wenn man wissen will, ob man es mit einer pandemischen Notlage zu tun hat. Um das bestimmen zu können, gäbe es viele andere Kennziffern. Auf unser aktuelles Szenario gemünzt einige Beispiele:

1) Ist die Gesamtsterblichkeit (d.h. die Rate mit der pro z.B. 100.000 oder einer Million Menschen gestorben wird) in irgendeinem Populationssegment im Vergleich zum mehrjährigen Trandkanal anomal erhöht?
2) Ist die Gesamtmorbidität (d.h. ursachenunabhängige Erkrankungsrate) in irgendeinem Populationssegment im Vergleich zum mehrjährigen Trendkanal anomal erhöht?
3) Ist die Erkrankungsrate im Hinblick auf eine schwere Viruspneumonie in irgendeinem Populationssegment im Vergleich zum mehrjährigen Trendkanal plötzlich anomal hoch?
4) Ist die Rate der Krankenhauseinweisungen aufgrund schwerer Viruspneumonien in irgendeinem Populationssegment plötzlich anomal erhöht im Vergleich zum mehrjährigen Trendkanal?
5) Ist die Sterberate im Hinblick auf die Todesursache "Viruspneumonie" in irgendeinem Populationssegment im Vergleich zum mehrjährigen Trendkanal plötzlich anomal erhöht?
5) Ist die Zahl der Hausarztkonsultationen aufgrund von Atemswegsinfekten (egal welcher Schwere) in irgendeinem Populationssegment plötzlich anomal erhöht im Vergleich zum mehrjährigen Trendkanal?
6) Ist die Krankmeldungsrate in irgendeinem Segment der Arbeitnehmerschaft im Vergleich zum mehrjährigen Trendkanal plötzlich anomal erhöht?

Das sind nur einige der für die Ortsbestimmung "pandemische Notlage - ja oder nein" relevanten Indikatoren, die mir spontan einfallen. Zu beachten ist, daß für mehrere der genannten Indikatoren auch andere Ursachen als eine über das Land rollende Pandemie einen signifikanten Ausschlag nach oben verursachen können (z.B. wenn sich Behandlungsrichtlinien ändern oder für Patienten aufgrund politischer Entscheidungen plötzlich andere Anreizstrukturen für die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe entstehen).

Was Israel (wie der Rest der Schildbürger) da mit seinen Statusindikatoren veranstaltet, ist doch geradezu ein mustergültiges Beispiel für das fundamentale Problem, das ich in meinen anderen Beiträgen oben dargelegt habe. Wenn ich gefragt werde, wie lang der Tisch ist, hilft es ja auch nichts, wenn ich darauf mit "Ja schau' doch auf's Thermometer" antworte.

Anerkennend hervorheben kann man immerhin, daß die Zahl von Patienten mit positivem SARS-CoV2-Test, die tatsächlich auch wegen einer schweren Atemwegserkrankung/Viruspneumonie (und nicht einfach asymptomatische Verkehrsunfälle oder Schlaganfälle mit positivem Abstrich darstellen) ins Krankenhaus eingeliefert worden sind, angezeigt wird. Das sind laut der Anzeigetafel Stand heute ganze 138 in einem Volk von fast neuneinhalb Millionen.

Aber das Allerwichtigste für eine realistische Lageeinschätzung fehlt eben: Eine Information darüber, wieviele Leute insgesamt mit einer ILI/ARE ins Krankenhaus eingeliefert worden sind (das werden bedeutend mehr als die gerade einmal 138 "COVID19"-Patienten von heute sein), meinetwegen gern auch mit einer Zusatzinformation darüber, ob und welcher Erregertest positiv ausgefallen ist – Bei den meisten Patienten muß dieses Feld allerdings zwangsläufig leerbleiben, weil es für die übergroße Mehrzahl der Erreger schlichtweg kein Nachweisverfahren gibt und wir die Mehrheit der Erreger auch noch gar nicht entdeckt haben. Es wäre überdies auch von vorwiegend akademischem Interesse, da die Behandlung in Ermangelung wirksamer Medikamente gegen Viren grundsätzlich auf Unterstützung der Immunabwehr des Patienten und Linderung der akuten Symptome wie Atemnot abzielt.

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Ainsi continue la nuit dans ma tête multiple... elle est complètement dechirée... ma tête.
- Luc Ferrari