Für Tesla gibt es keine Hoffnung

Hyperion, Sonntag, 10.01.2021, 23:32 (vor 1194 Tagen) @ tomflitzebogen2356 Views

Könnte sehr viel zur Tesla-Technik schreiben, bin selbst seit 10 Jahren in der ADAS/AD Branche unterwegs. Der Tesla FSD Rechner besteht hauptsächlich aus Teslas eigenem ASIC, dem FSD Chip. Die Entwicklung wurde 2016 begonnen und seit 2019 wird der Chip in Massenproduktion verbaut.

Damals war er tatsächlich recht weit gedacht, da er Convolutional Neural Networks (CNNs) beschleunigt. Tesla hat für das Projekt Jim Keller und sein Team angeheuert (eine Art Semiconductor All-Stars-Team). Sie haben wie immer faszinierende Arbeit abgeliefert.

Allerdings sind Jim Keller und sein Team nach weitgehend getaner Arbeit schon 2018 weitergezogen.
Der FSD Chip hat "nur" max. 73 TOPS (Einheit, um CNN-Performance zu messen). Er sitzt auf einem recht "alten" 12nm Samsung-Prozess. Inzwischen hat nicht nur NVIDIA bessere Chips, inzwischen gibt es selbst von den langsamen Japanern vergleichbare Chips (z.B. Renesas V3U mit immerhin 60 TOPS).

Daher ist Tesla dabei, einen neuen Chip zu entwickeln - Q4 2021 soll er rauskommen, zusammen mit Broadcom wird er entwickelt, und basiert auf TSMC 7nm Prozess. Dreimal soviel Leistung soll er haben. Da lächelt der NVIDIA milde, sein Orin macht jetzt schon 200 TOPS.

Was ich sagen möchte: Tesla macht viele Sachen technisch richtig, aber Tesla ist dem Rest der Industrie keinesfalls voraus.

Es ist eher so, dass das aggressive Marketing für "Full Self-Driving" ein Riesenproblem für Tesla werden wird. Musk hat versprochen, dass dieses Jahr bereits verkaufte Autos "Level 5" erreichen. Das ist aufgrund der verbauten Sensoren & anderer Hardware technisch unmöglich.

Im gleichen Atemzug twittert er, dass er seinen Arbeitsweg mit der neuesten Software "fast ohne Eingreifen" bewältigen kann. Das Problem dabei ist: auf Level 5 fährt das Auto so gut, dass kein Lenkrad mehr verbaut ist. Die Außen- und Rückspiegel braucht man dann nicht mehr. Die Fenster könnten raus, weil keiner mehr rausgucken muss. Jemand ohne Führerschein könnte auf die Rückbank krabbeln und sich fahren lassen. Man setzt sein Kind in ein Level-5 Auto und lässt es zur Schule fahren. DAS ist Level 5.

Was Musk beschreibt, ist Level 2 - das System erkennt nicht mal, wenn es nicht mehr weiterweiß, und der Fahrer muss höllisch aufpassen, dass das Auto nicht irgendwo gegen fährt.

Leider hat Musk FSD schon tausendfach verkauft ($7000 EUR pro Lizenz...), und den Umsatz schon gebucht. Hoffe, er hat gute Anwälte...!

Was für Tesla spricht, ist der hohe Aktienpreis und das riesige, quasi kostenlos verfügbare Kapital - aktuell nehmen sie pro Quartal 5 Mia. USD auf. Da kann ein Daimler nur traurig gucken.


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