Manche Kennziffern verstellen die Aussage mehr, als sie sie beschreiben

Miesepeter, Donnerstag, 20.08.2020, 20:24 (vor 1366 Tagen) @ Reikianer4254 Views
bearbeitet von Miesepeter, Donnerstag, 20.08.2020, 20:42

Hi Reikianer,

bin Laie auf dem Gebiet, aber wenn auf dem Schiff viele alte Leute waren und man die Letalität für die Gesamtbevölkerung darstellen will (darum ging es doch), muss man das doch umrechnen. Wenn auf dem Schiff nur über 90-Jährige mit Vorerkrankungen gewesen wären und 20% von denen an dem Virus gestorben wären, wäre es unseriös zu sagen, dass der Virus eine Letalität von 20% hat.

Ja, das wäre unseriös und auch falsch.

Richtig wäre zu sagen, es sind 20% der 90-ig Jährigen gestorben. Das ist keine komplexe Information, die man zwecks besserem Verständnis vereinfachen muss. Zumal die Aussage, es sei stattdessen eine altersbereinigte Letalität von 0,127% aufgetreten, ein Unwert ist. Es beschreibt den Sachverhalt einfach nicht in verständlichem Maße.

In einer Bevölkerung aus einem Neugeborenen (durchschnittliche Lebenserwartung 1000 Monate) und einem 81-Jährigen (durchschnittliche Lebenserwartung 1 Monat) ist, wenn der Neugeborene stirbt, die alterskorrigierte Letalität 99,9%. Wenn der Alte stirbt, ist die die alterskorrigierte Letalität 0,1%. Was soll diese Zahl aussagen? Dass das Leben eines Neugeborenen 1000x mehr wert ist als das eines 80-Jährigen? Ganz so technokratisch und utilitaristisch muss man sich nicht ausdrücken. Jeder versteht den Unterschied, wenn man sagt, ein Neugeborener ist gestorben, oder ein 80-jähriger ist gestorben, da braucht es keine statistische Kennziffer, um das zu werten oder in irgendeiner Form "vergleichbar" zu machen - was ja ohne implizierte Wertung nicht möglich ist.

Das Ganze mag ja seinen Sinn haben, wenn man durchschnittliche Sterberaten von Gesellschaften vergleichen will - dort wird es auch verwendet - und man die Sterblichkeitszahlen von Nigeria mit denen Japans vergleichbar machen will, und dabei die unterschiedliche Altersstruktur der beiden Gesellschaften dann berücksichtigt und rechnerisch angleicht. Bei der Betrachtung von Krankheiten halte ich das für völlig unangebracht.

Eine gute, ausreichend diffenzierte und einfach verständliche statistische Darstellung hingegen ist zb die weiter oben eingestellte Grafik aus der dänischen Studie.

Gruss,
mp


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung