Millenials - die Kinder der Generation Danisch
"How many millenials does it take to change a lightbulb?
Eighty-four percent of millennials admit that they don’t know how to
change a lightbulb. When asked what they do if one goes out, most either
said that they call the landlord to fix it, or just accept having less
light in future."
Danisch schreibt gerade darüber: "Warum Millenials verhungern werden"
http://www.danisch.de/blog/2019/01/25/warum-millenials-verhungern-werden/
Zuerst einmal ist diese Glorifizierung der Babyboomer-Generation völlig haltlos. Der Druck in der Arbeitswelt heute ist ein ganz anderer als in einer Zeit des scheinbar ewigen Booms (mit kleinen Einbrüchen) und die Gehälter für die Jungen sind auch bei Weitem nicht mehr dort, wo sie einmal waren, ebenso die Aufstiegschancen. Zum anderen sind diese emotional verkrüppelten Millenials die Kinder dieser Babyboomer und die Forderungen dieser Kinder haben die sich auch nicht aus den Fingern gesogen, sondern bloß von der Vorgängergenerationen abgeschaut. Wenn man also schon jemanden die Schuld geben will - warum dann nicht den Eltern der Millenials? Ich will hier nicht Generationen gegeneinander ausspielen, sondern bloß den sonst sehr geschätzten Herrn Danisch wieder etwas auf den Boden der Realität zurückholen.
Meine persönliche Erfahrung:
Kinder der frühen 80er mit jenen der späten 90er in einen Topf zu werfen (alle per definitionem "Millenials"), halte ich nicht für sinnvoll, weil sich beide vom psychologischen Profil her nach meiner Erfahrung doch sehr unterscheiden. Der große Unterschied ist das Selbstbild. Die Geburten der frühen 80er können fleißig oder faul sein, aber sie wissen von sich selbst ob sie fleißig oder faul sind. Sie sind reflektierter und was den größten Unterschied ausmacht: Sie haben eine wesentlich größere soziale Kompetenz und emotionale Intelligenz! Man kann mir vorwerfen, die frühen 80er-Geburten durch die rosarote Brille zu sehen, weil ich selbst dazugehöre, aber folgende Dinge kenne ich erst seit 5 Jahren und habe ich in den 10 Jahren zuvor noch nie erlebt:
- Neuer junger Mitarbeiter erzählt uns nach 2 Wochen in der Firma, wie er sich den Karriereweg hier vorstellt und dass er innerhalb von 2 Jahren Chef unserer Abteilung (also von uns) sein will. Der Typ war übrigens dumm wie Brot und ist recht bald rausgeschmissen worden.
- Neuer junger Mitarbeiter, maximal 1 Monat in der Firma, kriegt einen Borderliner-ähnlichen Anfall, als ich ihm - als Ausbildner - freundlich und kumpelhaft darauf hinwies, dass er bei seiner Arbeit einen Fehler gemacht hat. Er fauchte mich an, dass man das auch anders hätte sagen können und ich keinen Respekt vor ihm hätte und läuft wie ein Irrer weg (um das zu betonen: Es ist grundsätzlich unmöglich freundlicher zu bleiben, als ich es war, als ich ihn auf seinen Fehler hinwies). Ist nach kürzester Zeit auf Druck aller Mitarbeiter gekündigt worden.
- Neuer junger Mitarbeiter geht nach 2 Monaten zum Chef um Gehaltserhöhung (diese Arbeit damals forderte rund 1 Jahr Einschulungszeit. Der Mann hatte also noch nicht einmal irgendetwas geleistet) -> geflogen
- Neuer junger Mitarbeiter lästert bereits in den ersten Wochen seiner Ankunft über andere Mitarbeiter und redet mit Leuten, die bereits 20 Jahre in der Firma waren, als wären es seine Saufkumpanen -> aufgrund von gravierender soziale Inkompetenz hinausgeschmissen
Ich könnte da noch einen Haufen ähnlicher Geschichten erzählen, belasse es aber dabei. Was ist mit diesen jungen Leuten passiert? Wer meint, es geht hier allein um die Indoktrination falscher Wertvorstellungen, der irrt gewaltig. Das sind die Kinder, deren Ursicherheit völlig zerstört wurde, weil man sie bereits im jüngsten Alter von der Mutter getrennt und in den Kindergarten abgeschoben hat, damit/weil Mama wieder arbeiten gehen kann/muss. Es sind Kinder, die von ihren mit schlechten Gewissen behafteten Müttern gleichzeitig immens verwöhnt wurden und denen man erzählt hat, dass alles was sie tun, besonders und einzigartig sei. Es sind Kinder, die ohne väterliche Führung aufgewachsen sind. Es sind Kinder, die exakt daran leiden, was Herr Danisch als herausragendes Merkmal seiner Generation herausstellt: Leistungsbereite Eltern als Nutzvieh der kapitalistischen Megamaschine.
Diese jungen Leute sind arm und in der Tat bemitleidenswert. Ihr Leben ist und wird bei Weitem nicht so geordnet sein, wie das ihrer Eltern. Sie haben überhaupt kein konsistentes Selbstbild, wissen nicht, wer sie sind, haben null Selbstwertgefühl, eine immense Angst vor den Herausforderungen des Lebens, weshalb sie nicht absichtlich faul sind, sondern Arbeit aus purer Angst vor dem Scheitern vermeiden (und aus Angst in ihrer Unfähigkeit "enttarnt" zu werden) und kompensieren das mit hemmungslosem Narzissmus, der sofort, wie bei Borderlinern, kippt, wenn kleinste Kritik aufkommt. In der Arbeitswelt stehen sie unter permanenter innerer Anspannung. Sie sind ewig in einem Spannungsgefühl zwischen Arbeit vermeiden (aus Angst), aber Leistung erbringen müssen, damit nicht auffällt, dass sie wenig leisten (was sie mit ständiger Jammerei über die viele Arbeit, bzw. frechen Forderungen für ihre "Leistung" nach außen hin zu verschleiern versuchen).
Interessant ist, dass nicht alle ihre psychische Labilität auf dieselbe Weise kompensieren. Wer seinen Narzissmus so weit steigern kann, dass er meint Selbstbewusstsein vorspielen zu können (meist Männer), der wird laut, extrovertiert und sozial inkompetent (Abfuhr der inneren Anspannung nach außen). Wer diese narzisstischen Kompensationsmechanismen nicht aufbringt (oft Frauen), bleibt schüchtern, muss zwar zu Beginn oft an der Hand genommen werden, ist aber leistungsbereit, wenngleich stets unter immenser innerer Anspannung/Zerrissenheit. Diese Leute richten die innere Anspannung gegen sich selbst. Der Ende des Weges heißt dann: Depression oder Burn Out oder im schlimmsten Fall Psychosen.
Diese neue Generation hat es sich nicht ausgesucht, so zu werden. Das System hat sie dazu gemacht. Ein System, das Danisch in seinem Artikel indirekt verherrlicht. Ich will bei Gott mit keinen von diesen Kindern tauschen wollen. Kritik ist da völlig fehl am Platz.
Beste Grüße
Phoenix5