Das 'Resignation Syndrome' ist vermutlich ein katatoner Zustand und als solcher in der Psychiatrie keineswegs ungewöhnlich

Literaturhinweis, Sonntag, 02.04.2017, 15:41 (vor 2791 Tagen) @ Andudu6297 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 02.04.2017, 16:09

Nachdem ich mir den durchaus m.E. ausgewogenen Stern-Artikel angeschaut habe, fallen mehrere Dinge auf (vgl. auch psychogene Todesfälle):

a) das Syndrom tritt bereits seit dem Jahr 2000 gehäuft auf, also bald 20 Jahre lang ("Hunderte Kinder aus geflüchteten Familien sind seit den frühen 2000er-Jahren an dem Uppgivenhetssyndrom oder Resignation Syndrome (RS) erkrankt, nachdem ihre Familien darüber informiert wurden, dass sie in ihr Herkunftsland abgeschoben werden sollen.")

b) "Die Betroffenen fallen in einen komaähnlichen Zustand. Der typische Patient sei "vollkommen passiv, unbeweglich, habe keine Muskelspannung, sei zurückgezogen, stumm, unfähig zu essen und zu trinken, inkontinent und reagiere nicht auf physische Reize oder Schmerz ..."

Auszuschließen ist daher m.E., daß die Eltern oder andere mit der Familie unter einer Decke steckenden Personen nach stationärer Aufnahme in der Lage wären, in allen Fällen dauerhaft und auch noch gezielt dosiert den Kindern die zudem schwer zu beschaffenden künstliches Koma induzierenden Barbiturate beizubringen (selbstverständlich merken das die Toxikologen nach ein paar Tagen und es spiegelt sich im Hirnstrombild). Die Kinder müßten daher recht bald nach stationärer Aufnahme mirakulös wieder "genesen" - scheinen sie aber nicht.

Die neurologische Diagnostik für Komen und vergleichbare anästhetische Zustände ist recht ausgefeilt.

Nach Studium des STERN-Artikels vermute ich stark, daß es sich nicht um ein Koma handelt, das auf i.d.R. bestimmbare physische Ursachen (eben Chemikalien oder Hirnläsionen) zurückgeht, sondern um eine Sonderform einer Katatonie.

Und Katatonien sind psychische Phänomene, und gerade sie beruhen oft auch auf einer als ausweglos erlebten Situation, auch wenn es viele Anzeichen auch für physisch induzierte Katatonien und Verwechslungsmöglichkeiten gibt.

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