Ein paar Punkte zum Thema

Weiner, Dienstag, 28.10.2025, 19:45 (vor 21 Tagen) @ Ostfriese1699 Views

Hallo Ostfriese -

zuerst sage ich Dank, dass Du die Texte von @Dottore hier immer wieder reinstellst. Ich lese die meistens aus wirklichem Interesse durch, würde gerne auch mal was dazu schreiben, habe aber das Gefühl, dass diese allgemeine Thematik im Forum eine Nebensache ist und vermutlich vor meiner Zeit hier alles Wichtige dazu schon gesagt wurde. In diesem nun neuen Beitrag von Dir sind aber ein paar Punkte drin, die mich zu einem Statement 'reizen'.

1. Der auf Macht/Gewalt basierende Staat

Der ist von @Dottore zweifellos richtig erkannt und beschrieben worden. Die Zutat 'Macht' reicht aber nicht aus, um einen Staat zu gründen und aufrecht zu halten. Es braucht auch Organisationsfähigkeit, Kreativität und die ständige sowie erfolgreiche Suche nach Ressourcen (human and non human). Man könnte zB. sagen, in Libyen gibt es jetzt wieder einen Staat, aber es ist nichtmal ein Minimalstaat sondern ein Primitiv-Staat. Da sind ein paar Musels, mit Kalaschnikows und frühmittelalterlicher Weltanschauung, und wenn ihre Ölquellen versiegen oder wegen Wirtschaftskrise ihnen niemand mehr das Öl abnimmt, dann können sie noch ein paar Jahre lang wehrlose Dattelsammler versklaven - und dann war's das. Für einen richtigen Staat braucht es also viel, viel mehr als Macht. Zu diesen (meist organisatorischen) Potentialen gehört auch das Geldsystem. Es gab definitiv (Macht-) Staaten, die ohne Geldsystem (oder mit nur rudimentärem Geldsystem) allerhöchste kulturelle Leistungen vollbracht haben. Aber selbstverständlich geht mit einem Geldsystem alles viel besser.

2. Der Minimalstaat

Wenn ich es richtig verstanden habe, dann war dieses Staatsmodell für @Dottore nur ein Durchgangsstadium in seiner Denkentwicklung. Von neoliberaler oder durchaus wohlmeinender anarchistischer Seite wird dieses Modell auch heute noch vertreten. Es wird deshalb nicht funktionieren, weil es relativ schnell zu Vermögenskonzentrationen führt (und zwar nicht nur bei den Tüchtigen, sondern auch bei den Kriminellen ...) - und dann sind wir ganz schnell auch wieder beim Maximalstaat, der alle Bereiche innerhalb des Staates kontrollieren und aus allen seine Profite ziehen will.

3. Der Maximalstaat

Das ist das, was wir gerade haben bzw. im Aufbau sehen. Die Tore sind geöffnet, ein Teil der Menschheit ist schon 'eingepfercht', der andere wird zusammengetrieben oder (wenn er nicht will) eben vernichtet. Der Maximalstaat basiert auf extremer Vermögens- und Machtkonzentration. und wenn man ihn aus der herkömmlichen Staatsphilosophie betrachtet, ist er nur noch eine freundliche, Recht erheischende Fassade, hinter der dann allerhand Grausamkeiten ablaufen, die man nicht wirklich kennenlernen möchte. Dabei ist es absolut gleichgültig, ob er sich Demokratie oder Kalifat oder Volksrepublik etc. nennt. Die eigentlichen Herrschaftskerne heißen dann (im Westen) Blackrock (Finanz und Wirtschaft), Palantir (Überwachung) und Constellis (Paramilitär) - um das mal symbolisch herunterzubrechen. Die Zukunft des Maixmalstaates ist gut. Er wird in jedem Fall überleben, weil in ihm Profis arbeiten, die auf alle möglichen Eventualitäten vorbereitet sind und über unvorstellbare Ressourcen verfügen.

Geopolitisch und historisch gesehen hat es sich ergeben ('komischerweise', und wir können da nichts dafür ...), dass es gegenwärtig mehrere Maximalstaaten gibt. Und gemäß der uralten Tendenz (seit 5000 Jahren) wird es keine Ruhe geben, bis einer von ihnen übrig bleibt und die anderen vernichtet sind. In diesem Jahrhundert ist das nicht mehr zu erreichen, aber es wird Auseinandersetzungen in diese Richtung geben - und hinterher eben wieder Phasen von "Kaltem Krieg", etwa wie die Pseudofriedenszeiten zwischen den Punischen Kriegen o.ä. Allerdings werden die anstehenden Auseinandersetzungen heftig sein, also von einer Dimension wie Zweiter Weltkrieg (oder noch schlimmer ...). Das alles ist aber eingeplant. Und der kluge Mann und die kluge Frau (wie @Olivia) bereitet sich ja darauf vor.

3. Andere Lösungsvorschläge?

Es hat mich erstaunt, dass @Dottore in seinem im Vorbeitrag zitierten Text explizit nach alternativen Lösungsmöglichkeiten fragt. Ich dachte, er hätte Derartiges vorgeschlagen oder wenigstens angedeutet. Tatsächlich gibt es nur anderthalb andere Optionen. Eine davon ist der Konsens bzw. die Akzeptanz einer Mehrheitsentscheidung (der eine allgemeine Diskussion vorausgeht). Sowohl die Macht wie auch die Übereinkunft beziehen sich immer auf eine Gemeinschaft/Gesellschaft von Menschen, und innerhalb dieser kann man nur durch Konsens oder durch Macht eine Handlungfähigkeit herstellen. Wer etwas anderes kennt, soll es bitte hier reinschreiben. Die halbe und gewissermaßen dritte Alternative könnte man darin sehen, dass jemand zwar die Macht hat, aber sie am Gemeinwohl orientiert - und eben nicht an den partikularen, egozentrischen Interessen derjenigen, die die Macht haben. Dieses Modell läuft bei Platon unter der "Herrschaft der Weisen", und man kann es eigentlich vergessen.

Die freiwillige Übereinkunft der Vielen in einer Gemeinschaft/Gesellschaft/Gebietskörperschaft ist das, was man herkömmlich als "Demokratie" bezeichnet. Brauchen wir hier nicht ausführen, ob und wie es geht. Es ist die einzige echte Alternative zur Macht. Sie ist nicht von sich aus besser, denn auch die Vielen können sich irren, Fehler machen und böse sein. Auch die "Demokratie" steht in einem Kampf - nämlich gegen die totalitäre Macht (also Blackrock+Palantir+Constellis bzw. KPCh). Alle kochen daher mit dem gleichen Wasser. Die Chancen der "Demokratie" in diesem Kampf sind nicht sehr groß. Ich habe aber vor einiger Zeit hier geschrieben, dass nach den großen, anstehenden Auseinandersetzungen zumindest im Westen die gewalttätig organisierende Macht und die Demokratie aufeinander zugehen werden müssen, wenn die Gesamtlage DANACH wieder konsolidiert werden und ein neuer Aufbau stattfinden soll.

Wie sehen die individuellen Alternativen also aus. Man kann sich der Macht andienen oder im Macht-Mainstream parasitär mitschwimmen. Oder man kann sich auf das Wagnis Demokratie einlassen (eine gefährliche Liebhaberei wie etwa ParaGliding oder FreeClimbing). Auf jeden Fall aber sollte man sich vorbereiten -

empfiehlt freundlich grüßend der Weiner.


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