Kurzer Urlaubsbericht von der deutschen Nordseeküste.

Plancius, Dienstag, 22.07.2025, 21:36 (vor 143 Tagen)5390 Views
bearbeitet von Plancius, Dienstag, 22.07.2025, 21:51

Man liest ja derzeit viel über den abflauenden Tourismus an der deutschen Nordseeküste, über viele freie Ferienwohnungen, nur mäßig besuchte Gastronomie, ausbleibende Urlauber wegen der vielen Windkraftanlagen an der Küste.

Ich kann nur sagen: Vergesst es. Glaubt nicht alles, was auf X und diversen Foren gepostet wird. Die Autobahnen sind immer noch voll, Stau ohne Ende, die Flughäfen platzen nach wie vor in den Sommerferien aus allen Nähten. Ehe die Deutschen am Urlaub sparen, muss es wohl noch etwas weiter bergab gehen.

Fährt man die A23 in Heide in Richtung Nordsee/Büsum ab, kommt man erstmal an einer mehrere Hektar großen Baustelle vorbei. Große Schilder kündigen "Hier entsteht Europas modernstes Batteriewerk" mit dem Northvolt-Logo an. Auf dem Gelände sind schon viele Punktfundamente gesetzt worden, etliche Bagger stehen in Reih und Glied nebeneinander, viele Container für die Bauleitung stehen dreistöckig übereinander. Mich wundert, dass viele Monate nach der Pleite die Baustelle noch nicht geräumt, die Container nicht abgebaut und vor allem die vielen Bagger noch nicht von der Baustelle abgezogen worden sind. Jeder weiß, wie teuer ein Bagger ist, der nicht in Bewegung ist, sondern untätig monatelang herumsteht.

Schon in Heide wird man von vielen Windrädern empfangen. Im Landkreis Dithmarschen stehen wahrscheinlich die meisten Windräder pro qkm in ganz Deutschland. Das Dreieck Heide - Büsum - Friedrichskoog ist extrem mit Windrädern vollgestellt. Die Windräder sind allerdings nicht so hoch wie andernorts in Deutschland.

Kommen wegen der Windräder weniger Touristen?

So wie es ausschaut: NEIN. Büsum und Umgebung haben das schönste Wattenmeer an der Nordseeküste. Die Touristen kommen wegen des Wattenmeers und der Wattwanderungen und der gut ausgebauten Küstenradwege. Entweder nehmen sie die Verspargelung der Landschaft als Abzug vom Erholungswert in Kauf. Es gibt aber auch genug Leute, die den Windradausbau in Deutschland als Fortschritt begrüßen und sich unter all den Windrädern sogar wohl bzw. gut fühlen.

Das Gros des Akademikermilieus ist indifferent gegenüber Windkraftregionen, die Arbeiter- und Malocherschaft hat in der Regel auch keinen Blick dafür. Sie wollen Party machen und sind dabei glücklich.

Dieses Jahr steht in Büsum alles unter dem Zeichen des Regenbogens. Letztes Jahr hingen am Rathaus noch zwei Ukrainefahnen.

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Mein Campingplatz ist wie jedes Jahr in den Sommerferien bis auf den letzten Platz ausgebucht. Auch hier hat sich der Campingplatzbetreiber der bunten Ideologie verschrieben. Er begrüßt seine Gäste mit dem Slogan "Camping ist bunt".

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Ich frage mich immer, wie man als Geschäftsmann auf den Gedanken kommt, ohne Zwang und äußere Not einem medial gehypten Zeitgeist hinterherzurennen und sein Business für politische Botschaften zu missbrauchen. Ich fahre ja auch nicht mit dem AfD-Logo durch die Gegend und vermeide im Geschäftsleben jeglichen Bezug zu Politik.

Jeder Selbstständige weiß, dass die Gesellschaft gespalten ist, politische Themen polarisieren und man mit einer eindeutigen politischen Positionierung Kunden vor den Kopf stößt und vergrault. Ich kann über ein derart dummes Verhalten eines Geschäftsmannes nur den Kopf schütteln. Aber die Leute in jener Blase scheinen sich ihrer Sache so sicher zu sein, sie wähnen sich so auf Seiten der Mehrheit, dass sie wahrscheinlich denken, dass ihre politische Missionierung ihnen auch noch Pluspunkte im Geschäftsleben gibt.

Die politische Indoktrinierung beginnt schon morgens früh, wenn man seine Brötchen holt.

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Büsum ist nach wie vor fest in deutscher Hand. Nur selten sieht man eine Frau im Hidschab. Es gibt sehr viele Familien mit Kindern. Die Erwachsenen sind auffällig oft tätowiert, gepierct und auch übergewichtig.

Büsum ist ausgesprochen gepflegt, was sich die Stadt jetzt mit 4 Euro Kurtaxe pro Erwachsenem und Tag honorieren lässt. Letztes Jahr waren es noch 3 Euro. In der kleinen Fußgängerzone hört man viel russisch. Viele Ukrainer/Ukrainerinnen gehen hier shoppen, tragen ihre Einkaufstüten über dem Ellbogen und bevölkern die Restaurants, Cafes und Eisdielen.

Das Kugel Eis kostet im Durchschnitt 2,30 Euro, das Schnitzel im Restaurant 25 Euro, 0,4 Liter Bier ca. 5,50 Euro. Den Vogel abgeschossen hat ein Imbiss in der Familienlagune, wo ich für 2 Portionen Kibbelinge mit Pommes und 2 Flaschen Flens insgesamt 42 Euro bezahlt habe. An einem anderen Imbiss der Stadt habe ich selbiges jedoch auch für 27 Euro erstanden.

Jedenfalls hat man in Büsum den Eindruck, dass die Welt noch in Ordnung ist. Die Stadt ist voller Menschen, die Gastronomie ist gut besucht, das Geld sitzt bei den Leuten immer noch locker, die Stadt ist top gepflegt, eine neue Ferienhaussiedlung wird schon wieder aus dem Boden gestampft, die touristische Infrastruktur ist hervorragend. Summa summarum - wenn man nicht im Gelben liest oder nicht auf X unterwegs ist, dann ist von Krise nichts zu spüren.

Manchmal ist es hilfreich, hinaus in die Welt unter Menschen außerhalb unserer Blase zu gehen, um auch andere Perspektiven auf die Welt in sein Weltbild einfließen zu lassen.

Gruß Plancius

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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER


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