Dottore: Wir haben somit einen sich gegenseitig aufschaukelnden Prozess, in dem sowohl …
Hallo Plancius
Das
Diese ganze Steuer- und Abgabenflut, die uns bald ereilen wird, wird eine Verarmung breitester Bevölkerungsschichten nach sich ziehen, was wohl die übergroße Mehrheit der Bürger unseres Landes noch gar nicht auf dem Schirm hat.
gilt nicht nur für die übergroße Mehrheit der Bürger, sondern auch für die akademischen, journalistischen und politischen Machtlakaien unseres Landes, wie dottore in
https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=159190 Re: Was macht 'Inflation' - das 'Geld' oder die 'Abgabe'? Nächster Versuch verfasst von dottore, 17.12.2002, 18:40
- mit sehr viel eigenem nachzuvollziehendem Denken - auszuführen weiß.
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→ → Lieber Dottore,
damit wir nicht aneinander vorbeireden: Das Inselbeispiel stellt keine Südseeidylle dar. Ziel war es, das heutige Wirtschafts- und Geldwesen so vereinfacht abzubilden, daß der fragliche Sachverhalt (Inflation bei Neuverschuldung=Zins?) sichtbar wird.
Lieber Dimi,
verstehe alles bestens. Ich möchte dennoch mit einer völlig anderen (von mir aus neuen) Theorie des Preisniveaus aufwarten. Bücher über Inflation incl. Hajo Rieses Theorie der Inflation habe ich sämtlich intus. Sie laufen letztlich auf ein: Was-ist-knapper-Phänomen? hinaus. (Riese: sog. Berliner Schule, hat Heinsohn promoviert und Lehrer so kluger Köpfe wie Niquet, usw., große Festschrift zum 65. Geburtstag).
Steigen die Preise, dann sind die Waren knapp (oder relativ zum Geld knapp) und vice versa. Also gebührt die Krone (Preisstabilität) dem, der beides, Waren und Geld so toll ausschaukelt, dass sich die Warenpreise nicht verändern (was überdies zu bestmöglichen Allokationen und dergleichen führt).
Das Ganze ist zwar nicht ganz koscher, da Waren zunächst in Stück, Gewicht usw. gemessen werden, Geld dagegen nicht. Man behilft sich aber bekanntlich mit dem Konstrukt Geldmenge und schafft damit sozusagen Waffengleichheit: Die Warenmenge und die Geldmenge müssen irgendwie immer gleich zueinander bleiben oder sich gleich entwickeln und dann verändert sich das Preisniveau nicht. Und alles ist schön und gut.
Dies ist seit den Monetaristen, die wir bestens kennen (Oresmius, Biel, Aquila, Salamanca-Schule, Bodin, usw. bis hin zu Walker, Fisher, Gesell, Brunner, Friedman usw., usw.) zunächst bei Gold und Silber (Waren) und anderen Waren (Waren) in zahlreiche Varianten einer Quantitätstheorie gegossen worden.
Aus dieser haben wir gelernt, dass es letztlich darauf ankommt, das Geld irgendwie so zu optimieren, dass alles optimal läuft, nicht nur bei den Preisen, sondern auch bei Produktion und Vollbeschäftigung. Et cetera, et cetera.
Falls es irgendwie nicht passt, dann müsse man nur das richtige Geld einführen oder wieder einführen (reicht von Edelmetall über gedeckte Noten bis hin zu umlaufgesichertem Geld usw. usw.) oder das vorhandene richtig handeln - und schon ist alles wieder in Butter.
Wir haben jede Menge Geldtheorien zur Kenntnis genommen (nochmals Danke, @Popeye, für sehr feine Hin- und Weiterverweise) und letztlich laufen sie alle darauf hinaus, zu versuchen, das Geld richtig zu erklären (einzel- oder gesamtwirtschaftlich, als debt oder credit, als privat oder chartal, usw. usw.) und dann habe man etwas in der Hand, um alle ökonomischen Misslichkeiten damit endlich in den Griff zu kriegen, solche Sachen wie Inflation und vor allem Deflation, die ja eigentlich, so man den neuesten Bekundungen glauben soll, von jedem Erstklässler beendet werden kann: Man muss doch bloß Geld drucken!
Diverse Haken bei der Sache werden ungern zur Kenntnis genommen, z.B. dem, dass die Preise sich verdoppeln können, auch wenn überhaupt nicht mit Geld, sondern nur auf Kredit gekauft wird und dass Geld (heute) rundum Kredit-, alias Schuldgeld ist, macht das Ganze nur verzwickter, denn jetzt geht's darum sozusagen gegen zu steuern: Gegen zu viel Kredit die Zinsen erhöhen, oder letztlich das Geld immer dann zu verknappen, wenn der Kredit überbordet und umgekehrt schlicht Geld in Form von Scheinen abzuwerfen, falls überhaupt keiner mehr per Kredit kauft und die Wirtschaft sich dem Ende nähert.
Dazu gibt es Tausende von Experten, Notenbanken, Chefvolkswirte usw. usw., die das alles bestens erklären, auch gern konträr, aber das macht ja nichts.
Nun habe ich mir erlaubt, einen völlig anderen Aspekt ins Rennen zu werfen, nämlich - ausgehend vom Geld als etwas, das nur Geld ist, wenn es zur Zahlung dient, was wiederum voraussetzt, dass es vorher zu einem Verschuldungstatbestand gekommen ist (auch beim Kauf verschulde ich mich in Höhe des Kaufpreises) - hier dem von ex nihilo entstandener Schuld & bewaffnetem Zwang, was perfekt das definiert, was den Staat (Herrschaft, Macht, Gewalt usw.) darstellt.
Die Schuld ist die Abgabe und die Möglichkeit, sie überhaupt in die Welt zu setzen und dann einzufordern, schafft die Waffe.
Die Abgabe ist Geld, was nicht heißt, dass alles Geld schon Abgabe sein muss, da es die Möglichkeit gibt, zumal heute, Geld in allen Varianten zu fabrizieren, wobei die Fabrikation letztlich immer auf einen öffentlich-rechtlichen Vorgang hinausläuft. Kurzum: Staat und ZB haben es immer in der Hand, mit dem Geld zu machen was sie wollen.
Entscheidend ist nun, was das Machen mit dem Geld für Konsequenzen hat und zwar nicht für die Wirtschaft, sondern für den Staat. Oder umgekehrt: Der Staat hat es nicht nur in der Hand, das, was er selbst braucht, die Abgabe nämlich, so zu manipulieren, dass der Geldwert (also Wert des Abgabenmittels) steigt oder fällt, sondern es ist einzig und allein die Abgabe (Höhe, Veränderung, Struktur, Termine, usw.), bzw. das Geld als Abgabe, die das sog. Preisniveau bestimmt und nicht das Geld als Tauschmittel oder wie die Definitionen alle heißen, die in jedem Makro-Lehrbuch stehen.
Da die Abgabe (das Geld) unfreiwillig geleistet (gezahlt) wird, besteht ein großes Interesse der Verpflichteten, den Geldwert zu mindern, was letztlich darauf hinaus läuft, die eigene Arbeit bzw. die Waren usw., die man herstellt, um das Abgabengeld zu erhalten (die Steuern sind bekanntlich der mit Abstand größte Ausgabenposten in jeder privaten Haushaltsrechnung) so teuer wie möglich zu machen.
Umgekehrt ist es mit dem Staat, der einen möglichst hohen Geldwert sucht, um für sein Geld möglichst viel an Leistung seiner Bürger zu bekommen, sobald es, das Abgabengeld, an ihn als Abgabe gelangt ist. (Lachen bitte später, Danke).
So sehen wir in Phasen der erstarkenden bzw. sich stabilisierenden Staatsmacht tendenziell deflationäre Tendenzen, die sich unschwer verstärken lassen, indem die Abgabenlast (nach innen und außen, Steuern, Tribute) obendrein auch noch erhöht wird, Großbritannien ist seit dem 17. Jh. das klassische Beispiel.
Die Privaten, erheblich intelligenter als der Staat, ihrerseits (bis heute hier - bezogen aufs Gold (hoffentlich steigt's bald über 350) - im Forum zu betrachten) sind Inflationisten, da sie mit möglichst wenig Leistung bzw. Abgabe von Vermögen oder Kapital möglichst viel Geld bekommen wollen, was sie dann auf Nimmerwiedersehen abführen müssen (Abgaben unterscheiden sich nun mal von Käufen).
Dieses - gewöhnungsbedürftige - Grundmuster ändert sich natürlich, sobald der Staat sich nicht nur mehr mit Hilfe von Abgaben, sondern mit Hilfe von vertagten Abgaben finanziert also Schulden macht. Jeder Schuldner ist automatisch Inflationist, das gilt für den Steuerschuldner nicht anders als für den Kontraktschuldner.
Der Staat kommt nun in die Zwickmühle. Als Abgabengläubiger ist der Deflationist, als Kapitalmarktschuldner ist er Inflationist.
Das Ganze wird nun noch von den inzwischen in der Wirtschaft ablaufenden Prozessen (Kredite usw.) überlagert.
Je mehr private Schuldner sich einfinden, die oft genug sich verschuldet haben, um ökonomischen Erfolg zu haben, um so wiederum den Staat und seine gegenleistungslose Abgabenforderung zu unterlaufen, desto größer wird die Fraktion der Inflationisten.
… der Staat als auch die Bürger mehr Interesse an Inflation (egal, wo sie nun stattfindet, ob bei Sachen, Waren oder Finanztiteln) haben als an Preisstabilität oder gar Deflation.
Aus den oft genug beschriebenen Gründen aber ist der Umschlag von der Inflation in Deflation umso heftiger und unausweichlicher, je mehr die Inflation auf die Spitze getrieben wurde, da letztlich in einem immer stärkeren und schließlich reinen Kreditgeldsystem der Kredit im Zentrum steht, der nicht ad libitum frei vergeben werden kann, sondern besichert sein muss und deshalb von der Preisentwicklung der Sicherheiten abhängt.
Die bekannten ZB-System tun ein Übriges, um dem lustigen Treiben über kurz oder lang ein Ende zu setzen, da sie wiederum auf nichts anderes hinauslaufen als auf eine Abgabe (= den Notenbankgewinn) und erhöhte Abgaben (wie solche überhaupt) immer einen retardierenden und damit tendenziell deflationären Effekt haben.
Zum Schluss darf ich noch Mal auf die bereits ausführlichen Darstellungen dazu verweisen, womit die Thesen lauten:
1. Sobald die Abgaben erhöht werden, kommt es zum deflationären Effekt.
2. Die Abgaben müssen umso sicherer erhöht werden, je stärker sich der Schuldnerstatus des Staates (Staatspapiere) gegenüber seinem Gläubigerstatus (ex Steuern usw.) entwickelt hat.
3. Genauso wie die private Verschuldungsmöglichkeit (Kreditwürdigkeit, -fähigkeit) stößt auch die staatliche an ihre Grenzen (siehe die entsprechenden Formeln zum Staatsbankrott, von @Uwe freundlicherweise dargestellt und gezeichnet).
4. Der deflationäre Kollaps ist durch gar nichts aufzuhalten.
5. Wann er in vollem Umfang eintritt, ist völlig offen. Let's watch it closely.
6. Sog. Re- oder Inflationierungen basieren auf dem stets gleichen, bereits x-fach durch dekliniertes Muster: Noch mehr Schulden zu machen, was noch mehr Uneinbringlichkeiten schafft, was nur die Fallhöhe steigert und sonst nichts bewirkt.
7. Inflationen sind umso schwerer zu bewerkstelligen, von Hyperinflationen ganz abgesehen, je höher die bereits vorhandene Staatsverschuldung ist.
8. Der Staat kann sich durch Inflation niemals entschulden - im Gegenteil.
9. Gutgeschriebene Zinsen auf Forderungen gegen den Staat wirken deflationär, sofern in gleicher Höhe Steuern eingefordert werden.
10. Werden diese Zinsen hochgebucht, haben sie keinerlei Wirkung.
11. Dies gilt auch für die sog. Ausgabe dieser Zinsen durch die Zinsberechtigten. Entscheidend ist nicht dies, sondern der vorangegangene Kaufakt. Womit ein Kauf bezahlt wird, spielt für das durch den Kaufakt selbst bereits festgelegte Preisniveau (Kaufpreis) keine Rolle mehr.
12. Die Vorstellung, Geld in welcher Form auch immer würde das Preisniveau bestimmen, ist falsch.
Gruß!
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Gruß - Ostfriese